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Wörlitzer Schloss Wörlitz: Die Lady mal anders

Von Ulf Rostalsky 07.09.2016, 19:16
Possieren wie die Lady
Possieren wie die Lady Thomas Klitzsch

Wörlitz - Eine Frau bietet Stoff für Gespräche. Das war zu ihren Lebzeiten so. Das ist auch heute noch der Fall. „Am Anfang war sie ganz arm. Dann reich und am Ende völlig verarmt.“ Für Henriette Lüdtke ist das Leben von Amy Lyon ein Musterbeispiel für einen spektakulären Auf- und einen nicht weniger bemerkenswerten Abstieg. Aus Amy Lyon war Lady Hamilton geworden. Der schillernden Person ist die aktuelle und bis 18. September zugängliche Sonderausstellung im Wörlitzer Schloss gewidmet.

Henriette Lüdtke hat zusammen mit anderen Zehntklässlern aus dem Paul-Gerhardt-Gymnasium eine Extrarunde gedreht. Sie gehört zu den Gymnasiasten, die ihre Mitschüler durch die Ausstellung führen und die Lady mal anders präsentieren. Sie stehen für das Projekt „Schüler führen Schüler“, das von der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz und dem Gymnasium auf die Beine gestellt worden war.

„Schüler können Gleichaltrigen alles vielleicht etwas einfacher erklären“, versucht sich Ronja Reinknecht in ihrer Erklärung des Experiments, das Kulturstiftungsmitarbeiter Uwe Quilitzsch als durchweg gelungen verstanden haben möchte. „Die jungen Leute machen das super“, zieht der Fachmann den Hut vor den Gräfenhainichenern, die freiwillig ins Leben der Lady Hamilton eingetaucht waren.

„Wir haben uns die Ausstellung im Schloss angesehen. Herr Quilitzsch war danach bei uns in der Schule und hat alle Themen noch einmal mit uns durchgearbeitet“, erinnern sich die Heidestädter an die Vorbereitung für die Führungen der anderen Art. Wer erklärt, muss reden können. „Er braucht aber auch Wissen um das Thema“, stellt Kunst-Fachlehrerin Franziska Elsner klar. Sie begleitet die Schüler der Kunstkurse durch die Ausstellung, hält sich aber sonst weitgehend zurück.

Die Schüler sollen Lady Hamilton ins rechte Licht rücken. Und so erzählen sie von deren Leben. Davon, dass sie aus einfachsten Verhältnissen stammte, zunächst nach London ging und dort diverse Liebschaften pflegte. Lady Hamilton war Gesprächsthema. „Sie muss eine sehr, sehr hübsche Frau gewesen sein“, vermuten die Gymnasiasten. Wie sonst hätte sie Männer umgarnen und den Aufstieg in die bessere Gesellschaft schaffen können? Lockerer Lebensstil trifft auf Kunst und große Namen. Der Name Goethe fällt. Auch Heine wird zitiert. Die Schüler berichteten über die viel diskutierte Dreiecksbeziehung, die die Lady mit Sir Hamilton und Lord Nelson pflegte. Alles läuft perfekt. Lebensdaten werden präsentiert, Bilder und Ausstellungsstücke erklärt. Aber welche Rolle fällt Mario Götze zu? Was hat ein Fußballprofi mit der Lady zu tun?

Versprecher: Mario muss Moritz sein. Dann ist die Welt wieder in Ordnung. Götze ist einer der erfolgreichsten zeitgenössischen Maler und Objektkünstler Sachsen-Anhalts und hat Lady Hamilton auf seine ganz spezielle Art in Szene gesetzt. Schrill, bunt ist seine Kunst. Das passt zu den jugendlichen Besuchern, zu den Führern und zur schillernden Hauptfigur. Über Götzes Vornamen stolpern gleich mehrere Schüler. „Kein Problem. Kann passieren“, meint Uwe Quilitzsch. „Schüler führen Schüler“ ist anders als Durchschnitt. Gut möglich, dass es im nächsten Jahr eine weitere Auflage gibt.

Gemeinsames Projekt: Auf Luthers Spuren

Auch die Neuntklässler des Paul-Gerhardt-Gymnasiums waren unterwegs. Vom Bahnhof Bergwitz aus wanderten sie zum Lutherstein in der Dübener Heide. Die Tour „Auf Luthers Spuren“ wurde unter anderem vom Landesschulamt und der Evangelischen Akademie begleitet. „Wir haben uns nicht nur mit dem Pilgern an sich beschäftigt“, sagte Daniel Rumpold, Fachlehrer für evangelische Religion. Geo-Caches hätten geholfen, Themen rund um Martin Luther und die Reformation anzusprechen. (mz)