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Bischofsmütze & Co. Bischofsmütze & Co.: Welche Seltenheiten der neue Pilzberater schon gefunden hat

Von Yvette Meinhardt 29.08.2020, 11:00
Auf diese Bischofsmütze ist der Pilzberater besonders stolz.
Auf diese Bischofsmütze ist der Pilzberater besonders stolz. Yvette Meinhardt

Kayna - 35 Pilzvergiftungen und 23 Erkrankte gab es im vergangenen Jahr in Sachsen-Anhalt. Damit liegt die Zahl deutlich über dem üblichen Durchschnitt. Zum Vergleich: 2018 waren es acht Vergiftungen und eine erkrankte Person, 2017 sieben Fälle und zwei Kranke.

Stefan Fischer kennt diese Zahlen ganz genau, denn er ist der neue Pilzsachverständige in Kayna. Im Jahr 2005 ist er aus Leipzig in das idyllische Schnaudertal gezogen. In dieser Woche feierte er seinen 63. Geburtstag und hängt jetzt seinen Job an den Nagel. Er ist Diplom-Bibliothekar und leitete seit 40 Jahren die Magazine der Universitätsbibliothek Leipzig. Inzwischen sind seine fünf Kinder erwachsen, die drei Enkel leben weiter weg und jetzt möchte er sein Ehrenamt als Pilzberater ausbauen.

Schon als Jugendlicher Pilze gesammelt

„Schon als Jugendlicher bin ich gemeinsam mit meinem Großvater durch den Leipziger Auwald gestreift und wir haben Pilze gesammelt“, erzählt er. Früher sei es da wunderbar idyllisch gewesen. Heute tummeln sich Radfahrer, Wanderer, Jogger und Hundebesitzer im Auwald und es herrscht reger Betrieb. So liebt der Sachse die Stille in Kayna, kaufte hier ein Häuschen und verließ mit seiner Frau nach 48 Jahren die Stadt.

Er geht gern im Tannenhölzchen, in der Kiesgrube in Lindenberg, im alten Park von Wildenborn und im Zeitzer Forst spazieren. Natürlich oft mit einem suchenden Blick nach Pilzen. So besitzt er eine kleine Sammlung seltener Pilze. Besonders stolz ist er auf die so genannte Bischofsmütze. Wie der Name schon vermuten lässt, ist der Hut des Pilzes mit zwei bis vier Zipfeln nach oben gebogen und ähnelt damit einer Bischofsmütze.

Bischofsmütze besitzt eine zimt- bis kastanienbraune Farbe

Der Hut besitzt eine zimt- bis kastanienbraune Farbe. Der Stil kann bis zu zehn Zentimeter groß sein. In den Alpen kommt der Pilz häufig vor, hierzulande eher selten, so dass sich Fischer über diesen besonderen Fund freut. Doch laut dem Mann aus Kayna ist die Bischofsmütze giftig. Und trotzdem hat er das Exemplar als Anschauungsstück aufbewahrt.

Weitere Pilze in seiner Sammlung sind zum Beispiel der Eichenwirrling (Baumpilz) aus der Kiesgrube, der dreifarbige Tramete und der Silber-Röhrling aus der Nähe der Lobaser Märchenlöcher.

Saison für Pilze ist jetzt noch nicht

Saison für Pilze ist jetzt freilich noch nicht. Es fehlt der Regen. Doch Fischer hofft, das er im September auf Pilzsuche gehen kann. Seit 2016 beschäftigt er sich noch intensiver mit diesem Hobby, ist damals der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM) beigetreten, hat 2018 seine Prüfung als Pilzsachverständiger abgelegt und ist heute im Präsidium der DGfM als Schriftführer tätig.

Seit 2018 hat er mit der Digitalisierung der kompletten Zeitschrift für Pilzkunde und der Zeitschrift für Mykologie aus dem Archiv der Gesellschaft begonnen. Im nächsten Jahr feiert die Vereinigung ihr 100-jähriges Bestehen. Da gibt es für den Schriftführer viel zu tun, allein 50 bis 100 Seiten arbeitet er für die Fachzeitschrift zu, die zweimal im Jahr erscheint. Nach dem Jubiläum will sich Fischer dann verstärkt der Beratertätigkeit zuwenden.

Mikroskop und umfangreiche Fachliteratur über Pilze

Inzwischen besitzt er ein Mikroskop und umfangreiche Fachliteratur über Pilze. So ist er für seine Arbeit als Pilzberater gut ausgerüstet und führte im vergangenen Jahr einige Beratungen durch. Er ist einer von sechs Beratern im Burgenlandkreis. „Nein an Hand von Handy-Fotos, per Mail oder Anruf gibt es bei mir keine Beratungen und Verzehrfreigabe“, sagt Fischer. Denn der Zustand von Pilzen sei auf Fotos nicht erkennbar. Da müsse man den Pilz als Ganzes in Augenschein nehmen.

Wird die Zwiebel beim Pilze braten blau, so könne man die Pilze essen. Von solcher Art Mythen um die Zubereitung hält Fischer nichts. „Das einzige was verlässlich ist, ist eine gute Kenntnis der Pilze“, sagt der Fachmann. Und wer sich gar nicht sicher ist, der kann bei ihm vorbei kommen. „Doch bitte nicht ohne Voranmeldung“, sagt der 63-Jährige. Denn in seinem Ruhestand hat er sich viel vorgenommen, will vor allem die neue Heimat noch besser kennen lernen und viel wandern gehen, ob im Zeitzer Forst oder im Kuhndorftal.

›› Anmeldung zur kostenlosen Pilzberatung unter 0171/7511811.  (mz)

Stefan Fischer ist der neue Pilzberater in Kayna. Der 63-Jährige frönt seit seiner Kindheit diesem Hobby.
Stefan Fischer ist der neue Pilzberater in Kayna. Der 63-Jährige frönt seit seiner Kindheit diesem Hobby.
Yvette Meinhardt