Wittenberg Wittenberg: Ein verlorener Krieg und die Folgen
WITTENBERG/MZ. - Damals, ein Jahr nach Luthers Tod, verlor Wittenberg nach der Niederlage im Schmalkaldischen Krieg die Kurwürde und den Sitz als Residenz.
"Luthers Befürchtungen, dass Wittenberg nach seinem Tod heimgesucht wird, erfüllten sich", sagte Waltraud Richter eingangs ihres Vortrages vor etwa 50 Zuhörern, in dem sie die Hintergründe und Auswirkungen des konfessionellen Konfliktes zwischen Katholiken und Protestanten erläuterte. Aber auch die Differenzen zwischen den sächsischen Territorien, dem Kurfürstentum mit Wittenberg als Zentrum und dem Herzogtum um Dresden, spielten eine große Rolle. Die beiden letzteren waren hervorgegangen aus der Teilung Sachsens zwischen den Brüdern Ernst und Albrecht im Jahr 1485. "Die Brüder hatten beschlossen, dass einige Gebiete gemeinsam genutzt und verwaltet werden", nannte Waltraud Richter einen Punkt, der bei der Wurzener Fehde 1542 (es ging um die Einziehung der Türkensteuer) fast zum Krieg zwischen den beiden sächsischen Staaten geführt hätte.
Die größere Gefahr lag jedoch im Konflikt der protestantischen Fürsten mit dem Kaiser. Eine Gleichberechtigung der Glaubensrichtungen war, da Luthers Lehre offiziell als Ketzerei galt, nicht in Sicht. Doch der 1531 als protestantisches Defensivbündnis gegründete Schmalkaldische Bund war, als Kaiser Karl V. nach anderen Kriegen Zeit für Deutschland hatte, schon wieder durch innere Streitigkeiten am Bröckeln. Als der Krieg dann ausbrach, waren sich die Heerführer der Protestanten, Sachsens Kurfürst Johann Friedrich und Philipp von Hessen, über ihr Vorgehen nicht einig. Zumal sich Moritz, Herzog im albertinischen Sachsen, auf des Kaisers Seite schlug.
Mit Johann Friedrichs Gefangennahme bei Mühlberg und der Kapitulation der Festung Wittenberg 1547 war auch das Schicksal der Stadt besiegelt. Wittenbergs Universität hatte zwar, dank Philipp Melanchthon, weiterhin einen guten Ruf. Der abgedankte Johann Friedrich zog sich jedoch nach Weimar zurück. Auch Lucas Cranach verließ die Stadt. Das Militär blieb in der Festung, was in der Folgezeit noch manches Unheil bringen sollte. Die sächsische Kurwürde ging auf Moritz über, der zudem noch einen Teil der Gebiete des unterlegenen Konkurrenten erhielt. Die neue Residenz des sächsischen Kurfürsten hieß Dresden.
Was bleibt, ist die Legende um Kaiser Karl V., der am Grab des in der Schlosskirche beigesetzten "Ketzers" Luther stand. "Ich führe Krieg mit den Lebenden, nicht mit den Toten", wird er seither zitiert. "Sehr schön und richtig anschaulich", lobte Bernhard Naumann den gelungenen "historischen Rundumschlag auf jene Zeit. Das ist eine gute Grundlage für weitere Vorträge." Es biete sich zum Beispiel an, dass Friedrich der Weise vor 525 Jahren die Kurwürde erhielt.