Die Schokolade bleibt in den nächsten Wochen im Schrank
ZEITZ/MZ. - "Sieben Wochen ohne" ist ein Appell an den Willen zum Verzicht, aber es bedeutet nicht, besonders hart und asketisch gegen sich vorzugehen. Obwohl es Edith Beilschmidt schon manchmal hart ankommt, auf Schokolade zu verzichten, wie sie gesteht: "Ich esse viel Schokolade, wenn ich mich angespannt oder im Stress fühle. In der Fastenzeit will ich mir beweisen, dass ich etwas durchhalten kann." Schon seit 30 Jahren. So lange freut sie sich dann auch besonders auf Ostern. "Es ist immer wieder schön, wie toll dann der Schokoladenosterhase schmeckt", meint sie lachend.
Schokolade und Süßigkeiten liegen ganz vorn bei den Dingen, die sich der Eine oder Andere in der Fastenzeit verkneifen will. Thomas Friedrich, Pfarrer der Katholischen Pfarrgemeinde St. Peter und Paul Zeitz trinkt in der Fastenzeit keinen Alkohol und will auch bei Süßigkeiten kürzertreten. So sei diese Zeit eine gute Gelegenheit, den eigenen Körper zu testen, zu lernen, wie weit man von bestimmten Dingen schon abhängig sei. Allerdings sieht er in christlicher Tradition auch einen doppelten Effekt: "Was man einspart, soll man als Almosen geben, also spenden", erklärt er, "das ist für mich ein ganz wichtiger Aspekt." Nicht zufällig begeht die katholische Kirche am fünften Sonntag der Fastenzeit den Misereor-Sonntag, wo für die Dritte Welt gespendet wird. Das katholische Hilfswerk Misereor, das 1958 als Aktion gegen Hunger und Krankheit in der Welt von den deutschen Bischöfen ins Leben gerufen wurde, will so auf den weltweit zunehmenden Hunger in vielen Ländern infolge des fortschreitenden Klimawandels hinweisen. Die 51. Fastenaktion ruft deshalb die Christen in Deutschland zu weltweiter Solidarität mit den Armen und Notleidenden in der Welt auf.
Die Fastenzeit soll heute aber längst auch eine Zeit sein, in der jeder versucht, auf etwas zu verzichten, was Spaß macht, was selbstverständlich ist. So beschreibt es auch Werner Köppen, Pfarrer von St. Stephan-Nicolai im Evangelischen Kirchspiel Zeitz. Und er hält sich auch an "Sieben Woche ohne": Kein Alkohol und kein Fernsehen. "Die ganze Familie verzichtet auf das Fernsehen", meint er. Dass die Passionszeit vom Sonntag nach Aschermittwoch bis Ostersonntag eine Zeit der Besinnung auf das Leiden und Sterben Jesu Christi ist, steht für ihn außer Frage. Und es ist eine gute Zeit, vielleicht durch den bewussten Verzicht etwas zum Verstehen dazu zu tun.
Man kann auch auf Fleisch verzichten. Und genau das nimmt sich Beate Jagusch aus Ossig auch dieses Jahr wieder vor. "Es hat nicht immer funktioniert", gesteht sie ein, "was dann an meinem Geburtstag und Familienfeiern lag, aber da sieht es dieses Jahr schon einmal gut aus." In jedem Fall ist es ihr den Versuch wert, den Alltag solcherart zu durchbrechen. Und wenn man es schaffe, meint sie, fühle sich das gut an, man sei besser drauf.
Ob und wie Beate Jagusch und Edith Beilschmidt und die beiden Zeitzer Pfarrer durch die Fastenzeit kommen, das will die MZ in den nächsten sieben Wochen immer wieder von ihnen wissen.