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Zwischen Kirchenbank und Butterfass

Von KARINA BLÜTHGEN 27.06.2010, 16:37

APOLLENSDORF/MZ. - "Hier steht so manches aus Apollensdorf, da finden sich viele Einwohner wieder", zeigt er in die Runde. Ein Schrank aus dem Pfarrhaus aus der Zeit um 1860, dazu eine 150 Jahre alte hölzerne Treppe, die aus einem anderen Haus stammt und hier weiter ihren Zweck erfüllt. Eine der alten Kirchenbänke aus dem hiesigen Gotteshaus, Vitrine, Tisch, Stühle - alles Mögliche aus dem Ort findet sich. "Viele wissen, dass ich sammle und bringen mir solche Sachen vorbei", erklärt Jost, der seit Jahrzehnten alles, was ihm unterkommt und einen gewissen ideellen Wert besitzt, aufhebt. Und so gibt es eine Reihe Bügeleisen (mit Kohle, Spiritus oder elektrisch beheizt), alte Schlittschuhe und Steigbügel, Spielzeug sowie einen alten Friseurstuhl in den Räumen zu entdecken. Jeder Blick bleibt an anderen Dingen hängen, die nach und nach auch noch beschriftet werden. "Das sind Feierabendsteine", erläutert er Dachziegel mit Schriftzug darauf. Als Geschäftsführer einer Bausanierungsfirma, in der er inzwischen alleiniger Mitarbeiter ist, hat er viel auf Baustellen entdeckt. Mauersteine im Klosterformat, Brillen, Tabakbüchsen und Nägel gehören ebenso dazu wie zerbrochene glasierte Ofenplatten, Butterfässer und alte Türschlösser.

Das alles findet sich in einem Bauernhof aus dem 17. Jahrhundert, den er gekauft und binnen sechs Jahren Stück für Stück saniert hat. "Das hier sollte eigentlich eine Wohnung werden", weist Karl-Heinz Jost auf den neuen Holzfußboden und Terrakottaputz in einem Teil des Obergeschosses. "Aber man kann ja nicht alles zur Wohnung machen." Also sagte sich der 59-Jährige: Warum nicht eine Heimatstube? Kein Museum, aber eine bunte Schau von allem, was sich irgendwie mit dem Begriff Heimat verbinden lässt. Dafür hat er alte Küchen aus Nudersdorf und Kleinwittenberg organisiert, "ein Schrank war meine Winterarbeit". Die heute übliche Pinnwand wird hier durch eine Haushalts-Merktafel ersetzt, im Wohnzimmer finden sich Volksempfänger und ein alter Fernseher von 1962. Ein Raum, der durch Buntglasfenster ein besonderes Licht erhält, bleibt dem Modernen vorbehalten. Hier wird Karl-Heinz Jost unter anderem seine Mosaike ausstellen, die er selbst im Winter anfertigt.

Er wolle allen danken, die zur Ausstellung beigetragen haben, sagt er. Erster Öffnungstag soll der 29. Juni sein. Etwa alle vier Wochen will Jost seine Heimatstube für einen Tag öffnen. "Es sind keine Schätze", meint er. "Aber wenn es angenommen wird, freut es mich."

Die Heimatstube in Apollensdorf, Alte Dorfstraße 56, öffnet erstmals am 29. Juni ab 9 Uhr. Anmeldungen zur Besichtigung sind möglich unter der Telefonnummer 0174 / 5 49 29 79.