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Der Bach im Kuhndorftal Der Bach im Kuhndorftal: Warum das Gewässer elf Namen hat und woher sie kommen

Von Angelika Andräs 30.05.2020, 13:30
Der Kuhndorfer Bach begleitet den Wanderer in ursprünglicher Landschaft durchs Kuhndorftal. Alles in allem hat er elf Namen.
Der Kuhndorfer Bach begleitet den Wanderer in ursprünglicher Landschaft durchs Kuhndorftal. Alles in allem hat er elf Namen. Angelika Andräs

Zeitz - Das Kuhndorftal ist beliebt bei Zeitzern: Liegt es doch nah bei der Stadt, lässt sich ohne anstrengende Steigung bewältigen und bietet zu jeder Jahreszeit wunderschöne Ausblicke. Ein Wegbegleiter ist der Bach, der derzeit sogar wieder etwas mehr Wasser führt. „Wo kommt der eigentlich her?“, fragte das Radler-Paar Sandra und Domenik Schmidt aus der Nähe von Gera. Und weil auch Zeitzer Spaziergänger immer wieder uneins sind, wie der Bach eigentlich heißt, hat sich die MZ des Themas angenommen.

Vorab sei gesagt, dass der etwa 15 Kilometer lange Bachlauf mit seinen 142 Metern Gefälle über elf Namen verfügt. Der leider bereits verstorbene Heimatforscher und Autor Rolf Zabel hatte sich vor vielen Jahren schon einmal ausführlich damit beschäftigt, außerdem gibt es auch noch ältere Veröffentlichungen zum Thema. Deshalb folgt die MZ dem Lietscher, Nedsner, Zähtschdorfer, Rödner, Kuhndorfer, Rasberger, Rothener, Brühl-, Ratten-, Hanf- und Wilden Bach jetzt einmal auf andere Art.

Woher kommt der Bach und wohin fließt er?

Kurz gesagt: Von Loitzschütz bis nach Zeitz, wo er im heutigen Schlosspark Moritzburg mündet. Seine Quellen liegen um Loitzschütz in verschiedenen Rinnsalen und Gräben in einer Höhenlage von 297 Meter über Normalnull (NN). In Loitzschütz hat das Bächlein dann schon ein Gefälle von 26 Metern, die Rinnsale laufen dort in der Ortslage zusammen, und der Bach macht sich auf seinen Weg in Richtung Zeitz, wo er im heutigen Schlosspark Moritzburg in den Mühlgraben mündet. Am sogenannten Brückenhaus der Wäscheunion liegt der Zusammenfluss.

Früher war das anders. Aber einen langen Weg nimmt der an der Quelle Lietscher Bach Genannte auch heute noch. Rolf Zabel fand übrigens noch einen kleinen historischen Einwurf zu „Lietscher“: Kaum jemand erinnert sich wahrscheinlich noch, dass Loitzschütz einmal durch so genannte „Lietscher Pillen“ bekannt war. Das waren Phosphorpillen, die einst der örtliche Dorfschmied herstellte und die als Rattengift weit und breit von ihm vertrieben wurden.

Wie kommt der Bach ins Kuhndorftal?

Von Loitzschütz aus geht es weiter in die Flur Nedissen oder Nedsen. So kam der Bach zu seinem zweiten Namen Nedser Bach. Mit seinen Teichen trieb er hier sogar einst eine Mühle an. Im weiteren Verlauf erreicht der Bach unterhalb des so genannten Zetzschdorfer Holzes die Ortschaft Zetzschdorf, und dort ist der Bach dann auch unter dem Namen Zähtschdorfer Bach bekannt. Die Besonderheit in diesem Bereich beschrieb Zabel so: „Hier aber bekam nun der Bach einen tüchtigen Schwung, denn nur auf einem Kilometer Länge kam dieser auf ein Gefälle von zwölf Metern.“

Auf dem kurzen Stück bis hinter der Brücke der Straße Röden-Geußnitz heißt er dann übrigens Rödener Bach. Und ein Tipp für Wanderer und Spaziergänger: Gleich rechts neben der Brücke kann man noch die Ruine eines alten Brauereikellers erkennen, der in Sandstein eingehauen ist. Ein Stück weiter oben liegt auch das sagenhafte „Leierloch“. Hier soll ein Gespenst umgehen und die Leute erschrecken. Und dann ist der Bach schon im schönen Kuhndorftal. Dort nennt er sich oder nennt man ihn folgerichtig Kuhndorfbach. Und hier trägt er wesentlich dazu bei, dass der Wanderweg durchs Tal so beliebt ist.

Was gibt es am Kuhndorfbach zu entdecken?

