Wittenberg Wittenberg: Einkaufszentrum «Arsenal» ist eröffnet
Wittenberg/MZ. - "Den Seinen gibt's der Herr im Schlafe", sagt der Superintendent, soll heißen: Man kann sich nicht alles kaufen. Christian Beuchel und sein katholischer Bruder im Geiste, Vikar Alexander Stojanowic, stehen neben einem großen "A", A wie "Arsenal", wie Einkaufszentrum.
Ein bisschen Segen kann nicht schaden. Stojanowic würdigt die Bau- und die Mitarbeiter, ihre Hoffnungen, Beuchel hofft: "Dieser Ort darf kein Konsumtempel werden". Da ist er wohl der einzige.
Langer Weg
Am Donnerstag kurz vor neun auf dem Wittenberger Arsenalplatz. Einige hundert Menschen warten auf Einlass, der Platz ist größer als sie. "Es war ein langer, anstrengender Weg", konstatiert Oberbürgermeister Eckhard Naumann (SPD). 20 Jahre, eigentlich 250. Aber jetzt ist es so weit. Die Brache lebt. Gold-Schnipsel regnen herab, zeitgleich auch in der Jüdenstraße, dem zweiten Haupteingang.
Bis zum letzten Tag ist am neuen Einkaufszentrum gebaut worden, an einigen abseitigen Stellen wurde auch am Donnerstag noch Hand angelegt. Die Masse strömt, getragen von Neugier und Wohlgefallen. "Echt gelungen, ein schöner Bau. Ich hätte nie gedacht, dass die das in so kurzer Zeit schaffen", sagt Christa Lippert.
Die Wittenbergerin ist eine von vielen, die früh am Eingang hinterm Alten Rathaus auf die Eröffnung des "Arsenals" warteten, das am Donnerstag ganz sicher Wittenbergs meistfotografierte Sehenswürdigkeit war. Bis zum Abend sollen mehr als 30 000 Besucher dagewesen sein. Auch wer mit Centern nichts am Hut hat, ist angetan von der Atmosphäre. Ein Mann vermisst die "Nordsee", aber das kann noch werden.
Lorett Henze ist schon da. "Jetzt geht es endlich los", freut sich die Mitinhaberin des Cafés "Kaffeebohne", das vom Markt hergezogen ist. "Hier sind wir saisonunabhängiger", begründet sie den Umzug, der stressig gewesen sei. "Aber wir haben es geschafft und darauf sind wir stolz."
Ein paar Läden weiter bekommt Claudia Lenz ordentlich den Kopf gewaschen. So kann's gehen: "Eigentlich wollte ich mich erst mal umschauen, bin aber dann hier hängengeblieben", sagt die Frau aus Assau.
Gegen Mittag wird es voll bei den Gastronomen. Und bei "Dr. Wok" kommt sogar Hektik auf. "Die Kasse funktioniert nicht und ein Herd war kaputt", entschuldigt sich der Mann am Tresen, rechnete eben mal alles im Kopf zusammen und atmet auf, als er erfährt, dass die Kasse nun doch ihren Dienst tut.
Schulterschluss gefordert
Knapp 60 Läden sind das "Arsenal", darunter einige, die schon bisher in der Innenstadt ansässig waren. Die Buchhandlung Thalia ist vom Markt herübergewechselt, die Modehändler Frank und Claudia Paul aus der Collegienstraße haben sich um zwei Marken-Shops erweitert.
Paul, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Altstadt, zeigt sich "nach wie vor optimistisch", dass das "Arsenal" den gesamten Handel voranbringen kann. "Der Schulterschluss muss kommen", so Paul.
Auch Johannes Winkelmann, Geschäftsführer von "WittenbergKultur" und Lutherstadt Wittenberg Marketing GmbH, sieht das große Ganze. "Ich hoffe, dass das eine Ergänzung ist, die die Anziehungskraft der Stadt stärkt", sagt Winkelmann. Und freut sich auf einen Besuch bei seinem Lieblingsbäcker.
Doubles in Stretchlimousinen
Draußen wartet Center-Manager Jörg Witzmann auf Will Smith. Die Doubles in Stretchlimousinen sind die einzige Extravaganz, die sich das "Arsenal" leistet. Smith hat nicht den besten Zeitpunkt erwischt. Er muss sich durch eine Menschentraube wühlen, die nicht die seine ist: H & M macht seinen eigenen Eröffnungstermin.
Witzmann verschwindet mit Smith und seinem - Witzmanns - Bodyguard im Getümmel. Von weitem sieht man jetzt nur noch den Bodyguard. Der 2,22-Mann ist ein früherer Basketballspieler, der jetzt einen Bodyguard doubelt. Bis Samstag wird er Witzmann nicht von der Seite weichen. Dann beginnt die Normalität.