Wasserschleier von beiden Seiten
Wittenberg/MZ. - Und die können, wenn sie denn in größerer Konzentration eingeatmet werden, kreuzgefährlich sein, ja zu tödlichen Verletzungen führen. Und sie wirken nicht sofort, sondern oft erst nach mehreren Stunden. Von zwei Betroffenen unweit der Havariestelle ist die Rede.
Gottlob, es handelt sich um eine Übung. "Der Höhepunkt eines umfangreichen Sicherheitssystems", wie SKW-Pressesprecher Reinhard Müller formuliert, Teil einer "permanenten sicherheitsrelevanten Fortbildung der Mitarbeiter".
Und so geht es bei den Verletzten nicht um Menschen aus Fleisch und Blut, sondern um Puppen. Und die müssen einen Moment warten, bis sie geborgen werden. Zwar ist die Werks-Feuerwehr mit mehreren Fahrzeugen vier Minuten nach Auslösung des Alarms am Ort des Geschehens. Aber zunächst gilt es, die Lage zu beurteilten. Müller: "Es geht Schritt für Schritt vorwärts, nicht hektisch, um keine Fehler zu machen und womöglich weitere Menschen in Gefahr zu bringen." Was folgt, ist das Legen eines so genannten Wasserschleiers, um, wie die Experten wissen, "die Gase zu binden und aus der Luft zu waschen". Kurz darauf tauchen zwei Gestalten in blauen Schutzanzügen auf und sogleich im rötlichen Nebel wieder unter. Sie erkunden die Situation direkt am schadhaften Ventil, kümmern sich um die Verletzten und bringen sie aus der Gefahrenzone, inzwischen ist auch die Schnelle Medizinische Hilfe eingetroffen und kann die Puppen professionell betreuen.
Um sicherzugehen, sind nicht allein die internen Einsatzkräfte von SKW Piesteritz ins Geschehen eingebunden, alarmiert wurde auch die Wittenberger Berufsfeuerwehr. Und die legt einen zweiten Wasserschleier auf der anderen Seite. Die Feuerwehren müssen versuchen, die Ausbreitung der giftigen Dämpfe möglichst zu verhindern. So lange, bis kein Gas mehr nachströmt. Die Übung und das Verhalten der Einsatzkräfte wird genauestens beobachtet und dokumentiert - für die Auswertung. Damit Schlüsse gezogen werden können, um die Sicherheit in dem Chemieunternehmen weiter zu optimieren. Denn vor Unfällen ist zwar niemand gefeit. Sich zu wappnen und ihnen professionell zu begegnen, dazu dienen die regelmäßigen Übungen.