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Wittenberg Wittenberg: Eine Tanzstunde mit Weltmeistern

13.09.2010, 18:22

ZSCHORNEWITZ/MZ/UR. - "Die Krönung", nennt der begeisterte Tänzer den Titel, der für ihn auch das Ende des Wettkampfsports bedeutete. "Was sollte denn sonst noch kommen?", fragt der Mann, der seit zehn Jahren auch abseits der eigenen Familie der Hahn im Korbe ist.

Andreas Jakubenko ist Linedance-Trainer und gibt als solcher das Handwerkszeug für Classic Linedance weiter. In Gräfenhainichen, Möhlau, Wittenberg, Kemberg und anderen Orten der Region ist die Schar seiner Mitstreiterinnen stetig gewachsen. Am Sonnabend feierten sie ihren Trainer und Weltmeister mit dem, was sie zusammenhält. Sie tanzten mit Freude und Leidenschaft.

Den Jubilar ließ die Szenerie scheinbar gelassen. Küsschen hier, Dankeschön da und dann schließlich noch die Vorahnung, dass da bestimmt noch was kommen werde. "Natürlich", hält die Möhlauerin Marie-Luise Schlawig nicht hinter dem Berg. Nicht nur, dass die aus allen Übungsgruppen zusammen gewürfelte Auftrittscrew den Takt vorgab. Die Tänzerinnen hatten auch weltmeisterliche Unterstützung organisiert.

Siiri Jakubenko mischte sich unter sie, war Teil der Line und am Ende doch eine besondere Überraschung. Die heute bei Dresden wohnende Tochter des Trainers ist vierfache Linedance-Weltmeisterin und zeigte ihre jüngste Choreographie. Szenenapplaus für die junge Frau, die längst nicht die einzige Siegerin der Familie ist. Auch ihre Schwester Steffi brachte es weit im Tanz. Sie holte in Nashville den Weltmeistertitel.

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm: Andreas Jakubenko spricht den Satz nicht offen aus. Aber er ist stolz auf den Nachwuchs und die Familie, die komplett vom Linedance-Fieber ergriffen wurde. "Es war einfach so, dass wir einmal einen Wettbewerb gesehen haben und Spaß dran hatten. Das steckte einfach an."

Das Tanzfieber will Jakubenko auch an andere weitergeben. Weil Linedance nun einmal nur in größerer Gruppe funktioniere. Tatsächlich wuchs auch zur Jubiläumsparty die Zahl der Tänzerinnen schnell an. Kaum waren die ersten Takte der Musik erklungen, war nur noch wenig Platz auf dem Parkett. Getanzt wurde praktisch alles von Standard bis zur modernen Popmusik.

Nichts ist es mit dem Klischee, dass Linedance ausschließlich mit Countrymusik zu tun hat. "Es ist doch auch nicht so, dass jeder Deutsche in Lederhosen rumrennt und jodelt", räumt Jakubenko mit dem weit verbreiteten Vorurteil auf. "Und nicht jeder Amerikaner hat einen Cowboyhut auf." Im Takt der Musik bewegen sich die Tänzerinnen, sie klatschen, rufen. Es ist ein Chor der Leidenschaft, dem allerdings ein paar Tonlagen fehlen. Männer gibt es so gut wie keine unter Jakubenkos Schützlingen. Eine Erklärung dafür zu finden, fällt dem Meister schwer. Denn in anderen Ländern würden sich die Geschlechter schon die Waage halten.