Wittenberg: Wittenberg: 800 Plastikfiguren vertreten Luther und Melanchthon

Wittenberg/ddp. - Rund 800-mal hat Hörlden Mann in Polypropylen gegossen und will die knapp ein Meter großenPlastiken ab dem 14. August an Luthers Wirkungsstätte in Wittenbergaufstellen. Vorbild für seine Installation «Martin Luther: Hier steheich» auf dem Wittenberger Marktplatz ist ein Bronze-Denkmal angleicher Stelle. «Bis auf die Füße gleicht mein Luther dem Original»,sagt Hörl über die Adaption von Gottfried Schadows Figur von 1805.

Im Unterschied zu der Installation mit den provokantenHitlergartenzwergen, «Dance With The Devil», mit der Hörl im Jahr2009 für Aufsehen gesorgt hatte, werden die Luther-Figuren nicht inReih' und Glied stehen. «Die Leute können um die Luther-Botschafterherumlaufen und sie betrachten», sagt der Künstler über das geplanteAusstellungskonzept in Wittenberg.

Auf den Luther gekommen ist Hörl durch einen ungewöhnlichenUmstand. Inmitten der Lutherdekade sind den Wittenbergern dieDenkmäler der Reformatoren Martin Luther (1483-1546) und PhilippMelanchthon (1497-1560) auf dem Marktplatz abhandengekommen. Von derWitterung zerfressen, mussten die Bronzestatuen von ihren Sockelngehoben und für 1,2 Millionen Euro saniert werden, wie StephanDorgerloh, Beauftragter der Evangelischen Kirche für die Lutherdekadeerklärt. Der drohenden Leere wegen hatte Dorgerloh den Künstler Hörlund seine Minifiguren in die Stadt an der Elbe geholt. «So bleibtLuther auch ohne Denkmal präsent und Hörls moderne Kunst führt Lutherzugleich in das 21. Jahrhundert», sagt Dorgerloh.

Als Ersatz unumstritten waren indes Hörls Lutherfiguren abernicht. Der evangelische Theologe und einstige BürgerrechtlerFriedrich Schorlemmer sowie Mitglieder des Stadtrates von Wittenberghatten nach dem Bekanntwerden der Pläne im Herbst vergangenen Jahresgegen die bunten Mini-Denkmäler aufbegehrt. Luther seigleichbedeutend mit «gedanklicher Tiefe», Hörls Plastikfigurenkönnten «diesem Anspruch nicht gerecht werden», wetterte Schorlemmerund verlangte eine Alternative für den nach seiner Ansicht«peinlichen» Lutherersatz.

Dass sich die Wogen der Entrüstung mittlerweile geglättet haben,davon ist Stephan Dorgerloh überzeugt. «Es gab Gespräche mit allenBeteiligten, bei denen der Künstler seine Idee ausführlich erklärthat», sagt e. Seit dieser herrsche größtes Einverständnis und dieWittenberger könnten sich auf das eigentliche Ansinnen derInstallation konzentrieren. «Als Botschafter sollen die Zwerge dieLutherdekade in die Welt hinaustragen», sagt Dorgerloh. (Feature) 800Plastikfiguren vertreten Luther- und Melanchthon-Denkmal - InWittenberg stellt der Aktionskünstler Ottmar Hörl Luther-Figuren auf--Von ddp-Korrespondent Michael Klug-- (Mit Bildern)

Bis es soweit ist, müssen Hörls Plastik-Luther allerdings nocheine Weile auf dem Marktplatz von Wittenberg ausharren. Gegenkostenlose Mitnahme durch Touristen fest mit dem Erdboden verbunden,werden die Figuren bis zum 12. September die Reformatoren Luther undMelanchthon vertreten. Erst im Anschluss sollen die Figuren für 250Euro das Stück an Interessenten verkauft und so die Aktionrefinanziert werden. Künstler Otmar Hörl ist sich sicher, dass dannalle seine Figuren einen Abnehmer finden werden. «Ich selbst binmittlerweile weltberühmt, Wittenberg wird davon profitieren», ist erüberzeugt.