1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zeitz
  6. >
  7. Bischof und viele Besucher ehren Hundertjährige

Bischof und viele Besucher ehren Hundertjährige

Von UTA KUNICK 02.05.2010, 18:29

DROYSSIG/MZ. - Rund 200 Besucher strömten am Sonnabend in die katholische Kirche Sankt Marien Droyßig. Sie nahmen an den Feierlichkeiten anlässlich 100 Jahre Kirchweih teil. Weil das Gotteshaus die Menschen gar nicht fassen konnte, wurde der Gottesdienst in zwei Festzelten übertragen.

Pfarrer Thomas Friedrich begrüßte die zahlreichen Gäste, zu denen auch die Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Droyßiger-Zeitzer Forst Manuela Hartung (parteilos) gehörte. Friedrich freute sich über die Feierstimmung, ehe er das Wort an den katholischen Bischof von Magdeburg übergab. Gerhard Feige griff in der Predigt die Frage auf: Wozu sind die Kirchen da? Bezugnehmend auf ein modernes Gedicht von Wilhelm Willms, der die Kirchen mit leeren Schneckenhäusern vergleicht, aus denen das Leben entwichen ist. Dafür ziehen die Bauten aus Marmor und Backstein, heute massenweise Touristen an. Sind die Kirchen zu Markthallen geworden? lautete eine provokative Frage. Kirchen sind Orte der Erinnerung, setzte der Bischof entgegen und erinnerte an diejenigen, die die Kirche in Droyßig vor einem Jahrhundert im Schweiße ihres Angesichts erbauten. Sie sind aber auch Orte der Sammlung und Begegnung, an denen Menschen in der Gemeinschaft Gläubiger Geborgenheit finden, so Feige weiter.

"Wenn die Mauern sprechen könnten, hätten sie viel zu erzählen, über menschliche Schicksale, über Leid und Glück", sagte Heiko Arnhold. Er ergriff als Vertreter der politischen Gemeinde das Wort und wünschte zum Fest der Kirchweih alles Gute. Arnhold knüpfte an die Worte des Bischofs an. In der Vergangenheit habe es in Droyßig zwischen politischer und kirchlicher Gemeinschaft eher ein Nebeneinander gegeben, vielleicht sei jetzt ein Miteinander möglich, wünschte sich das Verbandsgemeinderatsmitglied. Für die evangelische Gemeinde überbrachte Pfarrer Roßdeutscher die Glückwünsche. Zum Festgottesdienst waren auch die Pfarrer erschienen, die die katholische Kirche in Droyßig einst mit betreuten: Norbert Sommer, Hubert Bazant, Peter Bogdan und Hans Mittenentzwei.

Nach dem Festgottesdienst versammelten sich die Kirchgänger im Garten. Hier spielten die Zeitzer Blasmusikanten auf, es wurde ein Auszug in die Geschichte der Kirche gezeigt, Gespräche wurden geführt und die Gemeinschaft wurde gepflegt. "Für uns Vertriebene war die katholische Kirche in Droyßig wie ein Zuhause", sagte Jürgen Schmidt. Er kam am 15. September 1945 als kleiner Junge mit der Familie in Droyßig an. "Von Böhmen bis nach Wurzen waren wir zu Fuß unterwegs. Die Großmutter zog den langen Weg meine kleine Schwester, die fünf Monate war, im Handwagen hinter sich her", erzählte der 70-Jährige. Er lebt seit den 1960er Jahren in Radeberg und war extra wegen dem Kirchweihfest mit seiner Schwester nach Droyßig gereist. Den Kontakt hierher hat er nie abgebrochen. "Als die Feier ins Haus stand, hat uns Jürgen Schmidt sofort geschrieben, dass er noch alte Fotos hat", sagte Matthias Winkler. Winkler ist Gemeinderatsvorsitzender der Pfarrei Sankt Peter und Paul. Mit dem Pfarrer im Ruhestand Hans Mittenentzwei und mit Norbert Weihmann hat er eine Broschüre zu 100 Jahre Kirchweih herausgebracht.