1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Wasserwacht: Wasserwacht: Retten mit Ring Boje und Leidenschaft

Wasserwacht Wasserwacht: Retten mit Ring Boje und Leidenschaft

Von alexander baumbach 08.04.2013, 16:10
Beim Wettbewerb des Deutschen Roten Kreuzes traten am Sonntag die besten Rettungsschwimmer Sachsen-Anhalts gegeneinander an.
Beim Wettbewerb des Deutschen Roten Kreuzes traten am Sonntag die besten Rettungsschwimmer Sachsen-Anhalts gegeneinander an. Alexander Baumbach Lizenz

wittenberg/MZ - „Hoffentlich wird das nicht so blutig“, wispern sich am Sonnabend zwei kleine Mädchen im zweiten Stock der Jugendherberge Wittenberg zu. Die beiden sind unterwegs im Erste-Hilfe-Parcours des Landesjugendwettbewerbs der Wasserwacht - ihre drei Altersgenossen in der Gruppe der Altersklasse eins spähen vorsichtig durch die geöffnete Tür in den Katharina-von-Bora-Raum. Entwarnung. Ein Ratespiel erwartet das Quintett. Keiner muss irgendwelches Kunstblut verarzten.

Leseproblem, aber Fachwissen

Rund 150 Kinder aus ganz Sachsen-Anhalt waren am Wochenende nach Wittenberg gekommen, um beim Wettkampf ihre Fähigkeiten als Rettungsschwimmer unter Beweis zu stellen. Die Stationen waren in der Jugendherberge, der Leucorea und beim CVJM aufgebaut. In der Altersklasse eins stellten sich die Jüngsten von acht bis zehn Jahren, in der Altersklasse zwei der mittelgroße Nachwuchs von elf bis 13 Jahren der Herausforderung. „Das ist schon recht witzig, wenn man merkt, dass die ganz Kleinen die Theoriefragen noch nicht mal flüssig lesen können - aber das Fachwissen dahinter trotzdem verstanden wurde“, erzählt Holger Mühlbach. Der Bernburger ist seit Jahren für die Ausgestaltung des Erste-Hilfe-Teils der Wettkämpfe verantwortlich, bereitet Testfragen vor, denkt sich praktische Unfallszenarien aus - und hat immer ein paar Überraschungen im Gepäck. „In diesem Jahr ist das etwa das Ratespiel“, berichtet der Ehrenamtliche. Seit den späten siebziger Jahren ist er als Rettungsschwimmer aktiv - und hat dabei schon zahlreiche Jugendliche ausgebildet, die in seine Fußstapfen treten. „Dabei geht es gar nicht darum, dass die Kleinen schon perfekte Ersthelfer werden. Sie sollen etwas tun, wenn sie in eine Situation mit Verletzten oder Erkrankten kommen“, erklärt er. Den Notruf abzusetzen und Passanten um Hilfe zu bitten, sei schon eine große Hilfe. Und die damit verbundene Erziehung zur Zivilcourage stünde den Kindern auch gut zu Gesicht.

Stärken des Egos

„Da kann man sich ja auch unter Gleichaltrigen was drauf einbilden, wenn man unter Beweis gestellt hat, dass man das Fachwissen hat, auf der Klassenfahrt einen Insektenstich oder eine Schnittverletzung richtig zu behandeln“, pflichtet ihm Herta Steponat bei. Die Hauptschiedsrichterin nimmt im Schwimmbad Piesteritz die Wettkämpfe im Rettungsschwimmen ab. Von Balltransport reicht die Palette der Vergleiche über Transportschwimmen und Tauchen bis hin zum Retten mit Ring und Boje.

Das Konzept mit dem Stärken des kindlichen Egos scheint aufzugehen. „In Halle können wir uns vor Kindern nicht retten, da reichen die Hallenzeiten manchmal gar nicht aus“, erklärt sie. Da springen dann noch ganz andere soziale Prozesse an. „So ein Wettbewerb strahlt ein halbes Jahr vor und zurück aus für eine Mannschaft - die sechs Kinder werden dabei so zusammengeschweißt, dass die wie Bruder und Schwester füreinander eintreten“, weiß Marco Hoffmann, der Landesleiter der Rettungsschwimmer beim Deutschen Roten Kreuz.