Bestattungen in Zeitz Bestattungen in Zeitz: Weniger Anonymität

Zeitz - Individueller, familiärer, weniger namenlos. Die Evangelische Kirchgemeinde Zeitz setzt dazu an, auf dem Michaelisfriedhof ein neues Konzept umzusetzen. Damit verfolgt sie das Ziel, die Zahl der anonymen Bestattungen in Gemeinschaftsgräbern deutlich zu senken. Derzeit werden auf dem Gottesacker im Jahr rund 420 Tote bestattet, etwa 70 Prozent der Bestattungen erfolgen eben in diesen Grabanlagen, so Christina Henckens, die Vorsitzende des Gemeindekirchenrates, und Ralf Steinbach, der zuständige Verwalter des Michaelisfriedhofs. Ziel ist es, so Steinbach, die Summe der anonymen Bestattungen auf etwa 50 Prozent zu senken. Damit hätten wieder mehr Menschen einen individuellen Ort zum Trauern.
Dass die Zahl der Bestattungen in Gemeinschaftsgräbern so hoch ist, liegt unter anderem daran, dass in vielen Fällen Familien nicht mehr zusammen an einem Ort wohnen, sondern weit entfernt voneinander. Die Grabpflege wird nicht selten zum Problem, weil Anfahrtswege zu lang sind. Andererseits scheuen betagte Angehörige die Pflege von Gräbern. Um in solchen Fällen ein Angebot unterbreiten zu können, das der Situation angepasst ist, gibt es ab 1. Juli sogenannte Paar- und Freundesgräber. Dazu ist eine Anlage mit 250 Grabstellen geschaffen worden. Sie befindet sich, vom Eingang Gleinaer Straße aus gesehen, etwa auf der Hälfte des Hauptweges in Richtung Heinrich-Heine-Straße.
Die Grabstellen sind etwa ein Meter mal ein Meter groß. Hinterbliebene könne aus zwei Varianten wählen: Entweder ist das Grab mit Gras bewachsen oder Bodendecker zieren es. Die Pflege übernimmt in erster Linie der Friedhof. Grabsteine oder Platten können gestellt werden, und natürlich haben Angehörige die Möglichkeit, Blumen in Vasen oder Schalen zu hinterlassen. Des Weiteren sollen künftig kleinere Gemeinschaftsgräber angeboten werden. Neu ist, dass die Möglichkeit besteht, die Namen der Verstorbenen auf Platten zu hinterlassen.
Die Evangelische Kirchgemeinde Zeitz ist sowohl für den Michaelisfriedhof als auch für den Stephansfriedhof zuständig. Der Michaelisfriedhof ist etwa acht Hektar groß. Die Fläche ist vergleichbar mit der Grundfläche des Leipziger Hauptbahnhofs. Der Stephansfriedhof hat eine Größe von 1,6 Hektar.
Allein auf dem Michaelisfriedhof stehen rund 800 Bäume. Zu pflegen sind etwa sechs Kilometer Wege. Für beide Friedhöfe gibt es insgesamt sechs Mitarbeiter.
Mit der am 1. Juli in Kraft tretenden neuen Gebührenordnung kostet die Nutzung der Trauerhalle 150 statt bisher 105 Euro. Ein Urnengrab kostet dann für eine Urne 400 Euro, für zwei Urnen 666 Euro. Vorher hat es 420 Euro gekostet. Für Paar- und Freundschaftsgräber gelten folgende Gebühren: 1.100 Euro (Grasvariante), 1.650 Euro (Variante mit Bodendeckern, jeweils für 20 Jahre und zwei Urnen). (ank)
Allerdings werden im Juli die Friedhofsgebühren steigen. Dafür, so Henckens und Steinbach, gibt es mehrere Gründe. Einerseits habe eben die Individualität ihren Preis. Schließlich erfordere sie schon insgesamt einen etwas höheren Pflegeaufwand. Andererseits seien die Gebühren in den vergangenen 20 Jahren in etwa konstant geblieben. Die Summe der jährlichen Bestattungen halbierte sich allerdings nahezu.
Künftig möchten Gemeindekirchenrat und Friedhofsverwaltung den Bürgern mehr Beratungsservice bieten. Und sie hoffen auch darauf, dass mehr Bestattungsunternehmen dem Friedhof die Möglichkeit einräumen, seine Angebote vorzustellen. Noch lieber wäre es Steinbach allerdings, Menschen würden sich Informationen holen, bevor es zu einem Todesfall in der Familie gekommen ist. Denn so könne man sich in aller Ruhe mit dem Thema Bestattung und letzte Ruhe auseinandersetzen und mindert die Gefahr, Entscheidungen zu treffen, die man später bereut. Trauerfeiern sind künftig auch samstags möglich. (mz)