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Wittenberg Wittenberg: Erster Geburtstag im vollen Haus

Von MARKUS WAGNER 05.09.2011, 16:50

WITTENBERG/MZ. - "Vom ersten Tag an waren Leute da, und es sind immer mehr geworden." Und so können am Mittwoch ziemlich viele Bewohner der noch nicht einmal seit einem Jahr fertig sanierten Siedlung den ersten Geburtstag des Treffs feiern.

Schon vorher ist man bei den Finanziers der Einrichtung, den großen Vermietern Wittenberger Wohnungsbaugenossenschaft (wbg) und -gesellschaft (Wiwog) voll des Lobes. "Es ist völlig überraschend, wie der Treff in so kurzer Zeit so gut akzeptiert worden ist", sagt Rando Gießmann, Geschäftsführer der Wiwog. wbg-Vorstand Hans Keller misst den Erfolg vor allem der einzigen hauptamtlichen Mitarbeiterin im Treff zu. "Frau Maßny war ein Glücksfall", sagt Keller, "sie ist rührig und versteht ihr Geschäft." Das besteht vor allem im Geben von Möglichkeiten. Dem Rechtsanwalt zum Beispiel, der vor kurzem nach Wittenberg gezogen ist. Der hat sich gemeldet, weil er ehrenamtlich tätig sein will, also werden in Zukunft in lockerer Runde Rechtsprobleme gewälzt. Oder der Handarbeitszirkel. Maßny schwärmt von dem, was unter der Anleitung von Regina Eilemann entsteht. Im Nachbarschaftstreff wird gemalt, Mittag gegessen, zum Kaffeeplausch geladen.

Allein wäre das für Maßny, die 30 Stunden in der Woche arbeitet (offiziell) nicht zu schaffen. "Sechs bis sieben Leute" helfen ihr ehrenamtlich. Und zwar nicht nur Leute aus Wittenberg-West. Manche kommen aus Apollensdorf, andere aus Friedrichstadt. "Das ist in Ordnung so", sagt Treff-Leiterin Maßny, "wäre ja auch Quatsch, sie nicht mitmachen zu lassen."

Also kommen Anwohner mit dem Rollator, Piesteritzer mit dem Auto, Kinder mit dem Fahrrad, Erwachsene zum Italienisch lernen. Die Nutzerschaft ist bunt gemischt. "Es ist einfach Klasse, wenn 70-Jährige mit ihrem Laptop unterm Arm daherkommen", sagt Maßny. Ist aber auch nicht so schlecht, wenn kleine Knirpse in den Ferien zur Koboldschule kommen. Birgit Maßny zählt schnell durch und nickt dann mit dem Kopf. "Ja, die Funktion eines Nachbarschaftstreffs erfüllt es." Zum Beispiel beim Mittagessen, das einige Anwohner gemeinsamen einnehmen. "Wenn da einer nicht pünktlich ist, fängt man schon an zu grübeln", sagt sie. In der Not ruft man auch mal an, um nachzuhorchen. Wenn das keine Nachbarschaft ist.

Oder wenn Bekannte aus dem Treff für Waltraud Pusch die Pellkartoffeln kochen. Die Rentnerin geht seit einiger Zeit auf zwei Krücken. Die eine Bekannte fährt sie, der andere hat sie aus dem Krankenhaus abgeholt. Nun wuselt sie, so gut sie kann, wieder im Nachbarschaftstreff herum und kümmert sich. Helfen und geholfen werden, sozusagen. Die Vermieter freuen sich über solche Nachrichten, auch, wenn sie sich mit der Frage nach dem Nutzen schwer tun. Abrechnen lässt sich der Treff jedenfalls schwer. "Er bringt den Bewohnern etwas und damit indirekt uns", sagt Wiwog-Chef Gießmann. Und Keller von der wbg denkt an langfristige Vorteile für das aufwändig sanierte Viertel. "Wiwog und wbg haben nie gegeizt", sagt Keller. Den Lohn ernten beide jetzt.

Das Geburtstagsfest findet am Mittwoch ab 11 Uhr im Nachbarschaftstreff in der Dessauer Straße 255 statt.