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Die Herausforderung Womit sich der Klimaschutzmanager von Oranienbaum-Wörlitz befasst und was seine Arbeit besonders macht

Seit dem 1. Juli ist Guido Lehmann Klimaschutzmanager von Oranienbaum-Wörlitz. Womit er es zu tun hat und was seine Arbeit besonders macht.

Von Corinna Nitz 23.11.2021, 09:13
Guido Lehmann, Klimaschutzmanager von Oranienbaum-Wörlitz
Guido Lehmann, Klimaschutzmanager von Oranienbaum-Wörlitz Foto: Klitzsch

Wörlitz/MZ - Was haben Städte wie Quedlinburg, Wernigerode und Oranienbaum-Wörlitz gemeinsam? Sie sind reich gesegnet mit Denkmalen, was zur Folge hat, dass, wie Guido Lehmann es formuliert, man nicht machen kann, was man möchte. Eigentlich dürfen sie nicht einmal alles das machen, was technisch möglich ist: Eine großflächige Photovoltaik-Anlage etwa auf dem Dach lässt sich gegenüber der Denkmalschutzbehörde kaum durchsetzen, wenn die Immobilie im Kerngebiet des Welterbes steht.

Suche nach Alternativen

Damit ist die Herausforderung, mit der es Leute wie Lehmann, Klimaschutzmanager von Oranienbaum-Wörlitz, zu tun haben, schon ganz gut umschrieben: Denn bei dem Bemühen um Klimafreundlichkeit, um Energieeffizienz und mehr Grün in den Städten müssen stets auch die Belange des Denkmalschutzes mitbedacht werden. Dass man gemeinsam neue Wege gehen muss, hatte Lehmann kürzlich im Stadtrat erklärt. Nun, beim Ortstermin diesen Montag in Wörlitz, ist gegenüber der MZ auch vom Kompromiss die Rede. Wie ein Kompromiss in puncto Energiegewinnung aussehen könnte? Lehmann verweist unter anderem auf Wärme-Kraft-Kopplung und Geothermie. Und er macht deutlich, was aus seiner Sicht sinnvoll ist: die „Quartierslösung“, deren Mehrwert darin bestehe, dass mehrere Verbraucher sich eine Anlage teilen, was auch die Kosten minimieren würde. Das, sagt Lehmann, „wäre der ideale Weg“.

Sein erster Arbeitstag als Klimaschutzmanager war der 1. Juli dieses Jahres. Der Diplom-Designer und Projektmanager für erneuerbare Energien und Energie-Effizienz-Experte ist dem Oranienbaum-Wörlitzer Bauamt „untergliedert“. Weil, wie er betont, die Verwaltung Vorbild sein sollte, wurden kommunale Objekte unter energetischen Gesichtspunkten betrachtet. Erfasst wurden Lehmann zufolge rund 50 Gebäude; geschaut werde unter anderem, in welchem Zustand Fenster sind oder ob Außenwände gedämmt werden müssten. Dass all dies eine Geldfrage ist, liegt auf der Hand. Lehmann spricht davon, in einem solchen Fall geeignete Förderprogramme zu finden, auch dafür sei er Ansprechpartner. Übrigens:

Gast im Ortschaftsrat

Wer in die Präsentation schaut, mit der sich der 52-Jährige für die auf zunächst zwei Jahre befristete Stelle des Klimaschutzmanagers beworben hat, stellt fest, dass sich der Mann einiges vorgenommen hat. Ausschüsse zu gründen und mit berufenen Bürgern Maßnahmen zu planen, steht auf der Liste. Auch Workshops für Unternehmen könnten angeboten werden, wichtig sei die „intensive Zusammenarbeit“ mit dem Denkmalschutz und dem „Bundesumweltamt“. Als Ansprechpartner sieht Lehmann sich besonders auch für die Bürger. Zwar müsse, wie er sagt, die Kommunikation noch „stärker“ werden. Aber einige Anfragen gebe es schon. Diese stammen dem Vernehmen nach von Kleingärtnern und beschäftigen sich mit der Verbrennungssatzung. Lehmann macht keinen Hehl daraus, dass er die Abgabe pflanzlicher Gartenabfälle bei Wertstoffhöfen bevorzugt. Möglich sei dies zum Beispiel in Strohwalde. Abgesehen von der Geruchsbelästigung beim Verbrennen und der Umweltbelastung sei schließlich noch zu bedenken, dass Tiere unter Laubansammlungen zum Winter hin Schutz suchen.

Das Gegenteil von Latifundien, auf denen Bäume noch Laub abwerfen dürfen, sind Steingärten. Verbieten kann man die nicht und ob so etwas als schön empfunden wird, liegt bekanntlich immer im Auge des Betrachters. Umso wichtiger sei es, Menschen zu sensibilisieren, dass Steingärten ebenso wie Flächenversiegelungen die Ableitung des Regenwassers in den Boden verhindern. Auch eine solche Sensibilisierung setzt eine lebhafte Kommunikation voraus. Wie die gelingen kann? Lehmann spricht unter anderem von Bürgerforen, die er sich offensichtlich vorstellen kann. Realistischer im Moment scheint, dass er in jene Gremien geht, welche die Bürger vertreten; am 2. Dezember ist er im Ortschaftsrat von Wörlitz.

„So schnell wie möglich“

Vielleicht geht es dann auch um „Ideen, die real werden könnten“, so hatte Lehmann eine Folie seiner Präsentation überschrieben. Während einige Punkte noch ins Reich der Wünsche gehören, sind andere schon in der Phase der Umsetzung. Die Straßenbeleuchtung in Oranienbaum-Wörlitz wird bereits auf LED umgestellt, wie Lehmann sagt geschieht dies immer dann, wenn eine alte Lampe ausfällt. Vorantreiben will die Stadt auch den Bau von Ladesäulen für Elektroautos, als Standort komme der Marktplatz in Betracht. Wann? „So schnell wie möglich“, antwortet Klimaschutzmanager Lehmann.

Und der ist nicht die Ausnahme, für die man ihn halten könnte. Andere Kommunen haben bereits Klimaschutzmanager. Projektträger in Lehmanns Fall ist die Forschungszentrum Jülich GmbH mit Sitz in Berlin-Mitte.

Interessierte erreichen den Klimaschutzmanager unter [email protected] per E-Mail.