Weihnachtsmarkt in Wittenberg Weihnachtsmarkt in Wittenberg: Der Alte kommt zu Fuß

wittenberg/MZ - Ein bisschen kühl ist es dann ja doch noch geworden, Glühwein bei 15 Grad, das geht schließlich nicht. Ein Weihnachtsmann in Shorts ist ebenfalls keine Option, zumindest hierzulande. Und wenn manch einer bekundet, weihnachtlich sei ihm derzeit noch nicht zumute, er hat jetzt die Möglichkeit, das gründlich zu ändern. In Wittenberg hat sicht- und hörbar die Vorweihnachtszeit begonnen: mit dem traditionellen Weihnachtsmarkt auf dem Markt.
Dort blinkt und klingt, duftet und brutzelt es seit gestern wieder - in dieser besonderen Mischung, die Weihnachtsmärkte an sich haben. Was das Publikum offenbar magisch anzieht. Das mochte nicht mal warten bis zur offiziellen Eröffnung am Abend. Punsch und Glühwein, Bratwurst und Kräppelchen gingen bereits am Nachmittag über die Theke, das Riesenrad hatte seine ersten Gäste, ebenso die Kinderkarussells, die ihre Runden drehten mit Mädchen und Jungen, deren Augen bisweilen leuchteten vor Vergnügen an diesem ganzen ungewohnten bunten Trubel auf dem historischen Platz.
Der Weihnachtsmann kam später auch noch dazu, diesmal eher unspektakulär - weder im Ufo noch im Wartburg der Volkspolizei, der Alte schritt, begleitet von Stadtwache, Wichteln und Engelchen, zu Fuß über den Markt und stieg auf die hell erleuchtete Bühne. Dass der Weg beschwerlich war, räumte er ein. Beschwerlich war dann auch, den großen Tannenbaum zu beleuchten. Das sollte geschehen nach dem symbolischen Entzünden einer Kerze. Die brannte, der Baum blieb dunkel. Das freilich blieb die einzige kleine Panne beim Eröffnungszeremoniell, das Stefan Schultz, Kinder der Diesterwegschule und ein Bläserquartett gestalteten mit Liedern und Geschichten. Auch der Pfarrer der Stadtkirche, Johannes Block, hatte seinen Auftritt. Er sprach unter anderem von einem herausgeputzten Gotteshaus, was angesichts der aktuellen Sanierungsarbeiten seine Richtigkeit hat. Dass es beim Weihnachtsfest nicht allein um das äußerliche Schmücken geht, darauf wies Block aber ausdrücklich hin. Wenn das innerliche hinzukäme, wenn Augen strahlen und Herzen sich öffnen, wäre viel erreicht, sagte der Pfarrer und zitierte ein 14 Jahre altes Mädchen, das zur Erklärung des Phänomens Weihnachten schrieb: „Gott hat die Welt mit einem Baby erschüttert, nicht mit einer Bombe.“ Gerade vor dem Hintergrund wachsender Spannungen in der Welt sei es von Bedeutung, daran zu erinnern.
Wittenbergs Bürgermeister Torsten Zugehör mahnte ebenfalls. Und zwar, den Kommerz nicht zu sehr in der Vordergrund zu stellen, nicht nur an Geschenke zu denken, sondern auch an Menschen, denen es schlechter geht. Er verwies in dem Zusammenhang auf die Weihnachtsmarkt-Stände von Lions und Rotariern, die Glühwein verkaufen und das Geld für gute Zwecke stiften. Bei den Rotariern kommen die Einnahmen etwa dem Haus der Begegnung in Globig zugute und den jungen Forschern aus dem Paul-Gerhardt-Gymnasium in Gräfenhainichen. Sagt Hans-Dieter Davisius, der vergnügt Glühwein ausschenkt. Und dabei nicht einmal frieren muss. Die Weihnachtsmarkthütte ist geheizt. (mz)
