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Vor den Wahlen Vor den Wahlen: Ist Wittenberg eine Sportstadt?

Von Michael Hübner 18.05.2019, 20:04
Die künftigen Kommunalpolitiker tragen große Verantwortung für die Vereins- und Sportförderung - hier „Der Landkreis sucht seine Supersprinter“.
Die künftigen Kommunalpolitiker tragen große Verantwortung für die Vereins- und Sportförderung - hier „Der Landkreis sucht seine Supersprinter“. Klitzsch

Wittenberg - Wittenberg präsentiert sich gern als Sportstadt. Ist sie es aber wirklich? Die MZ stellte diese Frage nach dem Zufallsprinzip Kandidaten für den neuen Stadtrat, jenen Menschen also, die die politische Verantwortung auch für die künftige Entwicklung im Sportbereich übernehmen wollen. Es gibt interessante Antworten.

Für Christian Reisbach (CDU) ist der Fall klar: Wittenberg ist eine Sportstadt, sagt der ehrenamtliche Schriftführer im Kreissportbund. Als Beweis führt der Polizeibeamte „die Vielzahl der Vereine“ an. Er wolle sich für den Sportstättenbau einsetzen. „Eine Drei-Felder-Turnhalle, die Platz hat für 2 500 Zuschauer“, nennt der 33-Jährige als Beispiel. Das ermögliche höherklassigen Sport. „Die Sanierung der Stadthalle“, ist für den Freizeitfußballer ein weiteres Ziel.

Für Reinhild Hugenroth (Grüne) ist Wittenberg „selbstverständlich“ eine Sportstadt. Die 55-Jährige führt auch „die vielen Vereine“ ins Feld. „Wir müssen die bestehenden Strukturen stärken“, so die aktive Fahrradfahrerin und Joggerin. Konkret meint sie den Kreissportbund. Sie ist auch von der Notwendigkeit „der Renovierung der Sportstätten“, überzeugt. Das sei bei ihren Gesprächen in den Vereinen immer wieder ein Thema gewesen.

Für Rudi Kaufhold (FDP) ist die Sache klar: „Ja, Wittenberg ist eine Sportstadt.“ Der 71-Jährige lobt die Nachwuchsarbeit in Pratau, im Handball in Wittenberg, die MZ-Laufaktion oder die Sporttage. „Die haben auch für eine Belebung der Altstadt gesorgt“, betont der Mann, der sich als Botenläufer einen Name gemacht hat. Auch er werde sich für die Sportstätten einsetzen.

Kaufhold macht aber eine Einschränkung: „Wenn Geld da ist.“ Nach seiner Auffassung sind wir hier nicht bei „Wünsch dir was.“ Er sagt: „Ohne Moos nichts los.“ Es gebe zu wenige Mittel für den Schul-, Kultur- und für den Sportbereich. Der Liberale unterbreitet einen interessanten Vorschlag: „Das Land stellt zweckgebundene Mittel für den Sport zur Verfügung.“ Er nennt auch gleich den Haken an seiner Idee: „Das Land hat auch kein Geld.“

Für Daniel Wartenberg (SPD) ist „Wittenberg noch eine Sportstadt“. In seinem Wahl-Flyer lobt er Vereine, die im Breitensport tätig sind und aktiv mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. „Der Wert dieser engagierten Vereine wurde in den letzten Jahren zunehmend nicht mehr geschätzt“, kritisiert er den alten Stadtrat.

„Es geht nicht um Tausende Euro Unterstützung“, erläutert der 30-Jährige, „sondern um die Zahlung der Betriebskostenzuschüsse.“ Diese Zahlungen seien der Haushaltskonsolidierung zum Opfer gefallen. Der ehemalige Fußballer vom SV Reinsdorf und Leichtathlet will nicht nur Sport-, sondern alle Vereine unterstützen.

Für Horst Dübner (Linke) ist der Fall eindeutig: Wittenberg ist keine Sportstadt. „Es fehlen attraktive Sportstätten, Hallen und Plätze“, argumentiert der 72-Jährige, der sich mit Fahrradfahren fit hält und stets beim Fuß- oder Handball anzutreffen ist. Und der ehemalige Fußballer - unter anderem Lok Köthen - vermisst Events. Er erinnert an den großen Erfolg der Erstauflage von „Luther springt“ und rät zur Zusammenarbeit mit Dessau.

Für Ronny Zegarek (Freie Wähler) ist Wittenberg keine Sportstadt. „Es gibt keine sportlichen Erfolge“, sagt der 48-Jährige. Darüber hinaus seien „die Sportstätten nicht mehr zeitgemäß“. „Ich habe in meiner Verbandsligazeit die Anlagen in Sandersdorf, Haldensleben und Wolfen gesehen“, sagt der ehemalige Kicker - er trainiert immer noch einmal in der Woche bei der Traditionself - vom FC Grün-Weiß Piesteritz. Hier ist er, das freilich sagt er nicht, aktuell der Haupt- und Trikotsponsor. In einem Wahlkampf-Flyer betont er: „Wir unterstützen unsere Vereine. Sie machen das Leben lebendiger und lebenswert.“

Uwe Loos (Linke) ist von der unterschiedlichsten Antworten nicht überrascht. Als Präsident des Kreissportbundes, der aber auch kandidiert, sagt er: „Wir sind eine Sportstadt.“ Er nennt den Breitensport und die Sporttage als Pluspunkte. Das ist eine Aussage mit politischer Sprengkraft. Immerhin widerspricht er dem Spitzenkandidaten seiner Partei. Aber egal, wenn sich tatsächlich alle Volksvertreter künftig parteiübergreifend für den Sport engagieren werden wie angekündigt, dann brechen wahrlich goldene Zeiten mit vielen Erfolgen an. (mz)