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Vorschlag abgelehnt Vorschlag abgelehnt: Elberadweg zwischen Wörlitz und Dessau-Roßlau

Von Andreas Behling 29.12.2014, 10:51
Der Fliederwall, der in den Zuständigkeitsbereich des Landesbetriebs für Hochwasserschutz fällt, soll unbefestigt bleiben.
Der Fliederwall, der in den Zuständigkeitsbereich des Landesbetriebs für Hochwasserschutz fällt, soll unbefestigt bleiben. thomas Klitzsch Lizenz

Oranienbaum-Wörlitz - Fast schien es so, als hätte gejubelt werden können. Der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) wollte sich nämlich nicht nur um dichte Deiche zwischen Wörlitz und Dessau-Roßlau kümmern. Zugleich sollten auf den Wällen gut ausgebaute Radwege entstehen. Und weil dafür Boden hätte versiegelt werden müssen, bot der Landesbetrieb im Gegenzug an, derzeit noch bebaute Areale der Natur zurückzugeben.

Der Plan bestand darin, an Vockerodes westlichem Ortsrand die dem Verfall preisgegebenen Gebäude der einstigen Gewächshausanlage (GWA) abzureißen. Das Gesamtpaket wäre also mit drei Vorteilen verbunden gewesen: Ein prima Hochwasserschutz, eine vernünftig befahrbare Rad-Route von einigen Kilometern Länge und ein wieder halbwegs erträgliches Erscheinungsbild des Ortes.

Thema zunächst erledigt

Im Stadtrat Oranienbaum-Wörlitz wurde jedenfalls bekannt, dass Bürgermeister Uwe Zimmermann (Linke), Vockerodes stellvertretender Bürgermeister Rüdiger Schmidt (SPD) und Frank Torger (Stadtrat der Linken und Flussbereichsingenieur beim LHW) einen Termin im Magdeburger Bauministerium wahrnahmen, um kommende Etappen abzusprechen. In der Landeshauptstadt, so hieß es, sollte die Möglichkeit ausgelotet werden, den Einsatz des LHW mit dem Zuschuss von Fördermitteln zu verknüpfen. Zimmermann präzisierte: „Hintergrund des Gesprächs war die Absicht des LHW, den Weg auf der Deichkrone des Fliederwalls mit einer Bitumendecke zu versehen. Dafür hätte der Betrieb Ausgleichsflächen gebraucht. Diesen Flächenausgleich wollten wir durch den Abriss von GWA-Altgebäuden wie zum Beispiel Lehrlingswohnheim und Sozialgebäude realisieren.“

Doch es kommt offenbar anders. Das Stadtoberhaupt sah sich zu einem Nachtrag gezwungen. „Das Thema hat sich zunächst erledigt. Die Bitumendecke auf dem Fliederwall wird aus denkmalrechtlichen Gründen nicht gebaut.“ Der Radfahrer, so Zimmermann, dürfe „sich an den Kopf fassen“. Von Dessau kommend, könne er auf dem Elberadweg bis zur östlichen Kraftwerksmauer auf Bitumen fahren. Dann gehe es bis zum Berting auf Splitt und über „eine unmögliche Pflasterstraße“ bis zur Bruchmühlenfahrt. Danach könne der Pedalritter entweder auf Kleinpflaster oder auf dem unbefestigten Randstreifen vorwärtskommen, um ab Umgehungsstraße wieder auf Bitumen bis zum Eichenkranz fahren zu können. Doch ob das an der Stelle zerbröselnde Geolen ersetzt wird, ist ungewiss.

Heike Mortell, Referentin für Gartendenkmalpflege im Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (LDA), lehnte die mit farbigem Splitt abgestreute Asphaltbauweise auch für den letzten Abschnitt ab. Für Zimmermann steht fest: „Es werden einfach funktionale Zusammenhänge ignoriert.“ Seine Kritik richtet sich ausdrücklich nicht gegen die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz. Für die bezog Pressesprecher Steffen Kaudelka Position: „Da der Landkreis Wittenberg für den Elberadweg zuständig ist und Hochwassermittel für überregionale Radwege nicht über die Stiftung beantragt werden, hat die Kulturstiftung dem Kreis im Oktober 2014 ihre Zustimmung für den Ausbau des Radweges im Bereich Sieglitzer Waldpark in gefärbter Asphaltbauweise erteilt.“

Robin Baake, Öffentlichkeitsarbeiter in Sachsen-Anhalts Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft, merkte derweil an: „Als Ministerium, das für den Tourismus im Land zuständig ist, setzen wir uns natürlich dafür ein, dass der beliebteste deutsche Radwanderweg attraktiver wird. Unser Ziel ist daher ein durchgängiger Ausbau des Elberadwegs mit einer Bitumendecke. Dies ist jedoch nicht überall möglich.“ Baake zufolge bleibt vor allem der Bereich des Fliederwalls zwischen Draisine bis Berting, der in den LHW-Zuständigkeitsbereich fällt, unbefestigt.

„Dieser Abschnitt ist aufgrund seiner Lage im Kernbereich des Gartenreiches als ,hoch-denkmalgeschützt’ eingestuft. Daher war der Ausbau dort ausschließlich als wassergebundene Decke genehmigungsfähig. Alle weiteren Bereiche sollen mit einer Bitumendecke versehen werden. Die notwendigen Anträge dafür sind gestellt,“ so Baake.

Darauf verweist auch Alfred Reichenberger vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (LDA). Im konkreten Fall, lässt er wissen, handele es sich „um einen Eingriff in ein Denkmal, das den Status eines Unesco-Welterbes hat. Von Seiten des LDA sei demnach „ganz besondere Sorgfalt gefragt, ist doch die Erhaltung der Authentizität aus rein denkmalpflegerischen Gesichtspunkten von größter Bedeutung“. Eine Asphaltierung dieser Wege würde die ursprünglich beabsichtigte ästhetische Wirkung sehr beeinträchtigen.

Zudem zeigten Kostenvergleiche, dass Wege mit wassergebundenen Deckschichten inklusive der notwendigen Pflegekosten kostengünstiger sind als Bitumenwege. Aus diesen Gründen habe sich das Landesamt gegen eine Asphaltierung ausgesprochen. Die Entscheidung liege nun bei der Oberen Denkmalschutzbehörde. Bei der handelt es sich um das Referat Denkmalschutz/Unesco-Weltkulturerbe des Landesverwaltungsamts.

Zimmermann ist sauer

Zimmermann reagierte auf die Statements ungehalten. „Mit dem Schlagwort der Verletzung der Authentizität des Unesco-Welterbes kann man nahezu jede Baumaßnahme im Gartenreich beeinflussen. Der Vollständigkeit halber will ich betonen, dass die Ortslagen auch zum Welterbe gehören. Die Kernaussagen dieser Briefe sind immer die gleichen. In der Abwägung traut sich niemand, gegen den Welterbe-Status zu arbeiten. Das geht nur in Dessau.“

Bezüglich der Kosten, räumte er ein, habe Reichenberger sogar recht. „Bei einer sandgebundenen Decke brauchen keine Ausgleichsmaßnahmen durchgeführt werden. Allerdings hätten die Ausgleichsmaßnahmen das Ortsbild von Vockerode deutlich verbessert.“ (mz)

Nichts wird es mit dem Abriss der Ruinen in Vockerode.
Nichts wird es mit dem Abriss der Ruinen in Vockerode.
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