Folgt man dem Bachlauf aus Richtung der Quelle durchs Kuhndorftal, kommt man mit ihm am Pumpwerk der Kuhndorfer Wasserleitung vorbei. Die wurde 1887 hier gebaut und wie Rolf Zabel recherchierte, pumpte sie per Wasserrad damals durch eine Zwei-Zoll-Leitung täglich 20 Kubikmeter gutes Quellwasser hoch nach Kuhndorf.

Etwa gegenüber auf der linken Seite des Baches lag die ehemalige Oettler-Quelle, die einst den Grundstoff des Zeitzer Bieres lieferte und über eine fünf Kilometer lange Wasserleitung zur Brauerei an der Stephansstraße/Geraer Straße brachte. Und dann hat der Bach schon die bekannte Kuhndorfmühle erreicht, wo er wieder ein starkes Gefälle hat und auf 215 Meter über NN kommt.

Wie geht es nach dem Kuhndorftal weiter?

Beim Einlauf in das Knittelholz erreicht der Bach die Höhenmarke von 194,7 Meter über NN. Vor allem ist hier die Rasberger Flur erreicht, und damit trägt der Bach hier den Namen Rasberger Bach. Nahe der Rasberger Kirche macht der Bach eine scharfe Linkskurve und nun geht es zielstrebig in Richtung Schwanenteich. Am Fuße des Schlangenweges wurde er einst Rothenbach genannt. Ganz einfach, weil der Schlangenweg früher einmal Rothenberg hieß, wie Zabel erläuterte. Unterhalb der Dr.-Kurt-Floericke-Promenade gabelte sich einst der Bach:

Der größere Arm verlief links der Rasberger Allee bis zur ehemaligen Weitzeschen Schäferei. Das ist der Bereich, der heute Schulgelände ist. Danach unterquerte der Bach erneut die Straße und nahm die Richtung zur einstigen Hanfmühle auf. Dort trieb der nunmehr Hanfbach früher das Mühlrad an. Heute verfällt hier alles. Der andere Arm des Baches verlief am Schwanenteich entlang, so dass sich beide Arme an der Hanfmühle wieder vereinigten. In diesem Abschnitt, fand Rolf Zabel heraus, sollen sich einmal viele Ratten getummelt haben. So kam es zu dem heute noch bekannten und noch oft zu hörenden Namen Rattenbach.

Wo erreicht der Bach den Schlosspark?

Hinter der Hanfmühle ist der Bach im Brühl angelangt. Ein Teil des nunmehr Brühlbaches floss durch den Brühl in Richtung des heutigen Brühlcenters, während der andere Teil seinen Lauf zur ehemalige Blankenmühle nahm. Die Mühle brannte 1887 nieder, wurde aber später wieder aufgebaut. Heute führt der Bach hier direkt am Wochenbett entlang bis zur Stephansstraße. Schon immer verlief er nach der Unterquerung der Straße in Richtung Rossnerpark.

Auf Grund vieler früherer Hochwasserschäden wurde sein Lauf aber Ende der 1930er Jahre geändert. Unter Zuhilfenahme von Röhren wurde er um das Schloss herum geführt, wo der Bach am so genannten Brückenhaus der Wäscheunion heute noch in den Mühlgraben fließt. Früher war das anders: Der Bach floss durch den Rossnerpark, vereinigte sich mit der Göhle, und beide mündeten an der Schafsbrücke in die Weiße Elster.

Auch dazu hatte Rolf Zabel eine Episode gefunden: Laut einer Urkunde aus dem 15. Jahrhundert gab es sogar einmal Zoff zwischen der Stadt Zeitz und dem Zeitzer Propst, als es darum ging, wer nach Hochwasser vom Brühlbach den angeschwemmten Müll wegräumt. Zur Einigung überbrückte man den Mühlgraben durch ein Wasserkreuz, um das Wasser des Brühlbaches durch den Park zu leiten.

Und wo ist es nun eigentlich der Wilde Bach?

Wild geworden ist er nach vielen Berichten bei Schneeschmelze, aber vor allem bei Hochwasser. Dort, wo heute der Schwanenteich ist, befand sich eine ausgedehnte Wiese mit vielen zum Teil alten Obstbäumen.

Zur Zeit der Schneeschmelze waren die Straße und die Wiese oft überschwemmt, dann wurde der Wasserlauf wohl zurecht Wilder Bach genannt. Das soll auch ein Grund gewesen sein, warum man den Schwanenteich angelegt hat: um das Wasser so aufzufangen. (mz)

Am Brückenhaus mündet der Bach in den Mühlgraben.
Am Brückenhaus mündet der Bach in den Mühlgraben.
H. Krimmer