Konzert in Wittenberg Wittenberg Konzert: 25 Jahre Jubiläum der Deutsch-Russländische Gesellschaft wird gefeiert

Wittenberg - Heinz Wehmeier ist noch ganz euphorisiert von seinem Erlebnis am Dienstagvormittag. Er kommt gerade aus der Jessener Mehrzweckhalle und jubelt: „Rund 400 begeisterte Kinder und Jugendliche, das ist besser als jeder Unterricht“. Begeistert hat dort das Tanztheater „Alexis“ aus dem weißrussischen Mosyr. Und nun, da dieser Auftritt innerhalb der Interkulturellen Woche so gelungen war und ankam, ist sich Wehmeier sicher, dass das auch an diesem Freitag gelingen wird.
Am 29. September feiert die Deutsch-Russländische Gesellschaft (DRG), deren Chef Heinz Wehmeier ist, ihr 25-jähriges Bestehen um 19 Uhr mit einem Festkonzert in der Wittenberger Phönix-Theaterwelt. Natürlich treten da wieder die Tänzer von „Alexis“ auf aber auch die Musiker des Ensembles „Kolorit“ aus Mogiljow. Da treffen sich auf den Theaterbrettern zwei junge Kulturgruppen aus Weißrussland, die mit ihren Auftritten einen großen Teil der Veranstaltungen in der Interkulturellen Woche im Landkreis abdecken.
Wehmeier verspricht den Gästen beim Festkonzert aber noch mehr. „Den Auftakt gibt der geniale ukrainische Pianist Michael Legotsky mit Rachmaninow und Liszt“, sagt er. Aus der hiesigen Region werden tänzerische Glückwünsche vom Leucoreadorf „Bystrica“ und vom Aerobic- und Tanzverein Zahna überreicht.
„Und dann haben wir noch unseren wunderbaren Michael Marinov von der Kreismusikschule mit seinem Streichensemble“, macht Heinz Wehmeier das Abendprogramm in der Theaterwelt komplett. Die Streicher sind mit Kompositionen von Brahms, Piazzola und Schostakowitsch ganz international.
25 Jahre Deutsch-Russländische Gesellschaft (DRG): Die Kultur soll sprechen
„Karten gibt es auch noch ausreichend an der Abendkasse“, wirbt Wehmeier um Besucher, die gemeinsam mit der Gesellschaft auf ein Vierteljahrhundert Kontakte über mehr als 1.000 Kilometer Entfernung zurückblicken können. „Aber es gibt keine langen Reden, wir lassen lieber die Kultur sprechen“, sagt er.
Dass diese ohnehin das unkomplizierteste Mittel ist, um Menschen zueinander zu bringen, demonstriert die DRG seit 25 Jahren. Als die Arbeit 1992 begann, waren es jedoch vor allem Hilfsaktionen, die die Wittenberger antrieben. Heinz Wehmeier erinnert sich noch gut an die vielen Tschernobyl-Projekte, innerhalb derer Kindern und Jugendlichen aus den verseuchten Regionen Weißrusslands ein Urlaubs- und Erholungsaufenthalt in Deutschland ermöglicht wurde.
„Dann sind wir aber auch schon bald zum kulturellen Austausch gekommen“, sagt er. Der brachte innerhalb dieses Vierteljahrhunderts gut 800 Kinder von hier in die befreundeten Städte, 1.500 von dort lernten Wittenberg kennen. Und Wehmeier selbst ist seitdem, so schätzt er, wohl über 100 Mal nach Weißrussland gereist, „mehrmals in jedem Jahr“.
Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland für Heinz Wehmeier
„Das Beste ist aber, dass es keine verordnete Freundschaft ist, wie man sie vor 1989 kannte. Das sind keine künstlichen Treffen sondern solche, die von uns Bürgern gewünscht werden“, beschreibt er den Erfolg der DRG, die rund 70 Mitglieder zählt und in puncto Austausch zwischen den Kulturen mehr erreicht hat, als es manch offizieller Städtepartnerschaft gelingt.
Wehmeier fallen da die Kontakte der Kategorie Fachtourismus ein: Studenten und Mediziner habe man aus Belarus eingeladen, Kommunalpolitiker und Fachleute von Stadtwerken tauschten sich aus. „Es hat sich alles sehr vielfältig entwickelt“, bilanziert er ganz zufrieden. So sehr, dass man auch an hohen Stellen aufmerksam wurde und das Engagement in der Lutherstadt würdigte. Im Frühjahr wurde Wehmeier mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Für ihn ist freilich der größte Erfolg, dass „sich Menschen gut verstehen“.
Nicht mehr und nicht weniger will auch die Interkulturelle Woche, innerhalb derer nun das Jubiläum gefeiert wird. Der DRG-Projektleiter denkt derweil schon an das kommenden Jahr. Man hat Wittenberg als Ausrichter für die Städtepartnerschaftskonferenz Belarus ausgewählt. Im April 2018 kommen dann Vertreter von etwa 20 Partnerstädten zusammen. „Dass die Wahl auf uns als Ausrichter gefallen ist, ist auch Anerkennung für das, was wir tun.“
››Karten für das Festkonzert am 29. September, 19 Uhr, in der Phönix-Theaterwelt gibt es an der Abendkasse für zehn Euro, Schüler acht Euro. (mz)