1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zeitz
  6. >
  7. Akazien fallen in Würchwitz der Säge zum Opfer

Akazien fallen in Würchwitz der Säge zum Opfer

Von ANGELIKA ANDRÄS 11.01.2010, 18:17

WÜRCHWITZ/MZ. - Ihm tut es nicht nur weh, weil er die Bäume vor 40 Jahren gepflanzt hat. 30 bis 50 Zentimeter Umfang hatten sie erreicht, die Akazien, und waren gesund und kräftig. Meuschke ist Imker. Und wenn Bäume gefällt werden, die das dünne Nahrungsangebot für die Bienenvölker erweitern können, dann regt er sich auf. Sofort wandte er sich an das Umweltamt der Kreisverwaltung Burgenlandkreis und erfuhr: Es ist alles rechtens, Envia M hatte die Fällgenehmigung, um die Stromleitungen wieder frei zu bekommen.

Die MZ fragte bei der Kreisverwaltung nach und wollte wissen, warum die Bäume nicht "nur" verschnitten, sondern gleich gefällt wurden. Ursula Weise, Pressesprecherin, bestätigt, dass es einen ordnungsgemäßen Antrag der Envia M gegeben habe. Die Stromleitungen hingen nicht mehr frei. Die Frage sei natürlich gewesen, übermittelt Weise, ob kürzen oder fällen. Das Problem bei Akazien sei, sie schlagen immer wieder und kräftig aus. Über das genaue Vorgehen sollte sich Envia M mit den Bürgermeistern abstimmen, so Ursula Weise. Der Würchwitzer Bürgermeister sei per Fax informiert worden, übermittelt Weise die Informationen, er habe einer Fällung nicht widersprochen.

Wie hätte er denn widersprechen sollen, fragt Klaus Rübestahl, Ortsteilbürgermeister von Würchwitz. "Die Gemeinde ist nicht gefragt worden", bestätigt er und ärgert sich, dass nicht zumindest eine Ersatzpflanzung gefordert wurde. Für Dieter Meuschke würde auch das nur bedingt etwas bringen. Der Schaden liegt ganz woanders: "Für die Bienen ist nichts mehr da", erklärt er, "in diesem Landstrich ist nach dem Raps Schluss. Die Imker müssen ab Juni schon füttern."

Bienensterben

Dabei ist das Bienensterben kein neues Thema und auch nicht die fehlende Nahrung für die emsigen Tierchen: Es gibt in der Landwirtschaft keine Sonderkulturen mehr. Nur noch Monokulturen. Wie Getreide und Raps. Und nach dem Raps ist Schluss mit der großflächigen Blüte und damit dem Nahrungsangebot. Nicht mal am Feldrain blühen noch genügend Blüten. Viele Imker fordern deshalb ein Umdenken in der Landwirtschaft und vor allem Respekt für die Leistung der kleinen Tiere. Milben, Viren, Pflanzenschutzmittel und Nahrungsmangel machen den Honigbienen in Deutschland wie keinem anderen Nutztier zu schaffen. Sehr schnell könnte sich das auf die Ernten für den Menschen auswirken, so Meuschke. Denn die Bienen sind einer der wichtigsten Bestäuber, so wichtig, dass Pflanzen sie mit Nektar belohnen. Ohne die Bestäuber trügen die Apfelbäume keine Früchte, gäbe es kein Öl und keinen Wein. Viele Pflanzen würden über kurz oder lang das Blühen einstellen. Der gesamte Planet würde sein Aussehen verändern. In den letzten Jahren beträgt der Schwund an Bienenvölkern etwa 30 Prozent, von den rund 550 Wildbienen stehen 330 auf der Roten Liste, sind vom Aussterben bedroht.

Problem zeigt sich

Den Schwund an Bestäubern bekommen Gärtner und Bauern jetzt schon zu spüren. Ihre Obstbäume tragen im schlimmsten Fall nicht mehr. Anpflanzungen, wie die Akazienbäume von Meuschke helfen den Bienen. Und so teilen in Würchwitz auch viele Bürger seinen Ärger und fragen, ob es mit regelmäßigem Beschneiden und Ausholzen nach der Blüte nicht getan gewesen wäre.