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Feuerwehr im Burgenlandkreis Die Wehr in Zeiten des Krieges ist auch ein Teil der Feuerwehrgeschichte in Zeitz

In Zeitz kamen Schüler der 2. Volksschule der älteren Klassen wegen der Bombenangriffe für nächtliche Brandwachen zum Einsatz. Wie sich für die Feuerwehren alles entwickelte.

Von Angelika Andräs 28.06.2024, 15:52
Dieses fast 100 Jahre alte Foto zeigt die damalige Werksfeuerwehr der Zeitzer Kinderwagenfabrik E.A.Naether.
Dieses fast 100 Jahre alte Foto zeigt die damalige Werksfeuerwehr der Zeitzer Kinderwagenfabrik E.A.Naether. Foto: Archiv Petrik Wittwika

Zeitz/MZ. - Die Zeitzer Feuerwehr ist in diesem Jahr 160 Jahre alt geworden. Dank der unermüdlichen Arbeit und Recherchen, Sammeln und Auswerten von Rudolf Hänsge (1935-2014), dem einstigen Vorsitzenden des Zeitzer Kreisfeuerwehrverbandes, einem Mann, der mit Leib und Seele der Feuerwehr zugetan war und dem es zu verdanken ist, dass Zeitz über eine fast lückenlose Chronik des Feuerwehrwesens verfügt, kann hier ein Blick in die Geschichte geworfen werden. Die MZ greift auf die Chronik zurück und auf Beiträge des bereits verstorbenen Zeitzer Heimatforschers Rolf Zabel.

Das Feuerwehrwesen entwickelte sich auch in Zeitz stetig weiter, die Wehren rückten zusammen, und Werksfeuerwehren waren schon vor 100 Jahren ein Thema. So zeigt ein fast 100 Jahre altes Foto die Werksfeuerwehr von EE.A. Naether der bedeutenden Zeitzer Kinderwagenfabrik, die für den Großbetrieb dringend erforderlich war. Überhaupt war die Feuerwehr attraktiv für viele junge Männer, denn die Wehr hatte einen guten Ruf, die Leistungen wurden anerkannt und geachtet.

In den Jahren 1926 und 1928 wurden im damaligen Nachbarkreis Weißenfels, in Droyßig und Osterfeld Verbandstage der Feuerwehr durchgeführt. Ein Kreisfeuerwehrtag wurde 1928 auch in Rasberg und 1933 in Kayna durchgeführt. Rolf Zabel führt zu der Zeit Anfang der 1930er Jahre aus: „Waren bis 1933 in der Mehrzahl die im Kreisfeuerwehrverband und dieser wiederum im Landesfeuerwehrverband zusammengefasst und ihre Arbeit in demokratischer Form bestimmt, kam bald die große Veränderung. Auch die Feuerwehr wurde dem damaligen System angepasst. Den Feuerwehrverbänden wurde nun eine sogenannte Staatsaufsicht auferlegt.

Gemäß des preußischen Gesetzes über das Feuerlöschwesen wurde den Wehren die staatliche Anerkennung weiter zuerkannt. Einen Haken hatte das aber doch gehabt, denn die Feuerwehr wurde nunmehr dem Ortspolizeiverwalter unterstellt.“ Und noch etwas kam in jenen Jahren hinzu: Durch die vielen Parteiformationen stellte sich zwangsläufig Mangel an Mitgliedern ein. „Da wurden auch führende Leute, wie zum Beispiel in der Feuerwehr Aue-Aylsdorf der Kamerad Bauer, aus der Wehr einfach gestrichen, was seinerzeit kommentarlos vom Ministerium des Innern angeordnet wurde. Deren Beispiele gibt es viele“, so Zabel weiter.

Schon Mitte der 1930er Jahre war zu erkennen, dass die Feuerwehr neben dem Löschen von Bränden mit weiteren Aufgaben belegt wurde und sich somit ein völlig neuer Charakter der Leistungen einer Feuerwehr herausbildete. Auf einmal stand das Wort „Luftschutz“ immer mehr im Vordergrund der Arbeit der Feuerwehr. Wie aus Chroniken ersichtlich, geschah das offen und eindeutig, wie zum Beispiel 1935 im Schriftverkehr an die Wehren in Aue-Aylsdorf oder Wetterzeube belegt ist. Rudolf Hänsge fand auch dazu viele konkrete Dinge heraus. So fand zum Beispiel am 19. Januar 1935 in Wetterzeube im Gasthof „Zum Esel“ und auch in anderen Orten ein vom Reichsluftschutzbund durchgeführter Aufklärungsvortrag statt, in dem es darum ging, dass im Ernstfall der Feuerwehr eine sehr wichtige Aufgabe zugedacht sei. Am 23. November 1938 wurde ein Gesetz über das Feuerlöschwesen herausgegeben.

Dieses beinhaltete die Grundlage für die Vereins- und Verbandsauflösungen in den Feuerwehren. Gemäß dieser neuen Verordnung wird die Feuerwehr schon als „eine technische Hilfspolizeitruppe“ bezeichnet. Die Feuerwehren wurden voll und ganz in die Kriegsmaschinerie in Nazideutschland integriert. „Viele junge Kameraden der Feuerwehr kamen zum Wehrdienst, für die Feuerwehr wurden Hilfskräfte eingesetzt. Im Verlaufe des Zweiten Weltkrieges wurden Jugendliche aus den Reihen der HJ (Hitlerjugend) in den Feuerlöschdienst verpflichtet“, schreibt Zabel. Es wurden auch sogenannte Feuerwehrbereitschaften gebildet. Durch den verstärkten Luftkrieg im Kriegsverlauf hatten diese Einheiten nach den schweren Luftangriffen auf deutsche Städte und Dörfer eine nicht minder schwere Aufgabe zu verrichten.

In Zeitz zum Beispiel, das belegt die Chronik von Rudolf Hänsge, kamen die Schüler der 2. Volksschule der älteren Klassen zum Einsatz für nächtliche Brandwachen des Schulgebäudes am Steinsgraben. Alles, was die Feuerwehrleute in Spezialschulungen, wie in der damaligen Luftschutzschule „Harmonie“ zur Brandbekämpfung gelernt hatten, wurde aufgrund der neuen Vorgehensweise der Bombardements der alliierten Luftwaffe Makulatur. Der Krieg hatte seine eigenen Gesetze.