Die flinke Nadel rattert noch
Loitsch/Zeitz/MZ. - "Wenn die Sonne hoch steht, läuft es gut." Hans-Otto Böhland aus Loitsch will nicht klagen. Im Mai 2003 gründete der gelernte Maurer eine Ich-AG. Böhland bietet Hausmeisterdienste an. Gartenpflege, Heckenschnitt, Reparaturarbeiten und Bauleistungen wie Maurerarbeiten. Die laufen noch am besten.
Nur im Winter sieht es mau aus. Eine Familie könnte Böhland nicht ernähren. Was reinkommt, reicht gerade mal für ihn selbst. Und die monatlichen 240 Euro im dritten und letzten Jahr der Förderung bezeichnet er als "Tropfen auf den heißen Stein". Ob Böhland noch einmal den Schritt wagen würde? Er zuckt fast hilflos mit den Schultern. Wenn er sieht, wer von seinen ehemaligen Kollegen alles arbeitslos zu Hause sitzt. "Mit Kleckerkram läuft es wenigstens halbwegs", spricht er für sich.
"Ich würde es zu jeder Zeit wieder machen", spricht Silvia Acker-Kratzsch über die Gründung ihrer Ich-AG "Flinke Nadel" im März vergangenen Jahres. Die Werkstatt mit der Änderungsschneiderei hat sie sich über dem Hof am Haus in Loitsch eingerichtet. So fallen keine Mietkosten an. Die 32-jährige Frau ist zufrieden. Sie hat immer zu tun. Mal mehr und mal weniger. "Ich verdiene so viel, dass ich alle Kosten decken kann und noch etwas übrig bleibt", sagt sie. Auch wenn die monatlichen Zuschüsse wegfallen, will sie die Änderungsschneiderei nicht aufgeben.
Auch Annett Krieger hatte ihr Hobby zum Beruf gemacht. Am Forstplatz in Zeitz startete die kreative Frau mit einem kleinen Geschäft mit Bastel- und Geschenkartikeln durch. Sie gestaltete nicht alltägliche Zuckertüten und bot Bastelkurse für Kinder und Erwachsene an. Zuckertüten, Ton-Topffiguren und Windlichter sind aus dem Schaufenster verschwunden. Seit Dezember steht der Laden leer.
"Es sind zwar viele Bastelkunden gekommen, doch es hat nicht gereicht, um alle Ausgaben zu decken", sagt Frau Krieger nach zwei Jahren Ich-AG und meint dabei in erster Linie die Abführungen an den Staat wie Renten- und Krankenversicherung. Selbst die GEZ machte Forderungen geltend. "Als Selbstständige musste ich neben den normalen GEZ-Gebühren zusätzlich noch vierteljährlich 60 Euro für das Radio in meinem Auto bezahlen."
Auch wenn der Versuch schief ging, bereut hat Annett Krieger nichts. Man müsse auch selber etwas in die Hand nehmen und versuchen, auf die Beine zu kommen. Allerdings muss auch alles finanzierbar sein. Und da könnte der Staat den Existenzgründern gerade in den ersten Jahren mehr Vergünstigungen einräumen, befindet sie.