Damwild-Zucht wegen Wolf beendet Damwild-Zucht wegen Wolf beendet: "Mir brennt das Herz dass nun damit Schluss ist"

Löbitz - Das Damwild-Gehege des Grünen Hofes in Löbitz war für Spaziergänger 15 Jahre lang eine schönes Ziel. Selbst die Osterfelder Kindergartenkinder hatten das Nachbardorf als Ziel für ihren Wandertag auserkoren, um sich dort die Hirsche anzuschauen. Doch das gehört nun der Vergangenheit an, denn das Wildgatter gibt es nicht mehr.
Damwildzucht gerissen durch Wolf
Burkhardt Jäkel, Inhaber des Grünen Hofes, hat die letzten elf Tiere - zu Hochzeiten besaß er neunzig - jetzt abgeschossen und für seine Direktvermarktung zerlegt. Der Grund dafür, dass Jäkel seine Damwildzucht abgeschafft hat, ist der Wolf. „Der ist ja mittlerweile auch im Burgenlandkreis angekommen und wenn eines meiner Tiere gerissen wird, bekomme ich nichts dafür “, meint Landwirt Jäkel.
Immerhin gut 700 Euro sei ein weibliches Tier wert. Der Wert eines Hirsches starte bei 1500 Euro. Weil die Tiere eine lange Lebenszeit haben und damit auch entsprechend lange für Nachwuchs sorgen, seien sie so teuer. „Der wirtschaftliche Schaden wäre immens, deshalb habe ich mich schweren Herzens entschlossen, mein Damwild abzuschaffen“, sagt der 67-jährige Landwirt.
Kein Verdacht einer festen Ansiedlung vom Wolf
Doch ist die Angst von Landwirt Jäkel berechtigt? Wie sieht es aktuell im Landkreis mit Meister Isegrim aus ? Ines Wahl, Pressesprecherin des Landesamtes für Umweltschutz in Sachsen-Anhalt bestätigt denn auch, dass im Monitoringjahr 2016/2017 an einem Rehriss bei Kirchscheidungen im Burgenlandkreis ein Wolf genetisch nachgewiesen wurde.
Zudem seien für den Burgenlandkreis bisher einzelne unbestätigte Hinweise eingegangen. „Der Zeitzer Forst wird in Zusammenarbeit mit dem Bundesforst und den Thüringer Kollegen beobachtet. Derzeit gibt es aber keinen Verdacht einer festen Ansiedlung eines Wolfes im Burgenlandkreis. Wir gehen davon aus, dass die eingegangenen Hinweise und Beobachtungen vornehmlich durchziehenden Wölfen zugeordnet werden können“, macht Ines Wahl deutlich.
Für Hinweise dankbar
Für Hinweise auf Wölfe - etwa Beobachtungen, Riss-, Losungs- oder Spurenfunde - sei das Wolfskompetenzzentrum des Landesamtes für Umweltschutz dankbar. Da jeder Hinweis bei der räumlichen und zeitlichen Analyse der Wolfsvorkommen helfe und entstehende Ansiedlungen so besser erkannt werden könnten. Sie weist Nutztierhalter zudem auf den Herdenschutz hin, der landesweit für Schafe, Ziegen aber auch für Gatterwild gefördert werde.
Über die Möglichkeiten des Herdenschutzes hatte sich auch Burkhardt Jäkel schlau gemacht, bevor er sich gegen die Fortführung seiner Damwildzucht entschied. Für knapp 2,5 Kilometer Zaun sei eine fünfstellige Summe nötig, hat er errechnen lassen. Hinzu käme die entsprechende Technik, um Strom auf die Gitter zu laden.
Besitzer untröstlich: "Mir brennt das Herz"
Zudem gäbe es die Förderung nur einmal in drei Jahren, weiß er von einem Landwirt aus den nördlichen Sachsen-Anhalt, der an den Wolf zwölf Kälber verloren hat. „Der Herdenschutz rechnet sich für mich einfach nicht. Ich bräuchte auf meinem neun Hektar großen Areal, auf dem das Damwild bisher untergebracht war, eine Menge Zaun. Doch mir brennt wirklich das Herz, dass nun damit Schluss ist“, so Jäkel.
Künftig setzt Jäkel ausschließlich auf Galloway-Rinder, will seine 25-köpfige Herde, die auf Wiesen zwischen Pauscha und Löbitz grast, demnächst vergrößern. Denn an die robuste Rasse mit dem kräftigen Fell traue sich der Wolf nicht heran. Und Liebhaber von Wildfleisch bräuchten in Zukunft auch nicht im Jäkel’schen Grünen Hof darauf verzichten. „Allerdings verkaufen wir dann keine Eigenproduktion mehr, sondern wir kaufen Wildfleisch dazu“, so der Landwirt. (mz)