Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Mit ein wenig Unterstützung gut die Kurve gekriegt
QUESNITZ/MZ. - Manuela Gluth fühlt sich seit Ende August permanent im Glück. An jenem Tag hatte Jens Rauschenbach vom gleichnamigen Zeitzer Blumen-Geschäft sie und einen Mit-Lehrling ins Auto gepackt und war mit ihnen nach Halle zur Prüfung gefahren. Beide bestanden. Und als sie zurück waren in Zeitz, gab es einen Umschlag mit dem Arbeitsvertrag. Ein Tag, reich an Freudentränen. "Bei mir besonders, aber auch bei meiner Mutti und bei der Schwiegermutti und sogar bei Frau Niemeczek", erinnert sich die Zwanzigjährige lächelnd.
Ramona Niemeczek gehört nicht zur Familie. Sie ist Projektleiterin beim Bildungs- und Beratungsinstitut (BBI) und mächtig stolz auf die junge Frau, die mittlerweile nicht mehr zu Hause bei der Familie in Quesnitz, sondern mit dem Freund zusammen ein paar Dörfer weiter in Kretzschau wohnt.
Manuela Gluth ging noch in die letzte Hauptschulklasse vor Schließung der Osterfelder Sekundarschule. Sie machte einen guten Hauptschulabschluss, war voller Hoffnung auf eine Ausbildung. Ursprünglich hatte sie ja Erzieherin werden wollen. Davor jedoch hätte sie eine Ausbildung zur Sozialassistentin machen müssen und dann noch die drei Jahre für die Erzieherin. Zwei schulische Ausbildungen ohne Lehrlingsentgelt. Das dauert zu lange, entschied das Mädchen, zu Hause die Vierte von fünf Geschwistern.
Eine Lehre sollte es unbedingt sein, aber Geld wollte sie auch verdienen, wenigstens ein bisschen. Nachdem sie sich von ihrem ersten Berufswunsch verabschiedet hatte, schrieb sie Bewerbungen, Bewerbungen, Bewerbungen. Sie bekam Ablehnungen, Ablehnungen, Ablehnungen oder gar keine Antwort und zunehmend das Gefühl, keine Chance auf eine Lehre zu haben. "Ich habe mich auch beim Arbeitsamt wegen einer Lehre gemeldet und bin zur BBI gekommen. Frau Niemeczek hat es in die Hand genommen und alle möglichen Firmen abgeklappert. Und dann haben sie mich bei Blumen-Rauschenbach noch als Lehrling genommen", sagt sie und strahlt in der Erinnerung.
Dass sie nun nicht Erzieherin, sondern Floristin ist, tut ihr überhaupt nicht leid. Ihre Schwester Katrin lernte in Teuchern Gärtnerin und habe immer viel gebastelt und dekoriert. Etwas in dieser Art würde ihr auch gefallen, hatte sie zu Ramona Niemeczek gesagt, was deren Suche nach einer Lehrstelle für die junge Frau eine Richtung gab. "Drei Jahre habe ich Floristin gelernt, richtig mit Lehrlingsentgelt und mit Berufsschule in Halle und praktischer Ausbildung in Zeitz und Weißenfels", erzählt Manuela Gluth stolz. Stolz ist sie auch, weil sie "mit der ganzen Verantwortung" in ihrer Schicht in dem kleinen Blumengeschäft bei "Kaufland" Weißenfels selbst ihre Sträuße binden, Gestecke gestalten kann. Dazu gehöre, die Kunden zu bedienen, Ware vorzubereiten, Bestellung, Abrechnung, und das Saubermachen am Ende des Arbeitstages. "Sonst gibt es Ärger mit der Frühschicht", deutet sie an und dass alles nicht so schwierig sei, weil man beim Schichtwechsel eine Zeit lang gemeinsam arbeite. Als in der ersten Woche die Kollegin nach Hause ging, da sei sie sehr aufgeregt gewesen. "Aber die Chefin sagt immer: ruf an, wenn was ist. Und das habe ich auch schon getan", sagt das Leichtgewicht, das gerade einmal 50 Kilogramm auf seinen 1,64 Metern verteilt. "Ein fleißiger Lehrling. Ich traue ihr viel zu und bin froh, dass wir ihr diese Chance geben konnten", sagt Jens Rauschenbach über sie. Er betreibt zwei Blumen-Filialen in Zeitz und weitere in Weißenfels, Merseburg, Naumburg, Borna und Leipzig-Gohlis und allesamt unterm "Kaufland"-Dach.
Wunschlos glücklich ist Manuela Gluth nicht. Niemals arbeitslos werden möchte sie und immer ihr eigenes Geld verdienen können. Und dass "unser Michael", der Jüngste ihrer Brüder, auch die Kurve kriegen möge. Er gehe ja erst auf die Jugendweihe zu und habe noch ein wenig Zeit, aber man müsse sich beizeiten kümmern. Das sei ja schon mal klar.