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Abgasskandal und Fahrverbote Abgasskandal und Fahrverbote: Sind Dieselautos noch gefragt?

Von Sebastian Münster 01.03.2017, 08:30
Dieselfahrzeug
Dieselfahrzeug dpa

Zeitz - Trotz Abgasskandal und der Debatte um Fahrverbote in deutschen Innenstädten spüren Autohändler der Region keine dramatische Veränderung bei der Nachfrage. Die Kundschaft in Zeitz und Umgebung kaufe traditionell mehr benzinbetriebene Pkw, sagt Christian Cerny vom Autohaus Apitz. Darin unterscheidet sich die Elsterstadt nach den Erfahrungen des Verkäufers beispielsweise von Weißenfels, wo das Unternehmen deutlich mehr Diesel-Fahrzeuge verkaufe. Der Grund ist für Cerny klar: „Die Zeitzer sind ganz offenbar keine Vielfahrer.“ Der niedrigere Kraftstoffpreis beim Diesel wiege für viele die höheren Steuern nicht auf.

Gleiches schildert Christian Kallies, Inhaber des gleichnamigen Zeitzer Autohauses. Demnach entscheide immer noch vornehmlich der Preis über die Kaufentscheidung seiner Kunden. Ab- oder Umbestellungen gab es keine. Auch sein Angebot hat der Händler nicht geändert.

Landesregierung in Baden-Württemberg will die Stuttgarter Innenstadt bei Smog-Alarm ab 2018 zur Sperrzone für Diesel erklären

Seit Monaten beherrschen die vornehmlich in Diesel-Fahrzeugen mehrerer Hersteller integrierten Betrugsprogramme zur Verschönerung der Abgaswerte die Schlagzeilen. Die grüne Landesregierung in Baden-Württemberg will die Stuttgarter Innenstadt bei Smog-Alarm ab 2018 zur Sperrzone für Diesel erklären. Die Deutsche Umwelthilfe erwägt eine Klage gegen die Stadt Leipzig wegen regelmäßiger Überschreitung der Stickoxid-Grenzwerte, nachdem der Verbraucherschutzverein solche Klagen bereits gegen 16 deutsche Kommunen angestrengt hat.

Könnten nahe gelegene Großstädte also irgendwann auch für Diesel-Fahrer aus dem Burgenlandkreis zur Sperrzone werden? Die Stadt Leipzig schließt Fahrverbote bisher aus. Die beiden Messstationen der Stadt Gera haben im vergangenen Jahr keine Überschreitungen der gesetzlichen Grenzwerte registriert, heißt es auf MZ-Nachfrage.

Derzeit sind 100.851 Pkw bei der Zulassungsstelle in Naumburg angemeldet

Angst vor Fahrverboten hat Ramona Neufert trotz schlechter Schlagzeilen für Dieselautos nicht. Im Gegenteil: Die Weißenfelserin hat sich nach dem Bekanntwerden des VW-Abgasskandals trotzdem für einen Diesel-Pkw des Wolfsburger Autobauers entschieden. Und sie würde das auch wieder tun, sagt sie auf MZ-Nachfrage.

Zehntausende Autofahrer könnten ab dem kommenden Jahr von tagelangen Diesel-Fahrverboten in der Stuttgarter Innenstadt betroffen sein. Darauf einigte sich die schwarz-grüne Landesregierung in Baden-Württemberg. Betroffen sind demnach alle Fahrzeuge, die nicht die derzeit strengste Euro 6-Norm erfüllen. Unklar ist bislang, wie das in der Praxis kontrolliert werden soll.
Ausnahmen soll es weiterhin geben – etwa für Handwerker, Rettungsdienste und Härtefälle.
Nicht weit genug geht das der Deutschen Umwelthilfe. Der Verbraucherschutzverein fordert solche Fahrverbote in allen deutschen Innenstädten. Stuttgart hat den zulässigen Feinstaub-Grenzwert dieses Jahr bereits an 30 Tagen überschritten. (smu)

Die Diesel-Fahrerin gehört zu einer Minderheit im Burgenlandkreis: Derzeit sind 100.851 Pkw bei der Zulassungsstelle in Naumburg angemeldet – knapp ein Viertel davon sind Diesel-Pkw. Deutschlandweit wird etwa jedes dritte Auto mit Diesel betrieben. Das geht aus Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes hervor.

Am stärksten betroffen von sinkender Nachfrage sind nach Auskunft der Zeitzer Autohändler derzeit ältere Diesel-Modelle

Ein Zeitzer Besitzer eines noch jungen Benzin-Pkw, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, empört sich über das in Stuttgart diskutierte Fahrverbot für Diesel. „Das ist eine Unverschämtheit und kommt einer Enteignung gleich“, so der Mann im mittleren Alter. „Etliche Kunden haben ihre Autos in der Erwartung gekauft, sie auch viele Jahre benutzen zu dürfen“, so der Autofahrer. Sein Vorschlag: Autobesitzer in Großstädten sollten stärker besteuert werden als auf dem Land.

Am stärksten betroffen von sinkender Nachfrage sind nach Auskunft der Zeitzer Autohändler derzeit ältere Diesel-Modelle. Für diese Fahrzeuge seien die Verkaufspreise deutlich gesunken. Besitzer solcher Gebrauchtwagen hätten es demnach schwer, gute Preise zu erzielen. „Diese Autos werden praktisch alle exportiert“, erklärt Christian Cerny. Doch auch im europäischen Ausland seien Diesel-Pkw mit großem Hubraum inzwischen weniger gefragt. (mz)