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Wittenberger Stadtfest „Luthers Hochzeit“ Luthers Hochzeit wird mit lautem Jubel gefeiert - Was los war am Hochzeitstag

Die Veranstalter des Stadtfestes haben sich auf acht Erlebniswelten konzentriert. Ein Bummel durch Wittenbergs Innenstadt am Hochzeitstag.

Von Jana Dürr Aktualisiert: 11.06.2023, 18:44
Die Erlebniswelt Markt stand  unter dem Motto „Tanz und Taverne“.
Die Erlebniswelt Markt stand unter dem Motto „Tanz und Taverne“. (Foto: Thomas Klitzsch)

Wittenberg/MZ - „Jubel!“, schallte es am Wochenende wieder überall durch die Wittenberger Innenstadt zur Begrüßung der feierlustigen Gäste von „Luthers Hochzeit“, dem traditionellen Stadtfest der Elbestädter. Und so strömten die Besucher auch in diesem Jahr wieder in Scharen ins Festgebiet und säumten die bekannte Marschroute des Festumzuges, um sich im Anschluss ins quirlige Getümmel zu stürzen.

Neben bekannten Kenngrößen des Festes hat sich die Lutherstadt Wittenberg Marketing GmbH Neues einfallen lassen, was die Gestaltung des Festes anbelangt. Acht Themenbereiche hatte das Festgelände in diesem Jahr zu bieten und konzentrierte sich dabei vor allem auf den Bereich des Kirchplatzes, das Gelände vom Markt bis zur Schlosskirche über die Schloss- und Wallstraße sowie die dazwischen liegenden Höfe.

Den Kirchplatz erlebten die Besucher unterm Motto „Zunft und Zunder“.
Den Kirchplatz erlebten die Besucher unterm Motto „Zunft und Zunder“.
(Foto: Thomas Klitzsch)

Echter Gewinn sind die Angebote für Kinder

Besonders der Bereich für die „Plagen und Bälger“ war dabei ein echter Gewinn und verbuchte unter anderem mit den Ritterspielen und wilden Geschichten von Gerhard Kabus einen vollen Erfolg. Auf der Wallstraße und dem angrenzenden Weberhof fanden zahlreiche Kinder mit ihren Familien ein reichhaltiges Angebot an Mitmachaktionen und Spielen.

Markt und Schlossplatz zeigten sich in relativ bekannter Optik mit allerlei Händlern sowie verschiedenen Speisen und den zum Mittelalterfest üblichen Getränken. Auch die Schlosswiese bot mit einzelnen Anlaufpunkten einen überwiegend vertrauten Anblick. Allerdings war sie in diesem Jahr mit so vielen Angeboten, Buden und Zelten zugestellt, dass besonders zu den Konzerten der bekannten Mittelalterbands wie „Tanzwut“ die Sicht auf die Bühne im Vergleich zu den Vorjahren weniger freizügig war.

Der Marktplatz präsentierte sein Angebot gezielt unter dem Thema „Tanz und Taverne“. Die abwechselnden Programme auf zwei Bühnen sorgten für kurzweilige Unterhaltung und besonders das Team der „Wilden 13“, der Taverne vor der Hauptbühne, ließ sich zur Unterhaltung der Gäste unter anderem vom späten Sound der Partyband „Hit-Mama“ am Samstagabend mitreißen.

Dem vorangegangen war ein zweistündiges Programm der Band Störtebeker, deren Sound des rustikalen Chanty-Rock zwar zum Mittelalter passt – der legendäre Namensgeber der Band lebte schließlich in dieser Zeit – das Outfit jedoch schien, zumindest bei einem Bandmitglied, mit Basecap und Jogginghose schon fragwürdig für ein Mittelalterfest.

Hochzeitsgäste vermissen Partymeile vom Lutherhaus zur Schlosskirche

Generell gab es auf die Veränderungen des Veranstaltungskonzeptes entsprechend unterschiedliche Reaktionen. Denn während neuere Gäste die Party in allen Bereichen genossen, trauerten nicht wenige Wittenberger dem ursprünglichen Stadtfest mit einer Partymeile vom Lutherhaus bis zum Schloss mit Ständen in allen Straßen und den Klängen historischer Musik auf allen Bühnen nach.

Das Schlosswiesen-Motto hieß „Gaukelei und Gaudium“.
Das Schlosswiesen-Motto hieß „Gaukelei und Gaudium“.
( Foto: Th. Klitzsch)

„Das ist nicht mehr unser Fest“, meinte Elke Ehrlich, die in den vergangenen Jahren immer an einem bestimmten Getränkestand mit ihrer Freundin und Erdbeerbowle ihr Opening des Festes zelebrierte. Nun fehlten einst vertraute Anlaufpunkte, wie auch das Treiben östlich des Kirchplatzes, wo vom Markt bis zum Lutherhaus in diesem Jahr lediglich während des Festumzuges vom Flair des Stadtfestes etwas zu spüren war. Vom „Halbstadtfest“ sprach eine Wittenbergerin, die schon seit Jahrzehnten Hochzeitsgast ist. Mit ihren 80 Jahren und ohne Handy hätte sie gern auch eine etwas ausführlichere gedruckte Programmübersicht gehabt.

Das  Treiben auf dem Weberhof   stand unterm Motto „Frevel und Furore“.
Das Treiben auf dem Weberhof stand unterm Motto „Frevel und Furore“.
(Foto: Thomas Klitzsch)

Auch Beate Forstenbacher vermisste altbekannte Angebote. Sie räumte aber gleich ein, dass es sich immer leicht kritisieren lasse, aber organisieren würde sie solch eine Veranstaltung auch nicht wollen. „Wenn man mit den richtigen Leuten feiern geht, ist das Drumherum letztlich egal“, stellte sei fest und ließ sich vom Trubel auf der Schlosswiese einfangen.

Auch die Wittenbergerin Jeannette Buhle wünschte sich die durchgängige Partymeile zurück: „offen war schöner“ und auch der Weg zu den öffentlichen Toiletten am Schlossplatz – nicht jeder mag die angebotenen Alternativen – gestaltete sich durch den abgesperrten Bereich umständlich.

Für die Wallstraße galt das Motto „Plagen und Bälger“.
Für die Wallstraße galt das Motto „Plagen und Bälger“.
(Foto: Th. Klitzsch)

Auf dem Wittenberger Marktplatz geht das Fest nach Mitternacht weiter

Am Ende des langen Samstags zeigte sich aber auch ein Vorteil der Einteilung in die verschiedenen Erlebnisbereiche. Während auf dem Schlossplatz einzelne Händler bereits Mitternacht ihre Stände geschlossen hatten, was im Übrigen manche Gäste bedauerten, und auf der Schlosswiese bald der Ausschankschluss verkündet wurde, war die Party auf dem Marktplatz noch voll im Gange. Auch auf dem Weberhof war die Stimmung bei angenehm freier Sicht auf die Bühne noch voll am Kochen.

Gleichwohl: die Erlebnisbereiche waren durchaus sehr gut besucht und mit alternativen Plätzen, wie dem Wallwitzhof und dem Gelände an der Ecke Pfaffengasse/Coswiger Straße, boten sich ebenso lohnende Ziele für Gäste ohne Eintrittsbändchen.

Eine Besucherin aus Berlin zeigte sich noch über fehlende Taschenkontrollen erstaunt, die in ihrer Heimatstadt bei solchen Events gar nicht wegzudenken seien. Zumindest der Konsum mitgebrachter Getränke sowie liegen gelassener Müll könnten damit eingeschränkt werden.