Verrückte vertreiben Griebos Wintergeister
Griebo/MZ. - Das zünftige Zempern ist Teil einer langjährigen Tradition und das wiederbelebte Brauchtum hat - darauf legen die Organisatoren großen Wert - nichts mit dem klassischen Karneval zu tun. "Die Grieboer Fastnacht basiert auf dem Brauch der Wintergeistvertreibung", erläutern Andreas Lindner und René Packhäuser. Die beiden Platzmeister führen die fröhliche Truppe bei ihrem Rundgang durchs Dorf an und sie lassen es sich nicht entgehen, bei jedem Halt mit der Dame des Hauses ein Tänzchen im Dreivierteltakt zu wagen.
Von den meisten Einwohnern werden sie bereits erwartet und beköstigt. Marianne Schulze hat extra Speckkuchen gebacken, außerdem gibt es frisch zubereitete Kräppelchen. Hochprozentige Gaben rinnen direkt durch die Kehlen, alle anderen Präsente landen in der großen Kiepe von Oma und Opa.
Das Paar (dargestellt von Arndt Niemzcak und Manfred Riechers alias Wuschel) gehört traditionell zu jenen bäuerlichen Figuren der Grieboer Fastnacht, die mit lautem Singen den Winter zu vertreiben suchen. Denn in jenen Zeiten, als noch Mägde und Knechte das Dorfbild prägten, boten allein die Wintermonate Gelegenheit zum ausgelassenen Feiern. Die landwirtschaftlichen Arbeiten beschränkten sich auf das Füttern und Melken des Viehs, die freie Zeit nutzten die Einwohner zum geselligen Beisammensein mit Musik und Tanz.
"Wir sind einfach elf Verrückte." Andreas Lindner PlatzmeisterDass der Jahresrhythmus heutzutage anderen Gesetzen gehorcht, ficht die Fastnachter nicht an. Vor 15 Jahren haben sie sich daran gemacht, die uralte Tradition wieder aufleben zu lassen, spontan und ohne großen organisatorischen Aufwand, nicht einmal ein Verein wurde gegründet. "Wir sind einfach elf Verrückte", erklärt Andreas Lindner mit verschmitztem Lächeln. Der gebürtige Sachse dient den Grieboern als Beweis dafür, "dass wir auch die Zugereisten integrieren". Ein Vierteljahrhundert lebt Lindner aber immerhin schon im Ort. Der zweite Platzmeister ist indes ein Grieboer Urgestein. "Schon der Vater war früher einmal Platzmeister" erzählt René Packhäuser.
Eine Tradition, die verpflichtet und auch ein gewisses Maß an Kondition erfordert. Vier Tage lang dauert die Zempertour, unzählige Tänze und Gesangsdarbietungen haben die Männer dann hinter sich, die Kiepe hat sich oftmals gefüllt und die freigiebigen Spenden warten darauf, bei einer Tombola während der Fastnachtsfeiern verlost zu werden. Auch das Geheimnis um den neuen Platzmeister wird dann gelüftet. Die amtieren zwei Jahre, jeweils ein alter Hase und ein Neuling zusammen. Eine Überraschung wird das auch für den Betroffenen, denn der weiß bis zuletzt nichts von seinem Glück. Aber alle elf Männerfastnachter sind schließlich verrückt genug, die Aufgabe zu übernehmen.
Die Fastnachtsveranstaltungen finden am 7. März um 20 Uhr (für Jugendliche), am 8. März ab 19 Uhr (für die mittleren Jahrgänge) und 9. März ab 15 Uhr (für Senioren und Kinder) jeweils in der Mehrzweckhalle in Griebo statt. Der Eintritt kostet 7 bzw. 8 Euro.