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Wittenberger Suppenküche Wittenberger Suppenküche: Mahlzeit für kleines Geld

Von tanoe gnanzou und marcel duclaud 17.12.2014, 11:10

wittenberg - Kutte ist Stammgast, der schmale ältere Herr, 63 Jahre alt, weiß ein Angebot sehr zu schätzen, das es seit nunmehr 20 Jahren in Wittenberg gibt - die „Suppenküche“, deren korrekter Name „Begegnungsstätte für Obdachlose“ lautet. Was nicht ganz richtig ist, denn obdachlos ist Kutte nicht, ebenso wenig wie Brigitte Krause, die seit gut zehn Jahren zur „Stammkundschaft“ in der Juristenstraße gehört. Sie ist 81 Jahre alt und kam, nachdem ihr Mann gestorben war. In der „Suppenküche“ hat sie Gesellschaft, Leute zum Reden - und Essen zum kleinen Preis.

Eine Spende in dieser Höhe hat Wittenbergs „Suppenküche“ noch nicht erhalten, entsprechend groß war die Freude gestern: Die Bauleiter der Bauunion, Stefan Bolz und Maik Pinnig, trafen mit einem Spendenscheck über 3 500 Euro ein. „Das Geld ist hier gut angelegt“, sind sich die Bauleiter einig. Das Unternehmen fühle sich sehr ortsverbunden, weswegen es das lokale Sozialleben unterstützen wolle. Aufgrund milder Winter hätten sie gute Bilanzen verzeichnen können und wollten diesen Erfolg gerne teilen. Es gäbe einige Möglichkeiten, wie das Geld investiert werden könne, so Jana Ehrlich, die den Scheck in Empfang nahm. Doch ein Teil würde als Rücklage genutzt werden, denn „es fallen immer wieder Kleinigkeiten an“.

Weitere Spenden für die Begegnungsstätte sind willkommen: Diakonisches Werk, Konto: 95 71, Bankleitzahl: 805 501 01, Sparkasse Wittenberg

„Wenn ich Miete und Strom bezahlt habe, ist nicht mehr viel übrig von meiner Rente“, rechnet die Wittenbergerin vor und ist ausgesprochen dankbar, dass das Mittagessen in der Begegnungsstätte des Diakonischen Werkes für 1,60 Euro zu haben ist. Frühstück oder Abendbrot kosten 75 Cent, Duschen kann man für 1,50 Euro, Wäschewaschen für drei Euro. „Man kann den Frauen hier gar nicht genug danken für das, was sie für uns tun“, sagt Kutte und ärgert sich über manche, die mäkeln, und darüber, dass es nicht immer leicht ist, persönliche Probleme zu bereden.

Traditionelle Weihnachtsfeier

Er ist trotzdem oft Gast in der Juristenstraße - „mit dem Fernseher kann man sich so schlecht unterhalten“ - auch am Mittwoch natürlich zur traditionellen Weihnachtsfeier. „Es ist die 20.“, bemerkt die amtierende Chefin, Jana Ehrlich. Barbara Qadduri, die derzeit krank ist, hat die Suppenküche 1994 gegründet - in der Jüdenstraße, später zog sie in die Lutherstraße, vor etwa zehn Jahren dann in die Juristenstraße. Sie ist, formuliert Jana Ehrlich, „ein Ort für jene, die am Rande der Gesellschaft stehen. Ein Platz, wo sie nicht ausgegrenzt werden, wo es eine warme Mahlzeit gibt für wenig Geld, wo man sich aufwärmen und in Kontakt kommen kann.“

Rentner gehören ebenso zu den Gästen wie Jugendliche oder psychisch kranke Menschen. „Der Bedarf ist etwa gleichbleibend“, schätzt Barbara Qadduri, die es sich nicht nehmen ließ, zur Weihnachtsfeier zu kommen. Manche sind der Suppenküche seit 20 Jahren treu. Die finanziert sich im Wesentlichen über das eingenommene Geld und über Spenden, die allerdings nicht regelmäßig fließen und um so willkommener sind. Schon eine Tradition ist etwa, dass die katholische Gemeinde Geschenktüten packt, die gestern übergeben worden sind.

Es gibt überdies einzelne Bürger, die regelmäßig spenden. Dennoch ist es für das Diakonische Werk nicht einfach, das Angebot der Suppenküche aufrecht zu erhalten. Geöffnet ist derzeit täglich zwischen 8 und 14 Uhr, es war schon mal deutlich länger offen, bis 19 Uhr: „Das liegt daran, dass es schwieriger geworden ist, Ein-Euro-Kräfte zu bekommen“, erklärt Jana Ehrlich. „Früher waren es acht, jetzt nur noch vier.“ (mz)