Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Wiedersehen des Schulkombinats Mutschau
theissen/MZ. - Döbris, Köttichau, Mutschau und Steingrimma. Keines dieser Dörfer existiert heute mehr auf der Landkarte. Alle vier Orte, die dem Kreis Hohenmölsen angehörten, mussten vor zirka 45 Jahren der Braunkohleförderung durch den Tagebau Pirkau des einstigen Braunkohlenkombinates "Erich Weinert" Deuben weichen. Die Einwohner wurden damals zumeist auf die Städte Zeitz und Hohenmölsen aufgeteilt. Betroffen waren davon auch viele ehemalige Schüler des Schulkombinats Mutschau. Sie wurden um 1961 aufgesplittet und verloren sich in Folge dessen oft völlig aus den Augen. Am vergangenen Samstag sahen sich nun, nach all den Jahren, erstmals 26 frühere Schüler des Kombinates, zu einem großen Klassentreffen im Gasthaus am Markt in Theißen, wieder.
"Das Wiedersehen mit all den damaligen Klassenkameraden war äußerst emotional und es flossen auch viele Tränen", berichtet Christian Schramm, der heutzutage in Kirchhasel in Thüringen lebt. Zwar hatte sich die Döbriser Klasse, welche 1954 eingeschult wurde, schon im Jahre 2003 erstmalig wieder getroffen und seither in regelmäßigen Abständen gesehen, aber ein so großes Treffen aller Klassen hatte es bisher noch nicht gegeben. "Spätestens als die Schule 1967 endgültig geschlossen wurde, war das ganz normale Leben für uns vorbei und wir wurden in alle Winde verstreut", erinnert sich Schramm. "Aber auch davor war es in gewissem Maße nur noch ein Dahinsiechen, da das Ende unserer Heimat schon längst beschlossene Sache war."
Den Kontakt mit den früheren Kameraden stellte neben Christian Schramm vor allem seine Schwägerin Ingrid Schramm her. "Allein die Telefonate zogen sich meist schon über Stunden hin, so groß war die Freude auf beiden Seiten", erzählt die Theißenerin gerührt. Sie war es auch, die sich um den Ort des Wiedersehens in ihrem Heimatdorf kümmerte. "Zunächst wollte man natürlich erst einmal wissen, wie es den Anderen so ergangen ist - welchen Beruf sie ergriffen haben, ob sie Kinder haben und wo sie mittlerweile leben", erklärt Schramm, "erst in der engen Runde sinniert man dann über die alten Zeiten."
Außer den Schülern haben sich auch drei der früheren Lehrer im Gasthaus eingefunden. Neben dem bereits 85-jährigen Martin Schertler ist besonders Helmut Binder hervorzuheben. Der 73-Jährige hat sich privat einige Kenntnisse in Bild- und Videobearbeitung angeeignet und einen wunderschönen Film mit vielen Bildern von damals angefertigt. Bei der Leinwandvorführung des Videos, das neben zahlreichen Klassenfotos auch Bilder von Gebäuden vor und nach dem Abriss zeigt, kam bei den Anwesenden ordentlich Nostalgie auf. Weiterhin betreut Binder noch die Website www.döbris.de, die ebenfalls zahlreiche Bilder mit dazugehöriger Geschichte zeigt.