Wallanlagen in Wittenberg Wallanlagen in Wittenberg: Willkommen im Unipark

Wittenberg - Auf der Straßenseite, zu Füßen des Bunkerbergs, schaukeln Narzissen im Wind und künden vom nahen Osterfest. Noch vor den Feiertagen, am 13. April, wird der Öffentlichkeit eine neue Grünanlage übergeben, die als ein Teil der Wittenberger Wallanlagen nebenbei auch den Osteingang der Stadt aufwertet.
So muss es auch sein, mit dem Lutherhaus ist die Nachbarschaft schließlich hochprominent. Und nicht umsonst handelte es sich bei der langwierigen Baumaßnahme und deren Förderung um ein „Nationales Projekt des Städtebaus“. Willkommen im neuen Universitätspark!
In Bauherrengemeinschaft
Mehr als zwei Millionen Euro, 1,4 Millionen davon flossen als Fördermittel, hatten Stadt und Stiftung Luthergedenkstätten ab 2016 in die Hand genommen, um aus dem leicht verwilderten Areal zwischen Bunkerberg und eben dem Lutherhaus wieder einen Park zu machen.
Die Bauherrengemeinschaft zwischen Stadt und Stiftung liegt darin begründet, dass letzterer erhebliche Teile des Terrains gehören; fast 80 Prozent sind es laut Stiftungsdirektor Stefan Rhein im Fall des Uniparks, fünf beim benachbarten Bunkerberg. Neu gestaltet worden war als Teil des Projekts im Übrigen auch der Hof des Lutherhauses, der anders als der Rest im Lauf des Reformationsjubiläumsjahres 2017 zum Glück auch fertiggestellt wurde und zu 100 Prozent stiftungseigen ist.
Allein die Ausgangslage legt es also nahe, die Eröffnung der neuen Wittenberger Grünanlage Unipark gemeinsam zu feiern. Als Dritte im Bunde hat die Stadt die Händlerschaft der „unteren“, besser: östlichen Collegienstraße gewonnen, das sind jene Geschäfte zwischen Stadtgraben/Durchbruch und dem Lutherhaus, die an diesem Samstag mal länger öffnen und auch sonst das eine oder andere Extra bieten wollen, um auf sich aufmerksam zu machen.
Das Eröffnungsfest für den Universitätspark beginnt am 13. April mit einer Baumpflanzung am Bunkerberg. Unter dem Motto „Frühlingserwachen an romantischen Orten“ erwartet die Besucher bis 18 Uhr ein abwechslungsreiches Angebot. Dazu gehören natürlich auch Führungen, und zwar um 14.30 und um 16 Uhr mit Anett Paul. Konzerte sind für 13.30 Uhr (Paul-Gerhardt-Orchester) und 17 Uhr („Zwei im Gartenhäuschen“) vorgesehen. Der Eintritt zum Eröffnungsfest für den Universitätspark ist frei, für die Sonderausstellung „Verehrt, geliebt, vergessen. Maria zwischen den Konfessionen“ im Augusteum wird ein ermäßigter Eintritt erhoben (vier Euro, 9 bis 18 Uhr). Mit von der Partie sind unter anderem „Melanchthons Farbenküche“ und das kürzlich eröffnete Geschäft „Wohnkultur“, das an dem Tag „Osterbasteln“ anbietet. Zudem verspricht die Stadt „kleine Elfen und wandelnde Blumen“ und, als Vorgeschmack auf Ostern, im Park versteckte Schokoladenmarien(!)käfer. Für Faule und Fußlahme gibt es am 13. April einen Shuttle-Verkehr zwischen Universitätspark und Exerzierhalle, wo die 10. Wittenberg-Messe stattfindet. Die Beförderung übernehmen die Feuerwehr und die örtliche Fahrradrikscha von Uwe Bechmann.
Außerdem beteiligt sich am Fest zur Eröffnung des Universitätsparks SKW mit seinem am Markt ansässigen Science-Center „futurea“, was in diesem Fall den Dreiklang Kultur, Handel, Wirtschaft perfekt mache, wie Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos) erklärte.
Zugehör verteidigte in diesem Zusammenhang erneut die Umgestaltung der Wallanlagen, die wegen der hiermit verbundenen Fällungen hie und da für Unmut sorgen, so zuletzt am Schwanenteich. Fällungen hatte es auch auf der Fläche des heutigen Uniparks gegeben, auch dort habe es sich allerdings um „keinen selbst gewachsenen Wald“ sondern um eine Fläche gehandelt, die seinerzeit „künstlich angelegt worden“ und heute „als Denkmal zu erhalten und zu gestalten“ sei.
Landschaftsplanerin Anett Paul, im städtischen Fachbereich Stadtentwicklung für die Wallanlagen zuständig, sagte hierzu, am Unipark lasse sich das Vorher-Nachher besonders gut ablesen. So habe der Standort der historischen Bäume Rückschlüsse auf den einstigen Verlauf der Wege zugelassen, die nun wieder sternförmig auf ein Zentrum zulaufen.
Anfang des 20. Jahrhunderts, sagte auch Nachbar Rhein, sei die „Struktur der Anlage noch ablesbar“ gewesen. Dass diese nun inklusive Bunkerberg quasi die „Visitenkarte“ der Stadt am Osteingang darstelle, freue ihn außerordentlich.
Weshalb sich die Stiftung jetzt auch am Fest „sehr, sehr gern“ beteilige und, wie er augenzwinkernd hinzufügte, an diesem 13. April „fürs Spielen zuständig“ sei. „Spiele der Lutherzeit“ stellt Rhein in Aussicht, Murmeln, Kegeln, Kreiseln oder auch Geschicklichkeitsübungen mit „Astragalen“, dahinter verbergen sich - Vegetarier bitte mal kurz weghören - Ziegenknöchelchen. Zudem wird die Stiftung an dem Tag zu ermäßigtem Eintritt in ihre dann frisch eröffnete Marien-Ausstellung einladen.
Werfen erlaubt
Ein Angebot, das quasi nahtlos anschließt an die Narzissen in der Nachbarschaft, hat unterdessen das Science-Center im Gepäck. Wie dessen Leiterin Janina Dorn ankündigte, werden am 13. April „Ackerkugeln“ verteilt. Was die anderenorts martialisch „Seed bombs“ (Samenbomben) genannten Kraftpakete zum Werfen enthalten und was also demnächst (auch) blühen wird im Universitätspark - bleibt vorerst ein Geheimnis. Disteln werden es schon nicht sein, und „eine kleine Cannabiswiese“, wie Rhein launig insinuierte, ganz sicher nicht.
Die Stadtgesellschaft darf sich auf eine neue Grünanlage freuen, die hoffentlich kein regelmäßiger Einsatzort des Frühjahrsputzes wird. Das Eröffnungsfest allerdings könnte zu einer festen Größe werden: als Frühlingsfest, wie die Vorsitzende des Festkomitees Karina Austermann sagte. (mz)
