Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Sauen blicken schon Mutterfreuden entgegen
WITTGENDORF/MZ. - Gleich am Ortseingang von Wittgendorf weist ein Hinweisschild den Weg zur Sauenzuchtanlage. Er führt direkt zu einem Großstall. An und in dem Neubau wird derzeit fleißig gearbeitet. Die Anlage ist für 1 500 Muttersauen ausgelegt und in verschiedene Bereiche unterteilt. Ein Teil des Stalls ist bereits fertiggestellt. 500 Tiere stehen hier schon im Futter. Anfang der Woche wurde mit der Besamung begonnen. "Ende Januar werden die ersten Ferkel erwartet", sagt Martin Bos. Der Holländer investiert insgesamt drei Millionen Euro am Standort Wittgendorf.
Im Frühjahr nächsten Jahres soll ein zweiter Stall entstehen. Komplettiert wird das Ganze durch eine Biogasanlage. Eine Photovoltaikanlage schwebt dem Holländer ebenfalls vor. Die Dächer sind bereits dafür ausgelegt. Für den Bau der Sauenzuchtanlage erhält Bos Fördermittel über die EU. Schweineställe gab es schon zu DDR-Zeiten in Wittgendorf. Zuletzt wurden sie vom Agrarbetrieb Heuckewalde genutzt und standen danach viele Jahre leer. Bos hat sie käuflich erworben und im Sommer 2009 abgerissen. Um danach alles nach dem neuesten Standard zu bauen.
Die Muttersauen haben Einzelbuchten zum Fressen, die sie zu jeder Zeit verlassen können, erklärt der Holländer und verweist auf eine EU-Forderung. Die besagt: Muttersauen müssen vier Wochen nach der Besamung bis eine Woche vor dem Abferkeldatum frei herumlaufen können. Die Verordnung tritt ab 1. Januar 2013 in Kraft. Bis dahin muss Bos auch noch den Stall in Dragsdorf umbauen, der 2002 entstand und 1 200 Muttersauen Platz bietet. Für den Stall in Wittgendorf werden sieben Arbeitskräfte benötigt, zwei erhielten bereits eine Anstellung. "Sie kommen aus dem Ort", sagt Bos, der gegenwärtig Bewerbungen sortiert, um dann eine weitere Auswahl zu treffen. Dabei ist es ihm wichtig, Leute aus der Gemeinde wieder in Arbeit zu bringen. 13 Arbeitsplätze hat er insgesamt geschaffen und er führt Gewerbesteuer an die Gemeinde ab, wie Bürgermeister Hans-Hubert Schulze (parteilos) bestätigt. Schulze begrüßt die neue Schweinzuchtanlage. Weil sie Arbeitsplätze für eine Region bringt, in der es sonst kaum noch Arbeit gibt. Eine Geruchsbelästigung für die Dorfbewohner schließt Schulze, der selber in Wittgendorf wohnt, aus. Die Anlage arbeitet mit einer modernen Biofilteranlage. "Das Modernste, was es derzeit gibt", sagt er. Außerdem habe er sich im Vorfeld beim Landesverwaltungsamt nach dem Emissionsschutz erkundigt. "Das Konzept ist gut durchdacht, sonst hätte der Gemeinderat dem Bau nicht zugestimmt", meint der Bürgermeister. Der Biofilter reduziert den Geruch um nahezu hundert Prozent, weiß Bos. Probleme habe es lediglich am Anfang gegeben. Das lag daran, dass der Filter eine Woche später geliefert wurde, erklärt der Holländer.
Der Bau der Anlage ist öffentlich im Gemeinderat vorgestellt und diskutiert worden. Schulze hätte sich mehr Beteiligung seitens der Bürger gewünscht. Auch der Tag der offenen Tür, den Bos noch vor dem Einzug der ersten Schweine im Stall auf den Plan rief, fand nicht die erhoffte Resonanz. Man könnte meinen, die Bewohner interessieren sich nicht dafür. "So lange es im Dorf nicht stinkt - und das war bisher noch nicht der Fall - stört mich die Sauenzuchtanlage auch nicht", meint Stefan Müller. Er lebt seit zehn Jahren hier.
Schulze ist voll des Lobes für denn Holländer, der vor achteinhalb Jahren in die Gemeinde kam und sich aktiv am dörflichen Leben beteiligt. Den Wegebau in Wittgendorf hat er finanziell unterstützt und für die Feuerwehr 10 000 Euro für den Kauf einer Spritze gespendet, führt er zwei Beispiele an.