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Flohmarkt und Kultur in Wittenberg Warum der „Haus- und Garten-Flohmarkt in der Kulturbotschaft“ eine besondere Veranstaltung ist

Am vergangenen Wochenende ist in die Kulturbotschaft in Wittenberg eingeladen worden. Was es zu erleben gibt.

Von Mario Dittrich 02.07.2024, 09:00
Sorgen zusammen für ein schönes Event: Tara Kowalczyk, Katja Stübiger, Dieter Gehlsdorf und Tom Luca Adams
Sorgen zusammen für ein schönes Event: Tara Kowalczyk, Katja Stübiger, Dieter Gehlsdorf und Tom Luca Adams (Foto: M. Dittrich)

Wittenberg/MZ. - Es ist heiß an diesem Samstagmittag in Wittenberg. In der Jüdenstraße flanieren ein paar Touristen und aus dem Haus, das die Nummer fünf trägt, plätschert dezente Musik in die Straße.

Das Hoftor und die Ladentür sind geöffnet und ein mit Kreide bemaltes Schild verrät, dass hier „Haus- und Garten-Flohmarkt in der Kulturbotschaft“ ist. So stöbert schon ein Völkchen nach Raritäten und kleinen Kostbarkeiten, die hier im Laden und der Hofeinfahrt zu finden sind. Aber dass es sich um weitaus mehr als einen Flohmarkt handelt, wo schnell in monetärer Hinsicht die Ware an die Leute gebracht werden soll, wird angesichts der ideellen Angebote schnell deutlich. Die Leute sind hier eingeladen, Klavier zu spielen oder andere Instrumente auszuprobieren, man kann aus der umfangreichen Bibliothek lesen oder einfach nur bei herzhaften und süßen Speisen, bei Kaffee oder Bier den wildromantisch anmutenden Garten genießen.

Dort sitzt Tom Luca Adams, der Neffe des Gründers der Stiftung Kulturbotschaft Wittenberg, Tim Schaffrick, der 2023 viel zu jung verstorben ist. „Wir versuchen, viel zu Ehren von Tim zu machen“, sagt der junge Mann, der heute als Verwalter des Hauses Jüdenstraße 5 agiert, genauso wie als Vorsitzender der Stiftung Kulturbotschaft Wittenberg. Und dazu zählt eben auch dieses sonnabendliche Event. „Tim war ein großzügiger Mensch, wir wollen sein Andenken bewahren“, sagt Adams über die Intention zum Mix von Flohmarkt und Kultur. Dabei verhehlt er nicht die Probleme mit dem Umgang des Hauses und der Weiterführung der Stiftung. Ob die Immobilie verkauft wird oder nicht? „Das ist noch die große Frage“, ergänzt er im Gespräch.

Währenddessen taucht Philipp Melanchthon, alias Michael Schicketanz auf, der die Gäste in seine „Historische Farbenküche“ entführen kann, die sich hier im Garten befindet. Tatsächlich fühlt man sich in seinem mittelalterlich wirkenden Labor wie in eine andere Zeit versetzt.

Überhaupt erinnert in Haus und Garten vieles an die alte Zeit, als Max Senf, verdienstvoller Wittenberger und engagiertes Mitglied der Wittenberger Stadtgesellschaft, hier einst seine Buchhandlung und eine Buchbinderei betrieb. Wie etwa die Inneneinrichtung der Kulturbotschaft-Bücherei mit den originalen Regalen der Senfschen Buchhandlung, genauso wie das alte Equipment der Handbuchbinderei, auf dem nun Schicketanz seine Farben mischt. Derweil die Leute im Garten, nach dem Stöbern, den heißen Sommertag genießen, in dem man sofort Ablenkung von der Hektik des Alltags erfährt.

Später wird sich „Philipp Melanchthon“ zusammen mit Tara, der Tochter von Tim Schaffrick, im neuzeitlichen Sport des Tischtennis üben. Irgendwie scheint bei dieser Veranstaltung für jede und jeden etwas dabei zu gewesen zu sein, was ihr oder ihm Spaß macht, an diesem heißen Sommertag in der Wittenberger Innenstadt.