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Keine Nacht- und Bödenfröste Viertwärmster Mai seit 1881: So war das Wetter im Kreis Wittenberg

Mit einem Monatsmittel von 16,7 Grad Celsius und dem 21. mit 27 Grad Celsius wird der Mai zum viertwärmsten seit 1881. Was Hobby-Wetterfrösche für den Wonnemonat notieren.

Von Achim Kuhn 11.06.2024, 08:30
Am 28. Mai hat es eine Regenfront   in der Dübener Heide gegeben, hier ein Blick von Dorna, der bedrohlich wirkt.
Am 28. Mai hat es eine Regenfront in der Dübener Heide gegeben, hier ein Blick von Dorna, der bedrohlich wirkt. (Foto: Sascha Graf)

Wittenberg/MZ. - Der Mai, der ein Juni war. Diese Aussage trifft zu, wenn das langjährige Temperatur-Mittel der Jahre 1961-1990 als Berechnungsgrundlage genommen wird: Denn der Mai kommt auf eine Monatsmitteltemperatur von 16,7 Grad Celsius, die ein Plus von 3,7 Grad bedeutet. Damit war er der viertwärmste Mai seit 1881. Den Spitzenplatz belegt der Mai 1889 (!) mit 17,2 Grad.

Für Sachsen-Anhalt wurde ein Monatsmittel von 16,2 Grad Celsius errechnet, der Landkreis hat diesen Wert um 0,5 Grad überboten. Es wurden vier bis sechs Sommertage erreicht, was ein Plus von zwei Tagen bedeutet. Am 21. Mai gab es den wärmsten Tag des Monats, im Landkreis wurden sehr einheitlich 27 Grad und etwas mehr gemessen. Um einen Heißen Tag ist der Kreis im Mai herumgekommen, ein solcher tritt statistisch alle zehn Jahre auf (1961-1990).

Alle Dekaden des Monats waren 3 bis 4 Grad zu warm, Nacht-und Bodenfröste sind ausgefallen, Eisheilige Fehlanzeige. Was kaputtzumachen war, hatte der April erledigt. Die kühlsten Nächte wurden zwischen dem 6. und 9. Mai beobachtet, in Annaburg am 28. Mai, zwischen 3 und 7 Grad lag das Minimum im zwei Metern Messhöhe, 5 Zentimeter über dem Erdboden ging es auf 4 Grad herunter am 5. Mai. Insgesamt war es der 13. Monat in Folge mit überdurchschnittlichen Temperaturen.

Das Wetter im Mai im Kreis Wittenberg.
Das Wetter im Mai im Kreis Wittenberg.
(Grafik: MRM/Büttner/Bischof)

Lange Durststrecke

Dafür gab es mal wieder eine sehr lange Durststrecke durchzustehen. Vom 25. April bis zum 18. Mai gab es bis auf sehr wenige Ausnahmen keine relevanten Niederschläge im Revier. Die erste Dekade hatte dürftige 1,1 Liter je Quadratmeter im Flächenmittel gebracht, die zweite ebenso magere 4,6 Liter. Die Bodenfeuchte war bis zum 20. Mai im Landkreis auf 20 bis 30 Prozent der nutzbaren Feldkapazität gesunken. Zum Monatsende war selbige nur unwesentlich angestiegen, obwohl am vorletzten Tage um 14 Liter pro Quadratmeter gefallen waren, die letzte Dekade hatte im Flächenmittel fast 40 Liter gebracht. Im Mittel des Landkreises sind knapp 40 Liter gefallen. Das entspricht 81 Prozent des langjährigen Mittels, Abweichungen von fast 52 Prozent sind für diesen Monat möglich (Standardabweichung). Bei der Anzahl der Tage mit messbarem Niederschlag ist der Mai 2024 mit durchschnittlich neun Tagen um ganze fünf Tage unter den Erwartungen geblieben.

Die Sonnenscheindauer war mit etwas über 220 Stunden nicht ungewöhnlich hoch, 107 Prozent sind ein leichtes Plus gegenüber dem Vergleichszeitraum. Als sehr ungewöhnlich sind indes die Wassermengen Ende Mai 2024 in Baden-Württemberg und Bayern zu bezeichnen, die Erinnerungen an die Hochwässer der Jahre 2002 und 2013 wecken. Alle folgenden Zahlen beziehen sich auf die Monate, in denen sehr hohe Regenmengen zu Hochwässern führten:

Viel in kurzer Zeit

Baden-Württemberg: August 2002 121 Millimeter = 128 Prozent; Mai 2013 149 mm = 156 Proz.; Mai 2024 181 mm = 190 Proz.; Bayern Aug 2002 165 mm = 163 Proz.; Mai 2013 161 mm = 178 Proz.; Mai 2024 163 mm = 180 Proz.; Sachsen-Anhalt: Aug 2002 100 mm = 169 Proz.; Mai 2013 121 mm = 234 Proz.; Mai 2024 70 mm = 136 Prozent. Verantwortlich dafür war bekanntermaßen ein sehr langlebiges Tief, das vom 1. bis zum 3. Juni die Regionen unter Wasser setzte. Der Westteil der Tschechischen Republik, das Einzugsgebiet der Moldau war ebenfalls betroffen, erreichte aber nicht diese außergewöhnlichen Regenmengen. Dennoch sind die Folgen auch an der oberen und mittleren Elbe zu beobachten mit Pegelständen in Wittenberg von 209 cm am 31. Mai bis 352 cm am 6. Juni.

Im Zeitraum 21. Mai bis 2. Juni sind im West-, Nordwestteil und im Norden der Tschechischen Republik erhebliche Regenmengen gefallen, die über Moldau, Berounka und Ohe/Eger zur Elbe abgeführt wurden. Im genannten Zeitraum sind im Jihocesky kray / Südböhmen 88 Millimeter gefallen, also 118 Prozent der mittleren Monatssumme für den Mai. Im Plzensky kray / Pilsen kamen 131 mm herunter = 187 Prozent. Der Karlsbader Kreis / Karlovarsky kray erhielt mit 119 mm 195 Prozent der zu erwartenden Regenmenge, Aussig / Ustecky kray 81 mm gleich 133 Prozent.