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Wittenberg Wittenberg: «Engel» haben neue Chefin

Von ULF ROSTALSKY 13.07.2011, 16:43

ZSCHORNEWITZ/MZ. - "Die jungen Leute haben eben andere Ideen, gehen Sachen nicht so verkrampft an", sagt Gisela Weber, die 19 Jahre lang in Zschornewitz ihren eigenen ambulanten Pflegedienst organisierte und diesen ab sofort in Madlen Huberts Hände legt. "Es ist der passende Moment", betont die Frau, die für viele Einwohner ihres Ortes immer einfach "die Schwester" geblieben ist.

Doch das hat die 61-Jährige nie gestört. Im Gegenteil. Gisela Weber stand zu ihrer Arbeit als Gemeindeschwester, die ihr die nötige Erfahrung brachte, um 1992 in eigener Regie durchzustarten. Der Pflegedienst lernte laufen. Mitarbeiterinnen kamen hinzu, Zschornewitz blieb allerdings das Maß der Dinge. "Hier sind die meisten Patienten zu Hause", erzählt die Frau, die mit einer Träne im Knopfloch Abschied nimmt von ihrer Arbeit. Zu sehr habe die Spaß gemacht. Trotz manchen Leids, an dem der Pflegedienst nie vorbeikomme.

Gisela Weber hat nichts dem Zufall überlassen. "Ich habe lange nach einem Nachfolger Ausschau gehalten", erzählt sie. Dass die Wahl auf Madlen Hubert fiel, scheint folgerichtig. Die junge Frau steht wie ihre Vorgängerin zu den Wurzeln in Zschornewitz und sieht auch für die Zukunft im Gräfenhainichener Ortsteil den Dreh- und Angelpunkt des Pflegedienstes. Daran werde auch der neue Name nichts ändern. "Wir können doch froh sein, einen so guten Stand hier zu haben. Uns kennen sie doch."

Vieles klingt locker und leicht. Aber die Jungunternehmerin ahnt, dass der Neustart in Eigenregie nicht unbedingt ein Selbstläufer werden wird. Zumal sie praktisch ohne Pause die Seiten wechselt und von der Mitarbeiterin zur Inhaberin und Chefin wird. "Das muss ich erst einmal realisieren", sagt die Frau, die eine große Portion Arbeit auf sich zukommen sieht. Ansprechbar an 365 Tagen? Durchweg wird auch sie das nicht sein. "Aber wer sich für einen solchen Beruf entschieden hat, weiß von vornherein, dass er auch an Wochenenden und Feiertagen arbeiten muss."

Madlen Hubert hat im Bitterfelder Klinikum Krankenschwester gelernt und anschließend Sozialpädagogik studiert. Nebenher arbeitete sie in Gisela Webers Pflegedienst und stieg dort vor gut einem Jahr voll ein. "Hätte ich gewusst, dass ich das alles einmal übernehme, hätte ich besser noch ein Studium im Pflegemanagement angehängt." Aber auch ohne die Zusatzqualifikation glaubt sich die Zschornewitzerin auf einem guten Weg. Immerhin sei sie von der Vorgängerin in die geschäftlichen Belange eingearbeitet worden. "Und meine Mitarbeiterinnen kenne ich schon so lange."

Apropos Mitarbeiter. Nach ihrem Wechsel auf den Chefsessel und Gisela Webers Ausscheiden ist derzeit eine Stelle frei. Bewerbungen dafür sind bereits eingegangen, weitere sind willkommen. "Ich muss dann meine ersten Einstellungsgespräche führen", weiß Madlen Huber. Der "Pflegeengel" wird Chef im Ring, muss einschätzen und entscheiden. "Es wird was völlig Neues. Aber es muss was werden", ist sie sicher.