Dorndorfer Milchbank Dorndorfer Milchbank: Sitzplätze mit Kultstatus
Halle/MZ. - Von Rainer Wißenbach Dorndorf. Die Dorndorfer Milchbank hat in ihrer Funktion als Sammelstelle von Milchkannen längst ausgedient. Sie überdauerte bislang im Ortskern an einer Stelle, die schon rund ein Jahrhundert Treffpunkt von Einheimischen ist. Wende und Dorferneuerung haben das gute Stück am einstigen Dorfbackhaus nicht angetastet.
Hintergrund ist, dass die alte Holzkonstruktion bei entsprechendem Wetter heute noch jeweils nachmittags von 14 Uhr bis 15 Uhr - und wenn der Eismann kommt sogar bis 16. 30 Uhr - von ringsum wohnenden Senioren in Besitz genommen wird. Und am Abend, wenn's dämmert, ist sie Treffpunkt der Dorfjugend. Kurz, die alte Milchbank ist im Lauchaer Ortsteil Kult.
Wenn sich die Rentner auf der um 1965 von der LPG gebauten Bank gemütlich niederlassen, sitzen natürlich alle in der ersten Reihe. Was links, rechts und frontal der Sitzgelegenheit passiert, sorgt für Gesprächsstoff, lässt keine Langeweile aufkommen. Über die gute alte Zeit wird diskutiert. Dorfnachrichten werden ausgetauscht. Aber auch über Dinge, die hinter der Ortsgrenze passieren, wird geklönt. Das richtige Zeitunglesen ist ebenso Thema. Natürlich von hinten nach vorne, meinten die 83-jährigen Änne Herrmann und Martha Nerre. Hannelore Heider (65) hielt dagegen, dass sie zuerst das Titelfoto anschaut und danach das Kreuzworträtsel löst. Aber auch manche Erinnerungen werden in den Gesprächen wach.
Als ich noch jung und schön war, haben hier schon meine Eltern mit Dorfbewohnern ihr Schwätzchen gemacht, gab Oma Änne zum Besten. Damals sei zwar noch keine Milchbank da gewesen, dafür aber zwei große Sandsteine. Als Kind habe sie noch darauf gesessen, während die Alten hier solange erzählt haben sollen, bis ihr frisch gebackener Kuchen samt großen runden Kuchenblech mit Topflappen nach Hause transportiert werden konnte. Martha Nerre gibt in der folgenden Rentendiskussion zu bedenken, dass doch eigentlich nur der reich sei, der gesund ist.
Die Rentner verwiesen letztlich darauf, dass ihre Bank im Winter von einem Auto gerammt worden ist. Dabei wurde ein Stück Latte abgebrochen. Das nicht mehr vorhandene Stück gegenüber fehlt dagegen schon länger. Ramona Zinsch, mit 44 Jahren die Jüngste auf der Bank, zeigt den Verlust. Um Behebung der Schäden bemüht, meinte Hannelore Heider daraufhin, dass man's vielleicht nur mal Lauchas Bürgermeisterin sagen müsste.