Wittenberg Wittenberg: Neue Becken für Wels & Co
WITTENBERG/MZ. - Die Becken sind bereits verschwunden, etliche Fische haben bei Zoo-Krappe vorübergehendes Asyl gefunden. Wels und Flussbarsch wurden in den Teich gesetzt, wo zu viele Rotfedern schwimmen. Das Aquarium des Wittenberger Tierparks ist bis auf Kleinigkeiten leer geräumt. Es wird Platz geschaffen für eine neue Einrichtung, verbunden mit einem neuen Konzept. Mit diesem Umbau schließt der kleine Zoo in den Wallanlagen die größeren Investitionen der vergangenen Jahre ab.
Geld aus Lottomitteln
Geplant ist die Erneuerung des Aquariums in der Kasematte schon seit längerem, jetzt hat Toto-Lotto Geld zugesagt, 19 000 Euro. Mit Eigenmitteln und Zuschüssen der Stadt sollen insgesamt 40 000 Euro zusammen kommen. Dabei werden die Arbeit im wesentlichen Mitstreiter des Tierparks leisten, allen voran Gernot Elmenthaler, Aquarianer seit 40 Jahren und Ideengeber des Umbaus. Gemeinsam mit seinem Chef, Mario Lindemann, hat er die Pläne für die neueste Erneuerung entwickelt.
Denn das Wittenberger Aquarium hat Geschichte. Ganz früher, erinnert sich Lindemann, standen Fisch-Becken mal in einer Baracke dort, wo sich jetzt die schwarz-weißen Varis tummeln, inzwischen übrigens schon im Außengehege. Mitte der 60er Jahre ist das Aquarium in der Kasematte eingeweiht worden. Mitte der 90er Jahre erfolgte eine Modernisierung. Die erweist sich nun als eindeutig nicht mehr zeitgemäß. Zum einen gab es viele kleine Becken, wo einzelne Fischarten der Elbe-Elster Region präsentiert wurden. Zum anderen hat sich das Vorkommen binnen 15 Jahren erheblich verändert.
Schön zu erkennen ist das am Wandbild der eindrucksvollen Mittelsäule. Dort sind Fische aufgemalt, die in der Elbe einst lebten, später aber nicht mehr zu finden waren in dem Fluss. Mittlerweile schwimmen einige dieser Arten wieder dort: Lachs, Stör oder Wels wurden angesiedelt, so Lindemann. Andere wie Flussneunauge oder Weißflossengründling kehrten zurück, weil sich die Wasserqualität verbessert hat.
Im neuen Aquarium, das wohl erst in einem Jahr fertig sein wird, sollen dem Publikum statt vieler kleiner, sechs große Becken präsentiert werden. Gernot Elmenthaler wollte gerne noch weniger und noch größere. Aufwand und Kosten aber erwiesen sich als zu hoch. Die Riesenbecken, so Elmenthaler, hätten in der Kasematte geklebt werden müssen, allein die 32 Millimeter starke Vorderscheibe hätte rund 500 Kilo gewogen. "Das war nicht realisierbar." Jetzt also sechs Becken, in denen je mehrere Arten vorkommen sollen: gründelnde Fische, Mittelfische, Oberflächenfische. Und das alles naturnaher als bisher. "Wir wollen", erklärt Lindemann, "Fischarten vergesellschaften, so viel wie möglich."
Licht kommt und geht sanft
Die fühlen sich wohler, wenn sie beieinander sind, haben mehr Bewegungsfreiheit. Das Licht soll gedimmt werden können, langsam an und ausgehen wie beim Sonnenauf- und Sonnenuntergang. Früher war es bisweilen passiert, dass Fische vor lauter Schreck über plötzlich grelles Licht aus dem Becken sprangen. Lindemann und Elmenthaler hoffen, dass dann auch Nachwuchs gezeugt wird, bislang war das eine absolute Ausnahme.
Die sechs Becken sollen sechs Regionen repräsentieren - von Wittenberg aus in Richtung Nordsee. Lindemann: "Es gibt typische Arten für die einzelnen Regionen. In Wittenberg war das mal der Blei." Beratung kommt in der Frage, welche Fische wo besonders gehäuft vorkommen von dem Wittenberger Experten Uwe Zuppke. Das letzte Becken wird ein Salzwasser-Aquarium mit Scholle und Dorsch, Flunder, Krabbe und Seestern. Dafür muss natürlich Salzwasser produziert werden, was einigen Aufwand erfordert, so Elmenthaler: "Erst kommt ein Osmosefilter zum Einsatz, dann wird Nordseesalz in einem bestimmten Verhältnis zugesetzt, einen Abschäumer braucht es ebenfalls." Die zwei kleineren Aquarien bleiben bestehen. Allerdings sollen dort keine Exoten wie jetzt (Madagaskar-Taggeckos und Bartagame) untergebracht werden, sondern konsequent heimische Arten: nämlich Laubfrösche und Feuersalamander. "Unser Anliegen ist es", sagt Zoochef Lindemann, "die Leute an das heranzuführen, was sie umgibt. Jeder kennt Löwe und Giraffe, aber selten Karausche oder Ukelei. Die Menschen fliegen 500 Kilometer weit weg, wissen aber manchmal wenig über Flora und Fauna der Elbelandschaft." Wittenbergs Tierpark setzt, schon wegen der begrenzten Mittel, auf das Naheliegende (mal abgesehen von den Affenarten). Nicht zuletzt deshalb, um sich zu unterscheiden von anderen Tierparks der Region.
Die alten Becken sind eingelagert, gegen eine Spende können Interessenten sie abholen. Weitere Informationen unter Telefon 03491 / 40 55 81. Weil der Tierpark knapp bei Kasse ist, kein Eintritt erhoben und der Umbau teuer wird, kann gespendet werden: Deutsche Bank; Spendenkonto: 8221335; Bankleitzahl: 860 700 24.