Von Thailand nach Wittenberg Von Thailand nach Wittenberg : Masseurin gewinnt zweimal Gold

Wittenberg - Berührungsängste darf man nicht haben. Kein Mensch, jedenfalls keiner, mit dem man nicht das Bett teilt, kommt einem körperlich näher als der Masseur. Die Masseurin, in diesem Fall. Beherzt packt Naree Seume zu. Beherzt und gleichzeitig behutsam. Denn: „Jeder Körper ist anders.“
Die Verspannungen, von denen man zwar ahnte, dass es sie gibt, sind rasch entdeckt. Es sind viele. Diese Schulterpartie, ein einziges Desaster! So würde Seume, als freundliche Thailänderin, das natürlich nie formulieren. Vermutlich lächelt sie jetzt bloß nachsichtig. Es gibt ja sie.
Uiii, jetzt fährt einem ein zartes Knie in den Rücken! Hier sind also auch noch Muskeln. Hin und wieder knackt es irgendwo leicht. Keine Frage, so eine Massage ist Vertrauenssache, dies aber gleich vorweg: Wenn alles vorbei ist, fühlt man sich ziemlich gut.
Massagen dauern mindestens eine Stunde
Und dies war jetzt nur ein mehrminütiges Probehäppchen. Eine Stunde, sagt Seume, müsse man schon mindestens einplanen für eine Massage bei ihr. Divers sind die Arten von Massagen, die es gibt und die auch sie durchführt. Da gibt es die Thai-Massage, bei der man seine Klamotten beruhigenderweise sogar anbehalten darf, die Ganzkörpermassage (bei der züchtig Tücher jeweils die Körperregionen abdecken, die gerade nicht „bearbeitet“ werden), Massagen mit und ohne Stretching... Was wann? Kommt drauf an, sagt Seume. Und wir erinnern uns: Jeder Körper ist anders.
„Naree gibt sich da so richtig mit rein“, sagt Sylke Meinel, ihre Chefin. Kein Wunder, dass auch sie abends merkt, was sie tagsüber getan hat. Massieren, so Meinel, ist „körperlich anstrengend“ und wenn am Ende beide, Kunde/Patient und Masseurin, „entspannt sind, dann ist das optimal“.
Liebe bringt Thailänderin nach Wittenberg
Sylke Meinel, Inhaberin des Kosmetikstudios Chris am Arsenalplatz, muss hie und da noch ein wenig einspringen beim Interview mit der Presse. Seumes Deutsch entwickelt sich gerade noch. Schließlich ist die 33-Jährige erst seit 2014 in Deutschland bzw. in Wittenberg. Was mit der Liebe zu tun hat, die in diesem Fall übers Internet ihre zarten Fäden spannte zwischen Thai- und Deutschland und dann auch in einer Hochzeit mündete.
Die Tochter der Seumes, inzwischen fünf Jahre alt, kam noch in Thailand zur Welt. Die Mutter hat in ihrer Heimat eine gutbezahlte Stelle aufgegeben, um mit ihrem Mann in der Lutherstadt zu leben. In der Touristenregion Khao Lak sei sie in einem großen Hotel „Director of the Spa“, die Leiterin des Wellnessbereichs mit 36 Mitarbeiter(innen) gewesen, erzählt Naree Seume.
Mit zwei Goldmedaillen ausgezeichnet
Heute ist sie selbst wieder Mitarbeiterin, zuständig nicht nur für die Massagen sondern auch für die anderen Bereiche der Körperpflege bei „Chris“. Dass es dazu kam, hat allerdings ganz ursächlich mit ihren Massagen zu tun. „Naree hat Meisterarbeit geleistet an meinem Mann“, sagt ihre heutige Chefin. Der laborierte schmerzhaft an seiner neuen Hüfte herum, bis er, damals noch in einem anderen Studio, an die Neu-Wittenbergerin geriet. Meinel entschloss sich, Naree Seume einzustellen und so ihr Angebot um Massage zu erweitern.
Dass Naree Seume ein goldenes Händchen hat, muss man nicht glauben - es ist inzwischen auch hochoffiziell festgestellt worden: Bei einem Wettbewerb von 100 Masseuren aus 30 Ländern schnitt sie glänzend ab, zwei Goldmedaillen brachte sie aus Kopenhagen mit, darunter die für den Gesamtsieg. Weiterbildung sei ein wichtiger Grund gewesen, warum sie sich dort beteiligt habe. Sie will noch besser werden. Man lernt nicht aus.
Aber wer massiert eigentlich die Masseurin? Das braucht sie gar nicht, sagt ihre Chefin, Naree mache Yoga. Neulich hat sie sie beim Kopfstand ertappt. (mz)
