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Schach als Ausgleich Warten auf den Sieg in Wittenberg

Der 14-jährige Marten Trejbal spielt das Spiel der Könige als Ausgleich zum Karatesport.

Von Andreas Hübner Aktualisiert: 06.09.2021, 15:58
Marten Trejbal bestreitet eine Partie gegen Detlef Kasper.
Marten Trejbal bestreitet eine Partie gegen Detlef Kasper. (Foto: Andreas Hübner)

Wittenberg - Es ist ruhig in dem großen Vereinsraum der TSG Wittenberg am Arthur-Lambert-Stadion. Und das, obwohl nahezu alle Sitze belegt sind. Gesprochen wird gar nicht. Ab und zu räuspert sich mal jemand. Aber ansonsten ist es still. Die Männer konzentrieren sich auf die Figuren vor ihnen. Es wird Schach gespielt!

Auch Marten Trejbal studiert das Brett vor ihm und wägt lange ab, ob er schon jetzt seinen um die Dame herum vorbereiteten Angriff starten soll oder erst einmal die drohende Springerattacke des Gegners abwehren müsste.

Seinen heutigen Gegner kennt der 14-Jährige gut. Schon viele Male hat er ihm – manchmal stundenlang - gegenüber gesessen und unzählige Partien gegen ihn gespielt. Es ist Detlef Kasper, ein echtes Urgestein unter den Wittenberger Schachfreunden und engagierter Abteilungsleiter bei der TSG. Bisher konnte Marten gegen ihn noch nie gewinnen, aber das könnte ja anders sein. Heute wird es spannend.

Dann bewegt sich Marten, räuspert sich etwas, greift zu seinem König und rochiert. Erstmal verteidigen! Unter den Schachspielern der TSG ist Marten, der im kommenden Jahr die achte Klasse des Lucas-Cranach-Gymnasiums besucht, einer der jüngsten.

Sein Premierentraining hatte Marten im Alter von zehn Jahren. „Da habe ich auch gegen Herrn Kasper gespielt“, erinnert er sich und weiß noch, dass an diesem Abend echt viele Leute da waren: „Es waren alle Plätze besetzt.“ Mehrere Partien hatte Marten bei diesem ersten Training gespielt, und obwohl er keine gewinnen konnte, spielt das Spiel der Könige eine immer größere Rolle im Wochenkalender des Schülers. „Weil ich irgendwann mal gegen ihn gewinnen will“, erklärt Marten seine Ausdauer, „und es macht ja trotzdem Spaß. Jede Partie ist eine andere Herausforderung.“ Marten genießt in erster Linie die Ruhe beim Denksport, und dass er dabei sein Gehirn in Schwung bringt.

Komplexes Brettspiel

Er betrachtet das anspruchsvolle und sehr komplexe Brettspiel als Ausgleich zu seinen anderen Hobbys, denn seit Jahren schon geht er zum Beispiel auch zum Karatetraining. „Das ist eine gute Kombination“, sagt Marten, „zum einen ein sehr körperlicher und zum anderen eben geistiger Sport.“ Schon mit sechs oder sieben Jahren, wägt Marten vorsichtig ab, habe er gewusst wie man die Figuren zu setzen habe.

Sein Vater, der ihn schließlich auch mit zum ersten Training brachte, hatte es ihm beigebracht. Im Übrigen hat Marten auch gegen seinen Vater noch nicht siegen können, auch diese Premiere steht ihm noch bevor.

Nachwuchs ist unter den Schachfreunden allgemein dünn gesät, und so muss Marten nahezu immer gegen alte Hasen antreten. „Gewonnen habe ich bisher noch nie“, sagt er und macht dabei trotzdem ein äußerst fröhliches Gesicht. Dann rückt er mit den Händen auf den Oberschenkeln etwas näher an den Tisch. Vergewissert sich noch einmal kurz und zieht den Läufer.

Jüngere Gegner wären schön

„Natürlich fände ich es besser, wenn es auch ein paar jüngere Gegner gäbe“, sagt er, „weil die Chancen dann doch etwas höher sind auch mal zu gewinnen.“ Und auch den Grund für diesen Nachteil, dem er meist unterliegt, hat er für sich definiert. „Die alten Spieler sitzen, wenn es mal eng wird, notfalls alles aus, die Jüngeren können sich einfach nicht so lange konzentrieren.“

Die wenigen Nachwuchssportler, die es im Bereich Schach gibt, werden aber bei der TSG nicht minder gefördert, und so nimmt auch Marten an Punktspielen teil. Bei einem solchen in Zerbst noch vor der Corona-Pandemie, konnte er vor zwei Jahren seinem Gegner am zweiten Brett ein Remis abringen. „Obwohl ich eigentlich schlechter stand“, sagt er. „Das war ein besonders gutes Gefühl“, gibt er heute zu und erinnert sich: „Mein Gegner hatte einen Fehler gemacht, den habe ich ausgenutzt. Obwohl ich eigentlich schlechter stand.“

Auch heute hat es gegen den erfahrenen Detlef Kasper wieder nicht gereicht, aber es war knapp. So knapp, dass am Ende sogar andere Schachfreunde zuschauten.