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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Ein Herz für Heimat, Sport und Karneval

Von UTA KUNICK 21.01.2011, 18:25

WITTGENDORF/MZ - - Ulrich Piehler ist ein Dorfmensch und er wollte nie aus Wittgendorf weg. Einmal, gleich nach der Wende, stellte seine Frau Wera kurz die Frage: Was wird nun? "Sie war gerade arbeitslos geworden", erzählt der 60-Jährige. Weg aus Wittgendorf?

Richtig ernsthaft haben die Piehlers selbst damals nicht darüber nachgedacht. Und heute kommt es für sie gleich gar nicht in Frage. Wera Piehler hat wieder einen Job und auch die beiden erwachsenen Kinder stehen in Lohn und Brot.

Das Dörfliche gefällt dem pensionierten Lehrer. Er wollte nie in die Stadt. Auf dem Land geht alles familiärer zu. Die Kumpels, die Gespräche mit den Nachbarn, das alles will Piehler nicht mehr missen. Das braucht er wie die Luft zum Atmen. "Ganz wichtig sind für mich auch die Vereine", sagt er. Davon gibt es in dem 139-Seelen-Dorf gleich drei Stück und in jedem bringt sich der gebürtige Wittgendorfer ein. Einmal die Woche treffen sich die Kegelfreunde vom SV Eichenkranz zum Alle-neune-schieben auf der Kegelbahn im Ort unterm Saal. Das ist noch eine richtige alte Holzbahn. Nichts mit automatischer Kegelaufstellung und Anzeige und eine echte Herausforderung für die Kegler. Wenn es gut läuft, kommen zwölf Männer zusammen. Der Älteste ist 75 Jahre. "Wir sind Freizeitkegler", plaudert Piehler, "setzen uns auch beim Bier zum Quatschen zusammen."

Beim Heimatverein macht der 60-Jährige mit, weil das einfach mit dazu gehört, wenn man im Dorf wohnt. Das ist für ihn ein Muss. "Eine Funktion habe ich aber im Heimatverein nicht", erzählt er weiter.

Ulrich Piehler hat auch kein Problem damit, sich zum Narren zu machen. Zumindest nicht in der Faschingszeit. Seit 29 Jahren ist er Mitglied im Carnevalsclub Wittgendorf. "Gezwungenermaßen", wie er mit einem Augenzwinkern erklärt. Damals waren einige abgesprungen und Piehler konnte nicht "nein" sagen, als man bei ihm anklopfte und ihn freundlich aufforderte mitzumachen.

Dass einmal so viele Jahre daraus werden, hätte er nicht gedacht. Eines steht fest: Wenn es keinen Spaß machen würde, wäre Piehler nicht mehr dabei. Die Bütt ist nicht seine Bühne. Er stellt sich lieber mitten in den Saal und unterhält von hier aus das Publikum. Mit Gedichten, die er sich in Vorbereitung auf die närrische Session im Internet sucht und umschreibt. "Ich habe auch schon aus einem Witz einen Sketch gemacht." Selbst im Männerballett schwingt er die Beine. Was vor 29 Jahren gar nicht leidenschaftlich begann, hat sich zu einer großen Leidenschaft entwickelt. Piehlers Herz schlägt für den Karneval und mittlerweile hat der 60-Jährige die ganze Familie infiziert, einschließlich Schwiegertochter und -sohn. Die Enkel bringen sich ebenfalls im Carnevalsclub Wittgendorf ein. Sie tanzen bei den "Himmelsstürmern" und bei den "Sternschnuppen" mit, tragen gespielte Witze vor und wollen in diesem Jahr als "Bad boys" auftreten.

Ulrich Piehler lebt seit Kindesbeinen auf dem Vierseithof in der Wittgendorfer Straße 15a. Das Wohnhaus wurde 1914 errichtet. Das Baujahr findet sich an der Giebelseite wieder. Die beiden Initialen darüber stehen für Piehlers Großvater Armin, dem der Hof einst gehörte. Ulrich Piehler wohnt mit seiner Frau im Nebengebäude, das schon immer Wohnraum war und 1973 ausgebaut und modernisiert wurde. Im Haupthaus wohnt der Sohn mit seiner Familie. Zum Grundstück gehört unter anderem ein Garten. "Gartenarbeit gehört mit dazu", sagt Piehler und freut sich jetzt schon darauf, dass es Frühjahr wird und er draußen richtig loslegen kann.