Wittenberg Wittenberg: Marktschlösschen muss geliftet werden
WITTENBERG/MZ. - Nein, Gisbert Kühn möchte den Vorvätern keine Baumängel in die Schuhe schieben. Falsch konzipiert worden sei das Haus nicht und auch zu DDR-Zeiten hätte man wohl alles "was möglich war" gemacht, um es zu erhalten. Die große Sanierung freilich sei bis heute ausgeblieben und nun nagen die Wetterextreme an der Fassade des Marktschlösschens, jenem "aufwendig gestalteten Neubau aus der Zeit um 1900", als den ihn die Wiwog-Tochter Wigewe in ihrem Bestand führt.
Das Haus Markt 1 ist mit seinen Verzierungen - weißer Klinker und Sandsteinschnörkel - und dem schlanken Türmchen zweifellos eines derjenigen, die den Wittenberger Marktplatz seit mehr als hundert Jahren stark prägen.
Doch bereits im Sommer waren auf der Marktseite große Putz-Stücke auf die Straße gefallen; der Bereich war kurzzeitig gesperrt worden, um weitere lockere Teile zu entfernen. In großer Hitze hatte sich das Material ausgedehnt, bei Abkühlung wieder zusammengezogen, erläutert Kühn, Prokurist der Wigewe und dort Leiter der Immobilienbewirtschaftung, den Prozess. Dieser Wechsel war dem strapazierten Stoff zu viel. Als sich dann in den vergangenen Wochen Eiseskälte und Tauwetter abwechselten, wiederholte sich ein ähnlicher Prozess mit den selben Folgen: Durch Risse im Putz eingedrungene Feuchtigkeit dehnte sich zu Eis, Teile der Verklinkerung fielen jetzt auf die Elbstraßen-Seite. Das war am 3. Januar.
Nachdem in der vergangenen Woche Mitarbeiter einer Firma aus Mühlanger wie berichtet per Hubbühne nach weiteren Fehlstellen Ausschau gehalten und lose Teile beseitigt hatten, will die Wigewe nun so bald wie möglich Hand an die Fassade legen lassen.
Bereits nach den Vorfällen im Sommer hatte sie laut Kühn ein Gutachten in Auftrag gegeben. Für die "richtig große Variante", eine Restaurierung, werde es finanziell auch diesmal nicht reichen, wohl aber für die alternativ vorgeschlagene kleine Lösung, eine Sanierung. Wahrscheinlich komme im Zuge der Fassadenarbeiten auch der schon länger nicht mehr benutzte und ebenfalls bröckelnde Schornstein weg; hier sei natürlich noch eine Abstimmung mit dem Denkmalschutz notwendig. Die Ausschreibung soll in Kürze erfolgen, damit es bald losgehen kann - sobald das Wetter wieder mitspielt.