Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Des Winters Freud und Leid
Halle (Saale)/MZ. - Des einen Freud des anderen Leid, könnte man angesichts des anhaltenden Winterwetters sagen. Autofahrer beispielsweise sind bei der Parkplatzsuche mittlerweile ziemlich genervt. Kinder hingegen freuen sich am Flockenwirbel. Immerhin ist dadurch so manche Rodelparty drin. Vorausgesetzt, man nennt einen Schlitten sein Eigen. Denn ein Rodelgerät zu bekommen, ist zurzeit gar nicht so einfach. "Den letzten Holzschlitten haben wir am Donnerstag verkauft, jetzt haben wir nur noch ein paar Plastikschlitten für kleinere Kinder und die Hersteller können auch nicht liefern", sagt Karin Pankraz, Mitarbeiterin im Bauhaus Grana.
Auch im benachbarten Sportgeschäft Just hat man keine Chance bei der Schlittensuche. "Schlitten gibt's nicht mehr, dafür haben wir noch Langlaufski oder Schlittschuhe", so Inhaber Hubert Just und berichtet, dass er auch bei Kinderskihosen passen muss. "Wir haben doppelt so viele verkauft, wie im Vorjahr, doch auch hier können die Hersteller nicht nachliefern", macht er deutlich.
Ein Umsatzplus haben ebenso Taxibetriebe zu verzeichnen. "Die Leute trauen sich nicht auf die Straße, weil an vielen Stellen nicht geräumt ist, aber auch Pkw-Fahrer lassen das eigene Auto lieber stehen. So sind die Umsätze wesentlich gestiegen", berichtet Taxifahrer Peter Grajek, der für das Zeitzer Taxiunternehmen Kilian unterwegs ist, von seinen Erfahrungen. Etwa dreißig Prozent Mehrfahrten stünden am Ende des Tages zu Buche, schätzt er. "Allerdings ist es für uns Taxifahrer nicht immer einfach, vieles dauert länger oder es ist schwierig, etwa in der Völkerfreundschaft in Zeitz, überall heranzukommen und nicht jeder Kunde bringt dafür Verständnis auf", so Grajek, der seit zehn Jahren ein Taxi steuert.
Gute Geschäfte haben auch Auto- und Reifenservicebetriebe gemacht. "Wir haben 100 Prozent mehr Standheizungen eingebaut als in normalen Wintern. Und wir könnten noch mehr einbauen, nur kommt der Hersteller nicht nach. So haben wir eine Warteliste und die Hoffnung, dass noch geliefert wird", macht Andreas Henschel vom gleichnamigen Autohaus in Meineweh unmittelbar an der Bundesstraße 180 deutlich.
Ob der Mehrbedarf an Wärme und Strom für die Zeitzer Stadtwerke unterm Strich ertragreich war, könne erst im Frühjahr gesagt werden. "Bei der Fernwärme setzen wir schon mehr ab. Doch was Strom und Gas angeht, so muss man bedenken, dass die Energieversorger bei solchen extremen Witterungsverhältnissen dieses auch teuer einkaufen müssen", spricht Hartmut Landes, Pressesprecher der Zeitzer Stadtwerke, von einer zweischneidigen Angelegenheit. "Es steckt eine enorme Leistung dahinter, die Versorgung mit Strom, Gas und Wärme zu gewährleisten", gibt Landes zu bedenken. Viel Arbeit haben zurzeit auch die Hausmeisterdienste, die den Winterdienst mit anbieten. "Wir sind gegenwärtig bis an die Grenze ausgelastet, haben viel Arbeit aber auch Mehrkosten, die wir bei der Konkurrenz in Zeitz kaum auf die Preise aufschlagen können", sagt Dietmar Metz, der seit 15 Jahren in der Elsterstadt einen Hausmeisterservice betreibt.
"Seit drei Nächten können wir keinen Diesel mehr verkaufen, aber nicht weil der Treibstoff alle ist, sondern weil keiner an die Zapfsäule kommt", ärgert sich hingegen Tankstellenpächter Helmut Rasch vom Total-Autohof in Weickelsdorf über das Winterchaos, das durch schlecht geräumte Straßen verstärkt werde. Grund für den enormen Umsatzrückgang von gut zehn Prozent seien die Lkw, die die Zufahrten zum Autohof verstopfen würden. "Die Fahrer müssen laut Gesetz ihre Pausenzeiten einhalten und das machen sie leider überall", klagt er. Auch die Polizei konnte ihm bisher nicht helfen. So sei nicht nur der Umsatz zurückgegangen, sondern es seien auch Schilder und Behälter auf seinem Gelände demoliert worden. Von den 120 Lkw-Stellplätzen, die er anbiete, könnten bestenfalls achtzig genutzt werden. Zum einen bekomme er bei aller Anstrengung den Rest nicht frei, zum anderen sei der Andrang groß, doch kaum ein Fahrer halte sich an eine Parkordnung. "Wir fühlen uns ganz schön alleine gelassen", so Rasch ärgerlich.
Freuen können sich hingegen die Besucher des Zeitzer Weihnachtsmarktes. Nachdem die Bühne wegen der Schneelast am Donnerstag gesperrt werden musste, hat die Feuerwehr das Problem am Freitag behoben und wird auch heute den Zustand des Bühnendaches noch einmal begutachten. "So steht dem Bühnenprogramm am letzten Marktwochenende eigentlich nichts entgegen", meint Stadt-Pressesprecher Sebastian Nicolai.