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Nach coronabedingten Absagen Wie in Wittenberg an die Verleihung des Apothekenprivilegs an Cranach d. Ä. erinnert werden soll

Nach coronabedingten Absagen soll jetzt in Wittenberg an die Verleihung des Apothekenprivilegs an Cranach d. Ä. 1520 erinnert werden. Was geboten wird.

Von Corinna Nitz Aktualisiert: 25.09.2021, 11:18
Eva Löber (l.) und Birgit Biernoth wollen die Jubiläumsfeier zur Verleihung des Apothekenprivilegs an Cranach nachholen.
Eva Löber (l.) und Birgit Biernoth wollen die Jubiläumsfeier zur Verleihung des Apothekenprivilegs an Cranach nachholen. Foto: Corinna Nitz

Wittenberg/MZ - Der 500. Jahrestag der Verleihung des Apothekenprivilegs an Lucas Cranach den Älteren war bereits am 6. Dezember 2020. Eine ganze Festwoche hatten die Hauptorganisatorinnen Birgit Biernoth und Eva Löber geplant, auch die MZ berichtete seinerzeit über die Offerten, an denen beispielsweise auch das SKW-Science-Center Futurea beteiligt werden sollte.

Die Umsetzung fiel dann - wie so vieles - der Coronapandemie zum Opfer. Nun unternehmen Biernoth, die heutige Inhaberin der Cranach-Apotheke, und die einstige Geschäftsführerin der Cranach-Stiftung Löber einen weiteren Anlauf: In kleinerer Form soll an zwei Tagen in der kommenden Woche die Jubelfeier nachgeholt werden.

Durch die Wallanlagen

Der Auftakt führt hinaus in die Natur, wenn am 30. September ab 18 Uhr mit der Kräuterfrau Sabine Priezel durch die Wallanlagen spaziert wird. Gemeinsam wird man sich auf die Suche nach Heilpflanzen vor der Haustür begeben. Heilpflanzen waren der Arzneischatz des Mittelalters und spannend sei insoweit, dass bis heute solche Pflanzen auch in modernen Medikamenten eingesetzt werden, so Biernoth.

Im Anschluss an den Spaziergang (siehe auch „Begrenzte Platzzahl“) gibt es eine Begegnung mit Hildegard von Bingen: Über die Frau, die um 1098 in Bermersheim geboren wurde und 1179 auf dem Rupertsberg in Bingen starb, heißt es im digitalen Heiligenlexikon, dass man diese wohl größte Mystikerin Deutschlands ehrfürchtig „Tischgenossin Gottes“ nannte. Künstlerin und Wissenschaftlerin war sie, Mystikerin und Ärztin, Dichterin und politisch engagiert... Dass sie sich obendrein gegen die männliche Dominanz ihrer Zeit stark gemacht hat, betont Eva Löber, die nun in ihrer Studiokinoreihe am 30. September den Film „Die Vision der Hildegard von Bingen“ zeigen wird. Beginn im Malsaal der Cranach-Stiftung ist 20 Uhr.

Im Wandel der Zeiten

Zur eigentlichen Festveranstaltung am 1. Oktober kündigt Birgit Biernoth einen Mann an, der augenscheinlich eine absolute Ausnahmeerscheinung ist. Denn es gebe im Land nur einen Professor für Pharmaziegeschichte, „und der“, so die Apothekerin, „kommt nach Wittenberg.“ Sein Name: Christoph Friedrich, er lehrt an der Universität Marburg und wird in Wittenberg über die Apotheke im Wandel der Zeiten „unter Berücksichtigung der Geschichte der Lucas Cranach Apotheke Wittenberg“ sprechen.

Ein zweiter Vortrag im Anschluss firmiert unter dem Titel „Hygiene, Krankheiten und Seuchen im Wittenberg des 16. Jahrhunderts“. Gehalten wird er von Mirko Gutjahr von der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, die im Augusteum Wittenberg gerade die Ausstellung „Pest. Eine Seuche verändert die Welt“ zeigt. Neben den wissenschaftlichen Vorträgen kündigt Biernoth eine kulturelle Umrahmung der Festveranstaltung an. Ausführende sind Künstler, die sich mit Musik und Tanz der Renaissance beschäftigen.

Konkurrenzlos

Die Verleihung des Apothekenprivilegs an Lucas Cranach d. Ä. vor 500 Jahren, an die jetzt in Wittenberg erinnert werden soll, gilt auch deshalb als etwas Besonderes, weil Cranach bekanntermaßen Künstler und Hofmaler und last but not least auch Bürgermeister gewesen ist - aber kein Apotheker. Davon abgesehen habe es sich, so Pharmaziehistoriker Friedrich in einem Flyer zum Jubiläum, um ein „Exklusivprivileg“ gehandelt, das Cranach „Konkurrenzlosigkeit“ zusicherte und den Betrieb weiterer Apotheken in der Stadt verbot. Bis ins Jahr 1896 sollte die Apotheke demnach die einzige in Wittenberg bleiben.