Wittenberger Schlossdrachen Wittenberger Schlossdrachen: Trommeln auf dem Fluss

wittenberg/MZ - Sonntagvormittag im Marine-Sportclub an der Dresdener Straße. Dumpfe Trommelklänge hallen über die Elbe. Die elfjährige Leonie Viktoria Schuster hat den Takt der Schlagleute aufgenommen und gibt nun im Bug des Schiffes den Ton an. Das lang gestreckte Boot gleitet elegant über den Fluss. Steuermann Michael Behrendt aus Gräfenhainichen feuert lautstark die zehn Paddler an: „Jetzt Druck aufnehmen und lang durchziehen“, ruft er und sorgt dafür, dass das Gefährt so richtig in Schwung kommt. Das Training der Mitglieder des Vereins „Wittenberger Schlossdrachen“ nimmt seinen Lauf. Es ist ein junger Verein.
Start beim Sachsen-Anhalt-Tag
Angefangen hat alles im Jahr 2008. Anlässlich des Sachsen-Anhalt-Tages sollte auf dem Merseburger Gotthardteich ein Drachenbootrennen unter Teilnahme der Landräte des Bundeslandes stattfinden. Einem Aufruf der Sportjugend folgend, fanden sich interessierte Wittenberger zusammen und finanzierten aus Fördermitteln und Erlösen aus der Vermietung von Freizeitgeräten der Sportvereine das spezielle Boot. Landrat Jürgen Dannenberg (Linke) folgte der Einladung zu einer entsprechenden Partie auf der Elbe. Nach dieser Premiere und dem Start in Merseburg waren die Grundlagen für ein organisiertes Miteinander geschaffen. Nach sporadischen Treffen und einem Zuwachs an Interessenten fand mit der Vereinsgründung im Juni 2013 die Gemeinschaft ihre juristische Bestätigung.
Hans-Joachim Schöne, Schatzmeister des Vereins und von Anfang an mit dabei, möchte das Drachenbootfahren nicht mehr missen. „Wir sind so ein Zwischending von Fun- und Wettkampfsport, wobei der Schwerpunkt auf der Freude an diesem Hobby liegt. Die Wettkämpfe dienen mehr dazu, unseren Trainingsstand einschätzen zu können.“ In dieser Meinung wird er von Carola Möller-Wende, die im letzten Jahr in Hongkong Weltmeisterin in dieser Sportart wurde, unterstützt. „Es ist schon wichtig, dass man auch mal seine Kräfte mit anderen misst“, ist sich die 2012 in der Club-WM für die „Neckar-Drachen“ Heilbronn gestartete Wittenbergerin sicher. In zwei Wochen werden die Aktiven deshalb, eingestuft als Sportteam, an einem Wettkampf auf der Goitzsche bei Bitterfeld teilnehmen. Insgesamt 20 Mannschaften sind bisher gemeldet.
Inzwischen ist das Boot mit vereinten Kräften wieder sicher an Land gebracht worden und Schöne erklärt die Besonderheiten: „Unser Boot ist aus Glasfaser, zertifiziert und entspricht den Sicherheitsstandards. Die chinesischen Originale sind aus Teakholz, können bis zu 25 Meter lang sein und bis zu 100 Paddler aufnehmen“, weiß der engagierte Freizeitsportler. Diese Schiffe stellen durch ihre typische Bemalung und einen dekorativen Drachenkopf beziehungsweise Drachenschwanz an Bug und Heck oftmals kleine Kunstwerke dar.
Der derzeit 19 Mitglieder zählende Verein steht jedem offen. „Dieser Sport ist für jung und alt geeignet. Unser ältestes Mitglied ist 77 Jahre alt und fühlt sich wohl“, erzählt der Schatzmeister und verweist darauf, dass besonders Menschen mit Rückenbeschwerden durch die speziellen Bewegungen beim Paddeln oftmals Linderung erfahren.
Schnupperkurse
Angeboten werden daher auch Schnupperkurse, die ein Kennenlernen des Vereinslebens zu den Trainingszeiten an jedem Sonntag um 10 Uhr und jedem Mittwoch um 18 Uhr ermöglichen. Selbst Trommler werden noch gesucht: Damit auf der Elbe auch zukünftig der typische Sound eines Drachenbootes zu hören ist.
