Zschornewitz droht nun doch eine schnelle Eingemeindung
ZSCHORNEWITZ/MZ. - Vom Ende der Eigenständigkeit frühestens 2011 war die Rede. Und davon, dass überhaupt erst einmal ein Gesetz zur zwangsweisen Zuordnung auf den Weg gebracht werden müsste.
Jetzt scheint ministerielle Energie die Zschornewitzer zu überrollen. Zumindest hat auch Bürgermeister Günter Gröbner (Linke) im vorliegenden Entwurf zur Umsetzung der "staatlichen Phase der Gebietsreform" ausgemacht, dass der selbst ersonnene Zeitplan alles andere als zuverlässig ist.
Tatsächlich gehört auch Zschornewitz zu den im Entwurf namentlich aufgeführten Kommunen, deren Zwangseingemeindung unmittelbar nach Inkrafttreten des Gesetzes vollzogen werden soll.
Das könne bedeuten, so Gröbner, dass alles sehr schnell komme. Von eigener Existenz bis 2011 redet er schon gar nicht mehr. Die Waffen strecken möchte der Bürgermeister allerdings auch nicht. Im Haupt- und Finanzausschuss am Montagabend kündigte er vorsorglich schon einmal an, sich mit den Vertretern der anderen in der Volksinitiative engagierten Kommunen kurzzuschließen. "Die letzte Messe ist hier noch nicht gesungen", stellte auch Bettina Kuhnert (Linke) fest.
Doch Gröbner, der sich über mangelnde Demokratie und fehlende Entscheidungsmöglichkeiten der Kommunen beklagt, will lieber offen sprechen. "Ich will keine Panik machen. Wir bleiben hier alle schon sehr ruhig. Aber die Bürger sollen wissen, dass alles schnell anders kommen kann."
Die Eingemeindung ist für ihn nicht das schlimmste Szenario. Er redet nicht zum ersten Mal vom drohenden Wegfall der Zschornewitzer Eigenheiten wie dem Starterpaket für Schulanfänger, der 50-Prozent-Bezuschussung der Essenversorgung für den Nachwuchs oder der üppigen Unterstützung des Sportvereins. Seine Überzeugung zieht er auch aus der Tatsache, dass der in mühevoller Kleinarbeit aufgestellte und mit reichlich Sonderwünschen versehene Gebietsänderungsvertrag, der noch in diesem Jahr den Gräfenhainichener Stadträten vorgelegt werden sollte, jetzt keine Gültigkeit mehr bekomme. "Den braucht einfach niemand."
Lange Gesichter gibt es in Zschornewitz auch in Sachen kommender politischer Mitbestimmung. Sollte der erst im Juni gewählte Gräfenhainichener Stadtrat sich nicht selbst auflösen und damit den Weg frei machen für Neuwahlen in allen einzugemeindenden Orten sowie letztlich ein größeres, repräsentativeres Gremium, würde er für drei, vier Jahre allein über die Geschicke der neuen Kommune entscheiden.
"Und wir sitzen vor der Tür, können einfach nur zuschauen, was mit unserem Ort geschieht", so Gröbner.