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Wittenberger Künstler Wittenberger Künstler: Sven Wieder macht alles europaletti

Von Irina Steinmann 20.11.2017, 11:22
Beitrag des Ex-Wittenbergers Sven Wieder zum Projekt „Europaletti“
Beitrag des Ex-Wittenbergers Sven Wieder zum Projekt „Europaletti“ Privat

Wittenberg - Leute mit WG-Erfahrung kennen sie vielleicht noch - mit Euro-Paletten konnte man prima Möbel improvisieren. Dass man auch Kunst draus machen kann, beweist das Projekt „Europaletti“.

Gestartet 2013, wirbt es für ein geeintes Europa der Regionen und deren Dialog untereinander. Kernstück ist die Europalette, Normmaß: 1,20 mal 1,44 mal 0,8 Meter, 20 Kilo schwer und für 18,92 Euro pro Stück zu haben. Zu den Künstlern, die aus etwas Gleich(wertig)em etwas Verschiedenes gestalten, gehört der gebürtige Wittenberger Sven Wieder.

Der 37-Jährige wohnt zwar seit Jahren schon im Sächsischen, im Reigen der Bundesländer, die in diesem Projekt als europäische Regionen gelten, startet er aber für Sachsen-Anhalt. Er fühle sich seiner Heimatstadt nach wie vor sehr verbunden, sagt Wieder.

So überrascht es nicht, dass er als Ausgangspunkt seines Beitrags für „Europaletti“, auf der Suche nach etwas, das „Sachsen-Anhalt überregional interessant macht“, die Schlosskirche gewählt hat: Die Köpfe der Reformatoren, die die Fenster des Gotteshauses schmücken, haben ihn zu seinem Werk inspiriert. Zu DDR-Zeiten, 1983 anlässlich Luthers 500. Geburtstags, von der Hallenserin Renate Brömme geschaffen, verweisen sie auf die europäische Dimension der Reformation - perfekt für Wieders Europalette.

In den Rohling sägte der Fotograf und freischaffende Künstler zwölf runde Vertiefungen für die zwölf Köpfe europäischer Reformatoren, vom Finnen Michael Agricola bis zu Peter Martyr Vermigli aus Florenz. Mit Genehmigung - versteht sich - hatte er die Glasfenster zunächst einzeln fotografiert, dann ein wenig nachbearbeitet und dann als Fotofolien auf runde Plexiglasscheiben geklebt, beleuchtet durch LED.

Gerade heute, da so mancherorts der „Zeitgeist gegenläufig“ ist, halte er Europa für eine „gute Idee“, die es zu verteidigen gelte. Warum? Schon allein deshalb: „Wir haben Frieden, seit 70 Jahren.“ Mit seinem Beitrag, so steht es in Wieders Begleittext, wolle er „die kontroverse Auseinandersetzung mit der integrativen vs. spaltenden Kraft des Glaubens im damaligen, heutigen und zukünftigen Europa anregen“.

Ein Kreuz inmitten seiner Palette hält die zwölf Reformatoren-Porträts thematisch zusammen; das rohe Holz wurde in diesem Bereich geschliffen und mit Schutzlack versehen. Noch sind nicht alle Bundesländer künstlerisch vertreten, doch gab es Ende Oktober bereits eine erste Präsentation von „Europaletti“, in Koblenz, der Wahlheimat Michael Schleichers, des Initiators des Projekts, der als Künstler selbst eine Palette beigesteuert hat.

Vorgesehen ist, die Ausstellung auf Reisen gehen zu lassen, in die jeweiligen Landeshauptstädte. Sven Wieder hat unterdessen längst das Sujet gewechselt, im christlichen Zeichen-Raum ist er aber geblieben. Gegenwärtig arbeite er an einer Plastik des Heiligen Georg. Die Keramik des Drachentöters soll in Leipzig ihren Platz finden. (mz)