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Wohnen in Wittenberg Wohnen in Wittenberg: Das Aus nach 24 Jahren

Von Marcel Duclaud 17.12.2015, 16:27
Die Verwaltung der Piesteritzer Werkssiedlung läuft künftig überwiegend über Berlin, denn die Servicegesellschaft stellt ihren Betrieb ein.
Die Verwaltung der Piesteritzer Werkssiedlung läuft künftig überwiegend über Berlin, denn die Servicegesellschaft stellt ihren Betrieb ein. Klitzsch Lizenz

Wittenberg - Eine Ära geht zu Ende: Die Piesteritzer Servicegesellschaft stellt ihren Geschäftsbetrieb zum Jahresende ein. Beschlossen hat das die Eigentümerin der attraktiven, weithin bekannten Werkssiedlung. Das ist die Deutsche Wohnen AG.

Erhalten bleibt zumindest für einen Übergangszeitraum noch die Piesteritzer Siedlungsgesellschaft, allerdings zieht sie nach Bayern um. Im Bestand sind zwar keine Häuser mehr, dafür aber einige Brachflächen, so Leske. Der Geschäftsführer lobt im Übrigen sowohl die Stadtentwicklung als auch den hiesigen Wohnungsmarkt: „Bei dem Mietniveau bieten die Unternehmen hier eine verdammt gute Qualität.“

Für die Mieter ändert sich nicht allzu viel, allerdings dürfte der Service künftig nicht mehr so umfassend und schnell zu realisieren sein. „Die Verwaltung“, sagt Gerhard Leske, langjähriger Geschäftsführer, „läuft zum großen Teil über Berlin.“ Als Ansprechpartner vor Ort steht demnächst nur noch ein Mann zur Verfügung, Tim Körnig, der sich aber im Wesentlichen um die Vermietung kümmern soll, so Leske. Er selber wird in den Ruhestand gehen, seine Mitarbeiter (sieben waren es noch zu Jahresbeginn), die bereits im Mai die Kündigung erhielten, haben bereits andere Arbeitsverträge unterschrieben oder sehen ebenfalls der Rente entgegen. Die Deutsche Wohnen hat den Verwaltungsvertrag gekündigt, Leske nennt als Grund „Zentralisierung“.

Dass er nicht glücklich ist mit dieser Entwicklung, ist ihm deutlich anzumerken: „Das sind einschneidende Veränderungen, leider nicht so, wie wir uns das wünschen würden. Eine solch hervorragende Siedlung hat derartige Spiele nicht verdient“, sagt der Geschäftsführer und meint insbesondere die zahlreichen Eigentümerwechsel in den vergangenen Jahren. Die Siedlungsgesellschaft ist vor genau 24 Jahren gegründet worden, zunächst als hundertprozentige Tochter der Stickstoffwerke. 1993 übernahmen die Bayernwerke den Wohnungsbestand von der Treuhand - und kümmerten sich um die Sanierung, die denkmalgerecht und sozialverträglich ablaufen sollte. Leske nennt den Einstieg der Bayernwerke einen absoluten Glücksfall: „Das war ein Paradebeispiel für West-Ost-Hilfe“. 2003 wurden die Piesteritzer Wohnungen von der E.ON, mit der die Bayernwerk AG zwischenzeitlich zusammenging, zum Verkauf ausgeschrieben. Käufer war Arsago Real Estate, das Unternehmen fasste den sanierten Teil - 857 Wohnungen - zu einem Paket zusammen und veräußerte es an den Investor Cerberus. Für den Deal ist eigens die Intermetro gegründet worden. Die ging zwei Jahre später an Pirelli und schließlich 2012 an die Deutsche Wohnen AG. Ein wahrlich wilder Wechsel.

Leske macht keinen Hehl aus seinem Traum, dass die Piesteritzer Werkssiedlung irgendwann einmal in kommunale Hände kommt oder aber eine Stiftung gegründet wird: „Die Deutsche Wohnen hat bislang freilich nicht die Absicht, die Wohnungen zu veräußern.“

Hinter den Kulissen gab es bereits 2013 schon einen Eigentümerwechsel für jene 116 Wohnungen, die damals nicht zum Cerberus-Paket gehörten (Häuser in der Ringstraße, der Dessauer und der Roßlauer Straße). Sie sind von der Wittenberger Wohnungsbaugesellschaft (Wiwog) übernommen worden, die sich ab neuem Jahr auch um die Verwaltung kümmert.

Die Mieter sind über die Veränderungen informiert. Gerhard Leske ist dabei, das Haus der Servicegesellschaft am Karl-Liebknecht-Platz zu räumen. Er hofft, dass der Eigentümer genügend Geld investiert, um die einzigartige Siedlung zu erhalten. (mz)