Verschwiegen, aber nicht geheim
Wittenberg/MZ. - "Eine verschwiegene, aber keine geheime Gesellschaft", so der Ehrenvorsitzende des Wittenberger Heimatvereins.
Die Ursprünge lagen in den Bauhütten der Steinmetze, einige Zeichen der Handwerksmeister seien in der Wittenberger Stadtkirche noch zu sehen, sagte Richter. Die Freimaurer, deren erste Loge 1721 in Großbritannien gegründet wurde, hatten die Organisation der Bauhütte übernommen: die Gemeinschaft als gleiche Brüder, unabhängig von Religionen, die verschiedenen Wissensgrade (Meister, Parlierer, Gesellen, Lehrlinge) und Zeichen wie Hammer und Winkelmaß. Diese Zeichen und andere wie Bienenkorb oder Säulen, so zeigte Richter anhand etlicher Bilder, sind oft auf den Schurzen zu sehen, welche die Freimaurer bei ihrer Arbeit im Tempel tragen. Interessant war der bildliche Exkurs in den Wörlitzer Park, in dem an einer Stelle freimaurerisches Gedankengut verschlüsselt ist.
Nach Wittenberg drängten derartige Ideen, als die Stadt nach den Befreiungskriegen zu Preußen kam. Bereits 1821 fanden sich die ersten Freimaurer zusammen, am 31. Oktober 1828 wurde die Gründung der "Loge zum treuen Verein" offiziell eingetragen. Man traf sich in der Scharrenstraße 5, wo ein Zimmer gemietet war. In dieses wurde zur Gründung mittags 12 Uhr "das Licht eingebracht". Später erwarben die Freimaurer das Haus, und als sie 1890 ein neues Domizil bezogen, eröffnete ein Wirt in der Scharrenstraße eine Gastwirtschaft namens "Zur alten Loge". Ein Neubau an der Berliner Straße wurde nämlich durch die Entfestigung der Stadt (1873 angeordnet) möglich. Zahlreiche Pläne, die Burkhart Richter zeigte, verdeutlichen die genaue Planung des Hauses durch Baumeister Bethke, das im Erdgeschoss neben Gesellschaftsraum, Billardzimmer, Speise- und Festsaal im Obergeschoss einen Arbeitsraum, den so genannten Tempel, hatte. Nach Südosten ausgerichtet befand sich dort ein prächtiges Fenster mit einer Abbildung von Johannes dem Täufer, des Schutzpatrons der Loge. Während der Tempel nur von Eingeweihten betreten werden durfte, war der Rest des Hauses durchaus auch den Familienangehörigen der Logenbrüder zugänglich. "Bei der Aufnahme bekam der Bruder einen Schurz und zwei Paar weiße Handschuhe - für sich und seine Frau", erläuterte Richter. Das Haus wurde von der Loge im Ersten Weltkrieg als Reservelazarett zur Verfügung gestellt. 1933 wurden Logen von den Nationalsozialisten verboten und Richter zeigte einen Brief von 1936, der besagte, dass alle Gegenstände und Sachen der Freimaurer abgegeben werden mussten.