Dübener Heide Workshop zu Wolf und Herdenschutz
Im Workshop zum Herdenschutz sollen Halter lernen, ihre Tiere besser vor Wolfsangriffen zu schützen. Hilfe kommt auch aus Zahna.

Plodda - Die Rückkehr des Wolfes nach Mitteldeutschland ist ein brenzliges Thema, das viele Gemüter erhitzt. Auf der einen Seite wollen Tier- und Naturschützer dem Wildtier ein Territorium (zurück)geben und die Artenvielfalt stärken. Auf der anderen Seite stehen Tierhalterinnen und Tierhalter, für die gerissene Schafe oder Rinder große Verluste bedeuten. Zudem kreisen in der gesamten Bevölkerung Mythen über das in Deutschland seit 1990 unter Schutz stehende Tier.
Zufrieden mit Resonanz
Um verschiedenen Positionen in dieser Debatte Raum zu geben und sich auszutauschen, organisierte der Naturpark Dübener Heide vorige Woche einen Workshop zum Thema Herdenschutz, insbesondere für Rinder und Pferde. Dazu waren Landwirtschaftsbetriebe mit Tierhaltung und Hobbytierhalter aus Sachsen und Sachsen-Anhalt eingeladen. Axel Mitzka, Vorsitzender des Vereins Dübener Heide, war mit der Resonanz zufrieden.
„Es haben sich heute sieben Tierhalter eingefunden“, so Mitzka. Der Naturpark nimmt in einem solchen Veranstaltungsrahmen eine neutrale Haltung ein. „Uns ist der gesellschaftliche Frieden wichtig. Wir wollen nicht noch mehr Spaltung und die Teilnehmenden sollen die Möglichkeit bekommen, auch mal eine andere Perspektive einzunehmen“, erklärte Mitzka.
Dafür war die Veranstaltung in zwei Abschnitte geteilt. Im ersten Part kamen Gabriele Liermann vom Amt für Landwirtschaft und Flurneuordnung sowie Andreas Berbig vom Wolfkompetenzzentrum Iden zu Wort. Sie informierten unter anderem über verwaltungstechnische Prozesse, über die die Tierhalter präventiv oder im Falle eines Wolfsangriffs Bescheid wissen sollten.
Im zweiten Teil stellte Annett Lindau vom Melktechnik-Center Mittelelbe vor, wie Herdenschutz praktisch aussehen kann. Die Frau aus Zahna hatte verschiedene Elektrozäune dabei, die sie -, je nach Hof und Halter - empfiehlt und dann fördermittelkonform in Betrieb nimmt. Und obwohl Lindau sich nun schon seit mehr als sechs Jahren auf das Gebiet Herdenschutz spezialisiert hat, kann sie keinem Halter eine absolute Garantie dafür geben, dass es nicht doch zu einem Riss kommen könnte.
„Wir müssen erst wieder Erfahrung mit dem Wolf sammeln. Zur Zeit ist uns der Wolf immer eine Tatze voraus, wir reagieren nur.“ Das bestätigen auch die Tierhalter aus der Region, die zum Beispiel bemängeln, dass es keinen legalen Abschuss von Wölfen gibt und dass Isegrim nicht mehr scheu genug sei. Außerdem ist Herdenschutz für sie mit immer mehr Aufwand und Kosten verbunden.
Zertifikate erhalten
Um die Tierhalter mit Fördermittelanträgen, aber auch ganz praktisch mit dem Bau eines wolfsabweisenden Zauns nicht allein zu lassen, waren so einige Referierende in Plodda. Am Ende erhielten alle Tierhalter ein entsprechendes Zertifikat, das ausweist, dass sie befähigt sind, einen ordnungsgemäßen Zaun zu errichten und im Falle eines Angriffs eine Entschädigung erhalten.
Doch auch Biologin Janine Meißner vom Naturpark Dübener Heide ist sich bewusst darüber, dass so eine gemeinsame Kommunikationsplattform keine einmalige Sache sein darf: „Wir sollten hier Artenschutz ermöglichen, aber auch Kulturlandschaft verstehen“, betonte sie. (mz)
