Ärger in Schulbussen Ärger in Schulbussen: Warum Grundschüler aus Tröglitz im Bus nachsitzen müssen

Tröglitz - Sie schubsen und drängeln, lärmen und schreien rücksichtslos quer durch den Bus. „Die Mädchen und Jungen der Grundschule Tröglitz sind in ihrem Benehmen einfach am schlimmsten“, sagt René Nachsel. Der Busfahrer ärgert sich darüber, beruflich und privat. Er wohnt in Tröglitz und ist selber Vater eines Neuntklässlers. So setzt er persönlichen und beruflichen Ehrgeiz daran, die Situation in den Schulbussen zu verändern. Er engagiert sich für die Bus-Schule und fährt mit seinem 14 Meter langen Fahrzeug in Tröglitz vor. Verkehrserziehung ganz anderer Art steht auf dem Stundenplan. Der Busbetrieb PVG lädt die Tröglitzer Schüler zum „Nachsitzen“ ein. Rainer Görg, Chef der Zeitzer Verkehrswacht, ist ebenfalls dabei.
Vandalismus in Schulbussen im Burgenlandkreis
Früh kurz nach 7 Uhr steht Larissa Stürtze jeden Morgen in Profen am Bus. „Ich frühstücke selten zu Hause, deshalb esse ich erst mal im Bus, schmeiße aber meinen Abfall wirklich in den Mülleimer“, beteuert die Viertklässlerin. Das hört der Chauffeur überhaupt nicht gern. „Ihr wisst wohl nicht, wie schnell da mal ein Fleck entsteht und wir müssen uns alle Mühe geben, ihn wieder wegzurubbeln“, ärgert sich der Berufskraftfahrer mächtig. Und weil die Kinder gerade so in Erzähllaune sind, wird munter drauflosgeplaudert. Das eine Mädchen stand schon mal mit den Schuhen auf dem Polster, die Jungen haben sich mit Edding und Filzstift im Bus verewigt und einer hat sogar etwas in den Sitz geritzt. Und ein Blick unter die Sitze genügt, und schon findet man Kaugummi. Der Fahrer schüttelt fassungslos mit dem Kopf. „Wer so etwas sieht, der sollte dies dem Busfahrer melden“, rät er.
In Tröglitz lernen 148 Mädchen und Jungen in sieben Klassen, drei Viertel davon - nämlich 98 Kinder - sind Fahrschüler. In der 30-köpfigen vierten Klasse sind es beispielsweise 22 Kinder. Doch kaum einer von ihnen hat beim Einsteigen den Ausweis parat. „Wenn ihr in die Kaufhalle geht, dann müsst ihr auch Geld mitnehmen, also denkt beim Einsteigen bitte an den Busausweis“, sagt Nachsel. Aus seiner Sicht wäre es nötig, dass mindestens ein Erwachsener die Kinder im Bus beaufsichtigt.
Erwachsene als Aufsicht im Bus?
Diese Ansicht teilt auch Elternsprecherin Corina Trummer. „Uns Eltern ist das Problem bekannt. Die Lehrer haben es schon mehrfach angesprochen, auch wir würden es begrüßen, wenn ein Erwachsener als Aufsicht im Bus mitfährt“, sagt sie als Mutter einer Viertklässlerin. Wer die Betreuer sein könnten? „Pädagogische Mitarbeiter oder Erzieher nach dem Frühhort? Bestimmt würden sich Eltern dazu bereit erklären“, sagt die Mutter aus Draschwitz. Doch aus ihrer Sicht sind die Busse einfach zu voll. „Früh werden manche Kinder in die Schule gefahren, aber am Nachmittag geht häufig gar nichts mehr. Da reichen die Sitzplätze einfach nicht aus und einige Kinder müssen bis zum Hort in Draschwitz stehen“, sagt Trummer.
Diese Erfahrung hat auch Schulleiterin Heike Schade gemacht. „Ich will das Verhalten der Kinder nicht in Schutz nehmen. Doch seitdem eine Buslinie eingespart wurde, sind die Fahrzeuge zu voll. Statt drei Bussen verkehren nur noch zwei, und das macht sich bemerkbar. Die Situation im Bus in Richtung Profen eskaliert seitdem regelmäßig“, sagt die Direktorin. Die Schule selbst bemüht sich, erzieherisch einzugreifen. Die Kinder werden zum Bus gebracht und von der Haltestelle abgeholt, es gibt sogar Sitzpläne für den Bus und neulich musste jemand einen Aufsatz über sein Verhalten im Bus schreiben. „Aber ein Lehrer wird nicht mitfahren. Wir haben kein Personal“, sagt Schade.
Täglich 6.100 Schüler in Bussen im Burgenlandkreis
Rund 500 Mädchen und Jungen an Grundschulen im Altkreis Zeitz beförderte die Personenverkehrsgesellschaft (PVG). Insgesamt nutzen in der Region Zeitz rund 1 650 Kinder und Jugendliche täglich den Schulbus. Im Burgenlandkreis insgesamt sind es 6.100 Fahrschüler. Mehr als sechs Millionen Euro bezahlt der Landkreis in diesem und im nächsten Jahr dafür. Diese Summe enthält auch die Fahrkosten zum Schwimmunterricht und die Beförderung an Spezialschulen für Behinderte, dies teilt Uta Kunick von der Pressestelle des Landkreises mit. (mz)