Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Still ruht der See
SPORA/MZ. - Still ruht der Penkwitzer See in Spora. Denn ab sofort ist das Bootsangeln auf dem Gewässer verboten. Zu groß ist die Gefahr, dass weitere Teile der nördlichen Böschung nachrutschen und dann zu Wellen im Wasser führen. Angler, die sich in dem Moment mit einem Boot auf dem See befänden, könnten sich erschrecken, das Boot ins Wanken geraten.
Für den Fall, dass der See zufriert, ist das Eisangeln untersagt. "Alles erst einmal vorübergehend, bis sich die Lage beruhigt hat", sagt Matthias Kopp vom Anglerverband Leipzig. Der Verein ist seit Mitte der 90er Jahre Eigentümer des Tagebaurestlochs, die Sporarer Mitglieder bewirtschaften den See und pflegen das umliegende Areal. Für Kopp ist die Böschung, die am Sonntagvormittag zu rutschen begann, aber kein Grund zur Panik. Vor allem deshalb nicht, weil keine Gebäude direkt betroffen sind. Seiner Verkehrssicherungspflicht komme der Anglerverband als Eigentümer natürlich nach, betont er. Heißt: Der Rundweg um den See ist weiträumig mit Flatterband abgesperrt, am Wochenende soll ein massiver Holzverbau den Zugang versperren. Für diejenigen "die nicht lesen können und der Meinung sind, unter dem Band durchkrabbeln zu müssen", so Kopp. Denn die Rutschung ist nicht ohne. Wo früher im nordwestlichen Bereich der Rundweg war, klafft nun ein Loch, die Erde ist auf einer Länge von rund 150 Metern um mehrere Meter in die Tiefe gesackt.
Kopp vom Anglerverband glaubt sogar, dass weitere Teile des Hanges abgehen könnten. "Ja davon gehe ich aus, das ist ein natürlicher Vorgang und irgendwann wird sich eine flachere Böschung einstellen", schätzt er die Lage ein. Hieße für die Angler, dass der See irgendwann ein wenig kleiner sein wird, als die jetzigen 26 Hektar, sollte noch mehr Erde nach vorn in den See rutschen. Bis ran an die Böschung habe man aber sowieso nie geangelt, winkt Kopp ab. Der beliebte Wanderweg indes ist zerstört, ihn umzuverlagern nicht möglich, da hinter dem Weg landwirtschaftliche Flächen sind, die bewirtschaftet werden.
Auch auf diesem Areal sind Risse entdeckt worden. Deswegen wurde auch hier weiträumig abgesperrt - in Absprache mit dem Pächter des Ackers, informiert Bodo-Carlo Ehling, Pressesprecher und Abteilungsleiter Geologie beim Landesamt für Geologie und Bergwesen (LAGB). Das Amt wurde hinzugezogen, weil der See ein Tagebaurestloch ist. 1857 begann in Spora der Kohleabbau. 1891 wurde dann im heutigen Penkwitzer See mit dem Tief- und Tagebau begonnen, bis 1928 förderte man hier Kohle, danach wurde der See geflutet. Bis zur Wende bewirtschaftete ihn der VEB Fischzucht, danach wurde er Angelgewässer.
Kleinere Abbrüche an den Böschungen gab es in der Vergangenheit immer mal. 2002 rutschte die Südkante um gute acht Meter ab, vier Jahre später begannen dort umfangreiche Sanierungsarbeiten auf einer Länge von 300 Metern. Damals waren die benachbarte Straße und auch Anwohner mit ihren Grundstücken betroffen.
Was die aktuelle Rutschung verursacht hat, ist noch unklar. Von Ehling war zu erfahren: "Ein Einfluss durch alte Tiefbaue auf Braunkohle ist gegenwärtig nicht auszuschließen." Es hat mit dem Tagebau zu tun, liegt auch für Gerald Fröhlich von den Sporarer Bergbrüdern nahe. Er weiß, dass damals im Bereich der abgesackten Böschung fünf bis sechs Meter Breite und vier Meter hohe Schächte angelegt wurden. Hat man die nicht mehr genutzt, wurden die Pfeiler eingerissen und die Schächte sollten zusammenstürzen. Doch das klappte nicht überall wie gewünscht, sagt er. Vielleicht gab ein solcher Schacht ja jetzt, Jahrzehnte später, nach.